Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Still-Marathon

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Still-Marathon

Mitglied inaktiv

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Meine Kleine kam vor 3 Wochen per Kaiserschnitt auf die Welt. Leider klappt das Stillen bis heute noch nicht zu 100 Prozent. Wie kommt das, dass morgens das Stillen in ca. 30 Minuten beendet ist und das Kind dann mind. 2 Stunden schläft, allerdings nachmittags und abends es in einen regelrechten Still-Marathon ausartet, bei dem das Kind mehrere Stunden an der Brust liegt, trinkt, nuckelt, wieder einschläft, sobald man sie ins Bett legt, schreit... Ich habe die Kleine immer nah bei mir, auch nachts liegt sie in meinem Bett um gleich bei Bedarf stillen zu können. Jetzt ist es öfter so, dass die Menge der Milch nicht ausreicht und ich ihr zufüttere, wobei dieses sich immer um eine Menge von "nur" ca. 15-20 ml handelt. Allerdings nach 3-4 Stunden an der Brust bin ich froh, wenn das Kind dann die Flasche bekommt um die Brust etwas zu erholen. Wie kann ich einen Rhythmus finden? Ich hatte schon vor 6 Monate voll zu stillen, allerdings wenn ich meine Kleine nicht satt bekomme, ich fühle mich schon als Versagerin!! Erst die Geburt per Kaiserschnitt wegen BEL und jetzt klappt die Versorgung auch nicht!! Bin am Verzweifeln!! Vielen Dank für die Hilfe!! Liebe Grüße, Dunja


Biggi Welter

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Liebe Dunja, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen .und Ihr Baby ist im klassischen Alter dafür! Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo, Den abendlichen Still-Maraton nennt man Cluster-Feeding. Er hilft, die Milchmenge auf den Bedarf des Kindes einzustellen. Ihr beiden seit mit 3Wochen noch in der Eingewöhnungsphase, die ist oft recht anstrengend. Ein Kind hat keinen Rhythmus, so wie du ihn wünschst. Das einzige was annährend rhythmisch ist, ist, dass es zwischen Schlafen und Essen wechselt. Eine Uhr hat es nicht und kennt es nicht. Es ist im Mutterleib rund um die Uhr versorgt worden, jetzt muss es sich das mühsam selbst erarbeiten. Das ist echt anstrengend und eine ziemliche Umstellung (eine von vielen), die so ein Baby zu bewerkstelligen hat. Mit der Zeit, wenn das Baby Interesse am Welt erkunden hat, hat es auch mal Augen für etwas anderes. Aber selbst als Erwachsener hält man sich doch nicht an die Uhr mit Essen, bzw. isst Zwischendurch mal was. Da sich das Baby von sehr leicht verdaulicher Kost ernährt und nicht von Semmeln, Nudeln, Fleisch, und sonst schwerer verdaulicheren Zeug, ruft es entsprechend früher. Zudem ist der Magen winzig. Warum fütterst du 20ml zu? Mich würde interessieren wie du darauf kommst?Wenn du ihn oft genug anlegst, könntest du diese Menge bestimmt mit Muttermilch ersetzen. Ja, aller Anfang ist schwer, und wenns das erste Kind ist ungewohnt und man wird bescheuert, wenn alle sagen Rhythmus braucht das Kind, aller 4h! Die halten die Kinder mit Tee hin und wundern sich, dass sie ziemlich zeitig keine Milch mehr haben. Die Zeit bringts. Kopf hoch Luna


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