Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

"Später" Beikoststart

Frage: "Später" Beikoststart

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, in einem Buch las ich heute, dass Babys, die erst "einige Zeit nach dem 6. Monat mit Beikost beginnen" später Probleme mit dem Essen auftreten können, in dem Sinne, dass sie Schwierigkeiten mit dem Schlucken und Kauen haben (weil zu spät gelernt) Was sagst du dazu? Verunsicherte Grüße Babyzwei


Biggi Welter

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Liebe Babyzwei, QUATSCH :-). Die Empfehlung, dass Beikost etwa ab sechs Monaten erforderlich ist, gründet nicht unbedingt auf der bindenden wissenschaftlichen Erkenntnis, dass ab diesem Zeitpunkt wirklich zusätzliche Nahrung erforderlich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwas, was Carlos Gonzales, ein spanischer Kinderarzt, in einem Vortrag auf der Europa Konferenz der LLL in Nottingham gesagt hat. Der Titel des Vortrags war "Mein Kind will nicht essen", schon allein die Tatsache, dass es zu diesem Thema Vorträge gibt, spiegelt wider, dass es Kinder, die Beikost nach dem sechsten Monat noch ablehnen nicht nur vereinzelt gibt. Dr. Gonzales hat verglichen, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten sollte bzw. wie lange es ausschließlich gestillt werden sollte im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder bzw. der Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des Jahrhundert wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine ausschließliche Stillzeit von zwölf Monaten empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, umso jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und jetzt kommt es: umso mehr Ratschläge gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreißiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass das Kind Mangelerscheinungen bekommt. Die Hauptsorge ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Wie bereits erwähnt, der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss, ist recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Es ist in der Mehrzahl der Fälle so, dass die Kinder etwa mit sechs Monaten bereit für Beikost sind, sehr wenige früher und viele eher später. Insbesondere bei Kindern mit einer Allergieneigung wird oft beobachtet, dass sie feste Kost noch bis zum achten, neunten Monat oder sogar noch länger ablehnen. Am besten achtest Du auf dein Kind und nicht auf den Kalender. Dein Kind wird dir zeigen, wann es Beikost will und braucht und es wird bald lernen, wie es kauen und beißen kann. Lass dich nicht verunsichern, Du hast nichts falsch gemacht! LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ja, der Zusammenhang ist spannend :-) Frage mich, ob man das gleiche mit Nicht-Schlafen-Wollenden Kindern findet.. (die ja ab 6 Monaten -angeblich- allein schlafen lernen müssen). Vielen Dank, wir stillen demnach voll weiter, so lange der Kleine keine Anstalten macht, etwas Zusätzliches haben zu wollen (und 9,5 Kilo bei 5 Monaten kommen ja nicht von irgendwoher-- ;-)) Herzlichen Dank! Babyzwei


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