Sohnemann zu leicht / Beifüttern klappt nicht

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Sohnemann zu leicht / Beifüttern klappt nicht

Hallo Biggi!! Du hast mir schon einmal sehr geholfen, als mir nach einer Krankheit die Milch weggeblieben ist. Deine Tipps haben funktioniert, es ist eine ganze Zeit lang gutgegangen. Leider scheint aber die Milch nicht mehr auszureichen. Adri ist jetzt 5 Monate alt, bei der U4 lag seine Gewichtskurve etwas neben der 50er-Linie, woraufhin 4 Wochen später das Gewicht erneut kontrolliert werden sollte. Da lag das Gewicht trotz häufigen Anlegens aber noch weiter von der 50er-Linie weg (trotzdem er 1 Pfund zugenommen hat, aber das ist wohl zu wenig für 4 Wochen), steht jetzt ziemlich mittig zwischen 50 und 3. In zwei Wochen steht die nächste Kontrolle an. Den dringenden Rat der Kinderärztin, zuzufüttern, würde ich ja gerne annehmen. Leider nimmt der kleine Mann absolut keine Flasche an. Ich hab schon alles versucht, verschiedene Lochgrößen, Silikon und Latex, normale Sauger, tropfenförmige, große von NUK.. vorm Stillen, nach dem Stillen, wenn er topfit ist oder müde, aufm Arm, im Liegen.. egal, der will nicht, brüllt schon, wenn er ne Flasche sieht. Entweder es liegt an der Flasche oder es schmeckt ihm einfach nicht (HA-Nahrung, soll laut Ärztin manchmal zu 'Akzeptanzproblemen' kommen weils nicht schmeckt.. aaaah ja, toll). Und jetzt??? Was kann ich nur machen, damit sein Gewicht wieder hoch geht? Die Ärztin hat mir leider keine Anleitung gegeben, wie man eine Magensonde legt.. ;o) :o/ Ernsthaft: so langsam bin ich am verzweifeln und denke schon dran, komplett abzustillen, damit ihm nichts anderes übrig bleibt als die künstliche Nahrung.. :o( Grüße - die Sadako

Mitglied inaktiv - 09.07.2007, 18:30



Antwort auf: Sohnemann zu leicht / Beifüttern klappt nicht

Liebe Sadako, Babys nehmen in den seltensten Fällen immer gleichmäßig zu, sondern in Schüben und sogar gelegentliche Gewichtsstillstände können vorkommen, ohne dass gleich ein Anlass zur Sorge gegeben sein muss. Vor allem Babys, die zunächst überdurchschnittlich zugenommen haben, können einen "Zunehmknick" in der Kurve haben. Das Zufüttern von Beikost bei einem zögernd zunehmenden Kind sollte immer sehr kritisch gesehen werden, vor allem dann, wenn das Kind noch keine sechs Monate alt ist. Zunächst sollten andere Möglichkeiten ausprobiert werden bzw. überprüft werden (z.B. häufigeres Anlegen), ob die Zunahme tatsächlich zu gering ist oder einfach dem individuellen Tempo dieses Kindes entspricht. So haben z.B. Karotten gerade mal 22 kcal pro 100 g, im Gegensatz zu Muttermilch mit fast 70 kcal pro 100g. Das bedeutet, dass Sie mit der Beikost eine Nahrung mit niedrigerem Kalorienwert einführen und dadurch die hochkalorische Nahrung (Muttermilch) ersetzen, was eher zu einer Verlangsamung der Gewichtszunahme, denn zu einer Steigerung der Zunahme führen wird. Außerdem ist die zu frühe Einführung von Beikost eine Belastung von Darm und Nieren (erhöhte Molenlast) und erhöht das Allergierisiko. Die Gewichtszunahme verlangsamt sich außerdem mit zunehmendem Alter und nimmt auch mit Einführung der Beikost in der Regel nicht wieder zu, sondern wird eher noch langsamer. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. Wenn dein Kind die künstliche Milch verweigert, solltest Du versuchen, die Milchmenge zu steigern. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.07.2007