Mitglied inaktiv
Hallo, ich bin schon ganz verzweifelt. Mein Sohn (6 Wochen alt) hat etwa 1 Stunde nach jedem Stillen mit Bauchweh zu tun. Er krampft sich richtig zusammen und schreit ohne Ende. Wir haben jetzt Sab Simplex und Kümmelzäpfchen vom Arzt bekommen. Kann man diese Sachen auch über einen längeren Zeitraum geben ? Kann ich beim Stillen etwas ändern, damt er nicht solche Problem hat ? Manchmal kann ich gar nicht auseinanderhalten, ob er schreit, weil er Hunger hat oder Bauchweh. Ist es dann ein Problem, wenn ich ihn anlege und er noch mehr Milch trinkt oder verstärkt es die Bauchweh ?Was kann ich da tun ? Lieben Gruß, Birga
Liebe Birga, für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls "Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich weder sehen, wie ihr Kind an der Brust angelegt ist, noch beurteilen wie es trinkt. Deshalb sollten Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden, die Sie und Ihr Kind SEHEN kann. Außerdem können Sie probieren, Ihrem Kind mit einer sanften Bauchmassage zu helfen. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe einen Babymassagekurs, wo Sie sich Tipps zum Massieren holen können. Sie können auch versuchen Ihrem Baby durch Tragen in der Kolikhaltung (auch Fliegergriff genannt, das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm des Erwachsenen, mit dem Kopf in der Ellenbeuge ruhend) und durch Wärmeanwendungen (gut geeignet dazu sind Hot Cold Packs) auf den Bauch Erleichterung zu verschaffen. Ein Tragetuch kann in dieser Situation ebenfalls sehr hilfreich sein. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Sie werden vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird und mit etwas Geschick können Sie Ihr Kind sogar im Tuch stillen. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die sich dann auch gleich anschauen kann, wie Sie Ihr Baby anlegen und wie es saugt. Falls Sie Milchbildungstee trinken, lassen Sie diesen Tee probehalber weg. Fencheltee oder auch solche Mischungen, wie sie als Milchbildungstee verkauft werden, werden immer wieder als DAS Mittel gegen Bauchprobleme angegeben, aber sehr viele Kinder reagieren gerade auf diese Tees, vor allem, wenn die Mutter größere Mengen davon trinkt, mit massiven Blähungen. Inzwischen sprechen sich alle Experten für das Stillen nach Bedarf aus. Es bietet die Möglichkeit, dass sich das Baby die Nahrung holt, die es braucht und zwar dann wann es sie braucht und außerdem kommt auf diese Weise die Milchproduktion am besten in Gang bzw. wird dem Bedarf des Babys entsprechend aufrechterhalten. Wird ein Baby hingehalten und schreit deshalb, verbraucht es viel Energie für das Schreien und trinkt unter Umständen anschließend nur mehr schlecht an der Brust (sei es aus Erschöpfung, sei es aus Frustration). Das kann der Beginn einer Gedeihstörung oder eines Stillproblems sein. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland. Übrigens ist Muttermilch bei einem so kleinen Baby nach einer Stunde schon fast vollständig verdaut (das ist auch der Grund, warum kleine Babys zwischen 10 und 12 Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden gestillt werden wollen), so dass kaum "frische Milch" auf "unverdaute Milch" treffen wird. Der Organismus eines Menschenbabys ist darauf eingestellt in kurzen Abständen immer wieder neue Nahrung zu bekommen. Sie können also getrost die Uhr vergessen und ihr Baby immer dann anlegen, wenn es danach verlangt. Interessant finde ich übrigens, dass selbst die Verfechter der Theorie, dass ein Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten eingehalten werden muss, sagen, dass dieser Mindestabstand bei Wachstumsschüben selbstverständlich nicht eingehalten werden muss. Auch der vielbeschworene Vier Stunden Rhythmus für das Baby ist unphysiologisch, denn der besagte Rhythmus ist nicht durch die Evolution entstanden, sondern eine Erfindung des "modernen" Menschen. Als die künstliche Säuglingsnahrung eingeführt wurde und es noch keine adaptierten Muttermilchersatzprodukte gab, musste man sehr schnell feststellen, dass das (beim Stillen praktizierte) Füttern nach Bedarf zu Überernährung führte. Um diese Überernährung zu verhindern, wurde das Füttern nach Zeitplan eingeführt. Später, als das Stillen wieder eine Art "Renaissance" erlebte, wurde dieser Zeitplan auch auf Stillkinder übertragen. Das ursprüngliche Wissen um die "Kunst des Stillens", das in früheren Zeiten einfach von der Mutter und Großmutter auf die Tochter überliefert worden war, war leider verloren gegangen. Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi
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