Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

stillen 10 monate

Frage: stillen 10 monate

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Hallo Biggi, meine Tochter ist etwas über 10 Monate und wirkt ganz munter. Ich habe vor ein paar Wochen mal versucht sie abzustillen, wovon sie gar nichts hielt, weswegen sie weiterhin nahezu voll gestillt wird... Das stört mich eigentlich auch nicht weiter, nur sorge ich mich, dass sie alles bekommt, was sie braucht. Macht es Sinn, ihr Vitaminpräparate zu geben oder reicht auch bei einem so großen Baby das Stillen als Quelle? Sie wird nach Bedarf gestillt, mnachmal bekommt sie eine kleine Flasche normale Kuhmilch, manchmal isst sie auch ein wenig mit von unserem Tisch, aber eben nicht regelmäßig und v.a. in vernachlässigbaren Mengen. Außerdem habe ich nochmal eine Frage zu Nikotin und Alkohol: während der Schwangerschaft und in den ersten sechs Monaten habe icvh keinerlei "Genussgifte" konsumiert, seit einigen Wochen aber schon, manchmal auch ein wenig mehr (1l Bier, danach habe ich aber abgepumpt und verworfen und sie mit Fläschchenmilch gefüttert für einen Tag). Ist der "Stillnutzen" weiterhin so groß, dass er die negativen Folgen von Alkohol und Nikotin (


Biggi Welter

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? Liebe Kathrin, noch überwiegend gestillte 10 Monate alte Kinder sind nicht unbedingt eine große Seltenheit und in aller Regel muss frau sich hier keine Sorgen machen, dass das Kind Mangelerscheinungen erleidet, wenn das Kind andere Nahrung noch überwiegend ablehnt oder in Miniportionen isst. Manche Kinder brauchen einfach etwas länger, als andere, bis sie größere Mengen essen mögen. Vielleicht liest Du einmal das gerade neu in Deutsch erschienene Buch „Mein Kind will nicht essen" von Dr. Carlos Gonzales. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3-932022-12-2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich denke auch, dass es ganz wichtig ist, dass ihr das Thema „Essen" nicht zum zentralen Punkt in eurem Leben werden lasst. Auch wenn es schwerfällt: Je entspannter ihr dem Essverhalten eures Kindes gegenüberstehen könnt, um so besser. Hast Du es schon einmal mit fingergerechter Nahrung zum Selberessen probiert? Es gibt Kinder, die sehr wohl essen würden, aber absolut keinen Brei wollen. Viele Kinder hassen es auch gefüttert zu werden und wollen selbst essen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, denn schließlich lässt sich sehr viel an fingergerechter Nahrung anbieten und außerdem hat es den Vorteil, dass diese Kinder in aller Regel sehr bald sehr gut selbst mit Besteck umgehen können und so problemlos am Familientisch mitessen können. Probier es doch einmal mit fingergerechter Nahrung und lass dein Kind selbst essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse- und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Auch Brot kann ab acht Monaten angeboten werden. Letztlich kann dein Kind inzwischen schon sehr viel vom Familientisch essen. Versuch das einmal und setze auch auf das Nachahmungsbedürfnis der Kinder. Zusammen mit ein paar anderen Kindern oder auch Erwachsenen macht Essen mehr Spaß. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin- und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz-Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Die Halbwertszeit des Nikotin in der Muttermilch beträgt etwa 90 Minuten. Eine Halbwertszeit von 90 Minuten bedeutet, dass nach 90 Minuten noch die Hälfte der ursprünglichen Menge vorhanden ist, nach weiteren 90 Minuten die Hälfte der Hälfte (= ein Viertel) und nach weiteren 90 Minuten halbiert sich diese Menge wieder (das heißt, dann ist noch ein Achtel der Ursprungsmenge vorhanden). Nach drei Stunden ist also noch ein Viertel der Ursprungsmenge vorhanden bei dieser Halbwertszeit. In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: „Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Natürlich ist es das Beste, wenn eine stillende Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Doch Rauchen und Stillen schließen sich gegenseitig keinesfalls aus. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Das Stillen ist nicht zwingend ein Grund, auf ein gelegentliches Glas Wein oder Bier zu verzichten. Doch eine Mutter, die keinen Alkohol mag, hat keinen Nachteil, wenn sie weiterhin darauf verzichtet. Die Amerikanische Akademie der Kinderärzte sieht gelegentlichen, mäßigen Alkoholkonsum als mit dem Stillen zu vereinbaren an. Die Alkoholkonzentration in Blut und Muttermilch verläuft in etwa parallel. Daher erhält der vollgestillte Säugling rund 10 % der gewichtsbezogenen Alkoholmenge seiner Mutter (je nach dem in welchem Abstand zum Alkoholkonsum gestillt wird). Obwohl junge Säuglinge Alkohol nur etwa halb so schnell abbauen können wie ein Erwachsener, verursacht die bei gelegentlichem Alkoholkonsum auf das gestillte Kind übergehende Alkoholmenge wohl keine Schäden bei dem Säugling. Durch Abpumpen lässt sich der Alkoholgehalt der Muttermilch nicht verringern. Man hat herausgefunden, dass die Konzentrationsspitze in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nach dem Trinken bzw. 60 bis 90 Minuten nach dem Genuß von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln erreicht wird (Lawton 1985). Alkohol wird auch unverändert aus der Milch und dem Kreislauf der Mutter ausgeschieden. Bei einer Frau mit einem Gewicht von 55 kg dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Alkoholmenge von einem Glas Bier oder Wein von ihrem Körper abgebaut wird (Schulte 1995). Ein gelegentliches Glas Sekt, Wein oder Bier oder eben auch ein Cocktail ist zu vertreten, von „harten" Getränken sollte Abstand genommen werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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