Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Still-Schlafproblem

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Still-Schlafproblem

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Hallo, zunächst noch Danke für dieses Forum und die tollen Antworten. Situation: -Paul, 12 Wochen, war Steißlage, Wendungsversuch nicht geglückt, normale Entbindung versucht, nach 12 Stunden Kaiserschnitt -Seit Geburt viel am Schreien -Seit 5 Wochen Behandlung bei einer Osteopathin, wg Schiefhals -Seit Geburt rund um die Uhr Blähungen -Saug- und Trinkverhalten: Trinkt hastig, schluckt extrem Luft, Bäuerchen kommen noch nach zwei Stunden mit Nahrung raus. Schreit oft beim trinken, zieht Beine an. Ohne Schnuller hätte ich alles nicht überlebt, da er nur am Schreien war Anfangs. Verlangt oft den Schnuller, schiebt aber auch ständig Fäustchen in den Mund/ Hals(würgt manchmal dabei), will ständig saugen und kauen--sich beruhigen Stillmahlzeiten:6-7 -Schlafentwicklung: nach ca 5 Wochen legte ich ihn Nachts auf den Bauch u siehe da er wurde ruhiger- Nachtschlaf bis zu 8 h am Stück, 2 Stillmahlzeiten. Er konnte so auch selbst einschlafen und fand den Daumen zur Beruhigung. Alle rieten mir von Bauchlage ab, ich bekam Angst und puckte ihn zum Schlafen. Klappte bis vor zwei Wochen gut, 5h am Stück gepuckt mit Schnuller, dann 3, dann 2 h (Pausen mit Stillen gefüllt). Auch seine Koliken schienen ihn Nachts nicht so zu stören, das Schreien füllte den Tag, nicht dei Nacht---ich u mein Mann hatten Zeit zur Erholung!!!) Seit 2 Wochen ist der Schlaf unruhig, Gottseidank schafft er meist den 5 h Schlaf einigermaßen, aber er wacht manchmal alle Stunde auf, jammert. Ich stecke ihm dann den Schnuller rein, lege di eHand auf den gluckernden Bauch.So schaffe ich es oft , ihn am Schlafen zu halten. Nach dem ersten Stillen schafft er manchmal 3 h alleine, öfter aber nicht und ich bin wieder am Schnullerdienst etc...Dann stille ich meist unter Geschrei. Heute war 1,5 h vor und gleich nach dieser Phase nicht mehr an Schlaf zu denken. Er schlief zwar ein, aber alle zehn min. jammern... dann war er plötzlich wach, obwohl er sonst doch 12 h im Bett liegen konnte. Ich bin oft nur am Schlaf bewachen. Die einzige Phase wo ich meist zur Ruhe komme, ist der erste Schlaf, da muss ich aber mit ihm um sieben/ achte ins Bett...Ich habe nicht mal da Ruhe, etwas schönes abends zu machen. Meist schlafe ich auch nur nach eine halben Bierchen ein(ich weiß dass das schlecht ist aber mein Arzt wollte mir schon Valium geben).Frage: Soll ich meinen Sohn nachts öfter stillen...zur Beruhigung, denn trotz seiner Schreierei beim Trinken, beruhigt ihn das am Besten nach einer Weile und dann schläft er ein. Der Nachteil ist, sein kleiner Bauch ist noch voller mit noch mehr geschluckter Luft etc... Wie schaffe ich es, dass mein Sohn weniger Luft schluckt?????? Auf den Bauch legen ist leider nicht mehr, er akzeptiert das nimmer. Sorry für die wirre Fragestellung, keine Sorge, ich bin nicht am verzweifeln, aber: Gibt es Grund zur Hoffnung??? Ist das ein Megawachstumsschub??? Liebe Grüße, Sonja Priehn


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Liebe Sonja, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte und Ihr Baby ist im klassischen Alter dafür. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Babys haben auch ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls "Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, also auch Schnuller) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen). Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Herzlichen Gruß, Kristina


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