Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ständig wach

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ständig wach

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Hallo Biggi! Mein Sohn ist jetzt sechs Wochen alt und mir scheint, er braucht sehr wenig Schlaf. An den meisten Tagen ist er ständig wach und döst gerade mal für fünf bis zehn Minuten ein und will dann wieder auf den Arm genommen werden. Wenn er gestillt wird, dann trinkt er oft nur eine Seite, döst dann ein bisschen ein und wacht aber sofort auf, wenn ich ihn ins Bettchen lege und will wieder auf den Arm. Nach ein oder zwei Stunden will er dann wieder gestillt werden, wobei es oft nur ein Nuckeln ist. Ich hab wirklich schon alles probiert: Kuscheliges Nestchen machen, etwas höher legen, zudecken, damit er genauso warm liegt wie auf dem Arm, etc., aber er will einfach nicht alleine liegen. Deinen Artikel übers Cluster-Feeding hab ich schon gelesen, aber das ganze geht jetzt schon sechs Wochen lang! Die Nächte sind genauso und es klappt nur, wenn er bei mir im Bett schläft. Ich werde natürlich dann aber oft geweckt, weil er mindestens drei oder viermal in der Nacht trinken oder nuckeln will und die Nacht ist bald vorbei, weil mein erstes Kind früh aufstehen will. Ich hab nämlich noch einen 22-Monate alten Sohn daheim, der sehr lebhaft ist, so dass ich kaum noch weiß, wo mir der Kopf steht und mir fehlt jede Menge Schlaf. Gibts irgendwelche Tipps, dass die Schlafzeiten doch etwas zusammengezogen werden und damit länger werden und dass er sich richtig satt trinkt und nicht jede Stunde nuckelt? Mit dem Tragetuch hab ichs schon probiert, aber das klappt nicht so gut, weil ich da vieles mit dem Großen nicht machen kann (mal hochnehmen, lebhaftere Spielchen, etc.). So langsam geht mir der Schlafmangel und dass ich fast rund um die Uhr das Baby auf dem Arm habe, wirklich an die Substanz, so sehr ich die beiden natürlich gern habe!! Die Kinder kann mir leider niemand abnehmen für ein paar Stunden am Tag, so dass ich über ein paar Tipps wirklich dankbar wäre!


Biggi Welter

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? Liebe Sunshine, ich fürchte es gibt keinen Tipp, der das Verhalten deines Kindes - das nun mal ganz normal für so ein kleines Menschlein ist - verändern wird und gleichzeitig wirklich den Bedürfnissen des Kindes gerecht wird. Das Problem liegt wie so oft darin, dass Du als junge Mutter mit zwei kleinen Kindern isoliert mit aller Arbeit und Verantwortung alleine gelassen bist und deshalb ständig erschöpft bist. Der Punkt ist jetzt, einen Weg zu finden, der sowohl die Bedürfnisse der Kinder als auch deine Bedürfnisse berücksichtigt. Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Wenn irgendmöglich suche dir eine Hilfe für den Alltag. Auch wenn es dir jetzt sehr anstrengend erscheint, lege dein Kind einfach immer dann an, wenn es danach verlangt, deine Kleine weiß nicht, dass sie das Zweitgeborene ist. Vielleicht legst Du dich zusammen mit deinen Kind ins Bett, gönnst dir so viel Ruhe wie möglich, schaust mit dem größeren Kind Bilderbücher an und baust mit ihm mit Duplosteinen (das geht auch im Bett oder vom Sofa aus, weiß ich aus eigener Erfahrung von meiner Liegeschwangerschaft nur zu gut) und kümmerst dich in erster Linie um die Versorgung deiner Kinder, alles andere kann warten. Vielleicht findest Du auch etwas Unterstützung durch deinen Partner, deine Mutter oder Schwiegermutter, eine Freundin oder auch einfach einen verantwortungsbewussten Teenager aus der Nachbarschaft, der gegen ein geringes Entgelt bereit ist, einmal mit dem Großen zu spielen oder auf den Spielplatz zu gehen oder einige Besorgungen für dich zu erledigen. Wegen dem Tragetuch kannst Du dich an eine tucherfahrene Frau wenden, denn mit einem richtig gebundenen Tragetuch kann frau fast alles machen, auch wilde Spiele und ein weiteres Kind hochnehmen. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe und es wäre überhaupt ein guter Gedanke einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommst Du dort auch moralische Unterstützung. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene Kollegin heraus. Und denke daran: Die anstrengende Zeit dauert nicht endlos, es wird wieder einfacher werden. LLLiebe Grüße Biggi


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