Mitglied inaktiv
Bei mir ist irgendwie alles ziemlich kompliziert! Mein kleiner Sohn ist jetzt 11 Tage alt. Im KH klappte das Stillen einigermaßen gut, aber seit ich zu Hause bin (1W.) ist alles durcheinander. Ich habe gleich am 1. Tag eine Brustentzündung bekommen - nicht äußerlich aber anscheinend waren die Drüßen überlastet, weil ich ständig angelegt habe. Meine Hebamme meinte ich soll darauf achten, daß ich ihn min. 1Std. lang nicht anlege. Zum einen sagte sie das aufgrund meiner Brustentzündung und zum anderen wegen den Blähungen des Kindes. Meine Entzündung ging zwar zurück, aber die Blähungen blieben. Jetzt meinte sie ich solle versuchen, daß der Kleine in einen Rhythmus hineinkommt. Ich solle versuchen ihn alle 3Std. zu stillen. Das hab ich jetzt einen Tag lang gemacht, hab ihn sogar geweckt, aber das Fazit ist, daß er jetzt überhaupt nicht mehr trinken will. Ich schaff es bei langem betteln gerade mal ihn 10-15Min. zu stillen, dann geht nichts mehr, weil er so müde ist. Dann kommt er aber schon nach ca. 1Std. wieder und will an meine Brust. So muß ich ihn im Moment immer ca. 2Std. schreien lassen! Im KH hat er nie! geschrien! Weil ich ihn immer anlegte. Jetzt schreit er ständig! Weiß gar nicht mehr was ich machen soll! Hoffe, daß sie mir einen Rat geben können- werd noch wahnsinnig! LG Nani
? Liebe Nani, wenn mir eine Frau erzählt, wie kompliziert es doch bei ihr ist, dass das Baby nun nur mehr weint und sie mit den Nerven am Ende ist, dann erfahre ich fast immer - entweder direkt oder auf Nachfragen -, dass irgend jemand der Frau geraten hat, das Baby nicht nach Bedarf, sondern nach einem bestimmten Zeitschema anzulegen und es so zu einem „Rhythmus" zu bringen. Das Einzige, was der Versuch, dem Kind ein bestimmtes Zeitschema aufzudrängen bringt, ist in aller Regel Verzweiflung bei Mutter und Kind (mit vielen Tränen auf beiden Seiten) und oft genug auch noch Stillprobleme, die nicht selten darin enden, dass das Baby nicht (mehr) richtig gedeiht und die Mutter frustriert vorzeitig abstillt. Es gibt keine „überlasteten Drüsen" durch häufiges Anlegen. Wenn es beim Stillen zu Schmerzen kommt, dann liegt das fast immer an nicht korrektem Anlegen oder einem Saugproblem beim Kind. Sollte es tatsächlich zu einem Milchstau oder gar einer Brustentzündung kommen, dann heißt die Therapie nicht seltener anlegen, sondern häufig anlegen, um die Milch am Fließen zu halten, viel Ruhe plus eventuell die Anwendung von Kälte nach dem Stillen und in manchen Fällen auch eine medikamentöse Therapie, die ärztlich verordnet werden muss. Inzwischen sind sich alle Stillexperten einig, dass das Stillen nach Bedarf die beste Lösung für Mutter und Kind ist. Auf diese Weise bekommt ein Baby die Nahrung, die es braucht, dann wann es sie braucht und die Milchmenge der Mutter stellt sich am besten auf den Bedarf des Babys ein. Eine Ausnahme davon ist ein schlecht gedeihendes Kind, das viel schläft. In diesem Fall muss die Mutter die Initiative ergreifen und das Kind zum häufigeren Trinken an der Brust wecken. Es gibt keinen Grund einen bestimmten Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten, denn das Kind bekommt keine Bauchprobleme, wenn es häufig angelegt wird. Die Theorie „keine frische Milch auf angedaute Milch" ist wissenschaftlich nicht haltbar. Dazu hänge ich Ihnen noch einen Artikel einer Kollegin an. Hinhalten und Vertrösten sind nicht empfehlenswert. Das Hinhalten eines hungrigen Babys kann dazu führen, dass das Baby schließlich so erschöpft ist, dass es - wenn es dann endlich an die Brust darf - nicht mehr effektiv trinkt. Es kann dann so weit kommen, dass die Brust nicht mehr optimal angeregt wird, die Milchmenge abnimmt und das Baby eine Gedeihstörung entwickelt. An dem Punkt, dass Ihr Baby nicht mehr effektiv trinkt, sind Sie ja leider bereits angelegt, so wie Sie die Situation schildern. Damit nun wieder etwas mehr Ruhe in Ihr Leben einkehrt, kann ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich mit Ihrem Baby gemeinsam ins Bett zu legen und ein paar reine Baby- und Stilltage einzulegen. Das kann wahre Wunder wirken, wenn Sie sich für ein paar Tage mit Ihrem Kind ins Bett legen können (oder auf ein gemütliches Sofa oder einen Liegestuhl im Schatten) und sich um nichts anderes kümmern als um sich und Ihr Baby. Das Baby häufig anlegen, eventuell mit Wechselstillen und sich selbst so richtig verwöhnen (lassen). Denken Sie daran: Sie sind noch Wöchnerin und sollten sich Ruhe gönnen. Gleichzeitig ist es empfehlenswert, dass Sie sich an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe wenden, die Ihnen nochmals genau zeigt, wie Sie korrekt anlegen und woran Sie erkennen, dass Ihr Baby gut und effektiv saugt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Nur Mut, mit ein bisschen Geduld und der richtigen Unterstützung finden Sie (wieder) zu einer harmonischen Stillbeziehung und recht bald wird Ihr Leben nicht mehr ganz so aus den Fugen geraten sein. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
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