Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schützt Stillen vor Autismus?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schützt Stillen vor Autismus?

Mitglied inaktiv

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Bei meinem älteren Bruder ist im 7. Lebensjahr Autismus festgestellt worden. Es wird erzählt, dass mein Großonkel ebenfalls an Autismus erkrankt war. Mein Oma hat immer erzählt, das wäre daher gekommen, weil ihre Mutter bei ihm zu wenig Milch hatte und ihn nicht stillen konnte. Mein Bruder und ich sind gar nicht gestillt worden. Ist Autismus wirklich vererbbar? Aber ich zeige keinerlei Symptome von Autismus. Kann ich meinen 4 Monate alten Sohn durch Stillen vor Autismus schützen? Leider gibt es weder in Buchhandlungen noch in Bibliotheken kaum informative Literatur über diese Krankheit? Gruß, Nicole


Biggi Welter

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? Liebe Nicole, eine Kollegin von mir hat ein autistisches Kind, das (genau wie ihre anderen Kinder) lange gestillt wurde. Ich habe mich ausgiebig mit ihr unterhalten und sie hat mir erklärt, dass es nicht ganz geklärt ist, wie Autismus entsteht. Es gibt verschiedenen Theorien und es scheint auch eine erbliche Komponente zu geben, da bei einigen Autisten tatsächlich bestimmte genetische Veränderungen nachweisbar sind. Stillen schützt nicht vor Autismus, aber es ist kann sehr förderlich sein und sich vor allem auch auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind, die bei einem autistischen Kind ja sehr schwierig sein kann, positiv auswirken. Oftmals werden autistische Kinder jedoch sehr früh abgestillt, entweder weil es sehr große Stillproblem gibt, die nach dem Abstillen zu Ernährungsproblemen werden können oder aber auch, weil die Mutter und Kind in ihrer Beziehung zueinander Probleme haben können. Oftmals ist es scheinbar so, dass die Mutter sich abgelehnt fühlt oder das Kind sich auch gegen den engen Körperkontakt beim Stillen sträubt. Allerdings lässt sich hier keine allgemeingültige Aussage treffen, denn es gibt nicht „das autistische Kind", sondern das Spektrum dieser Störung ist ungeheuer weit gestreut und nicht jeder autistische Mensch verhält sich wie Rainman in dem gleichnamigen Film. Es gibt sehr viel Informationsmaterial und auch sehr viel Literatur. Wenn Du dich da näher informieren willst, dann wende dich an den Verband „Hilfe für das autistische Kind" den Du unter www.autismus.de im Internet findest. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich bin Sozialpädagogin und habe mich schon während meines Studiums mit dem Thema Autismus befaßt. Die Ursachen für den frühkindlichen Autismus können auch von den Experten nicht genau festgemacht werden, aber man geht davon aus, daß Erbfaktoren oder prä-, peri- oder postnatale Hirnschädigungen eine große Rolle spielen. Durch das Stillen wird frühkindlicher Autismus also nicht verhindert werden können. ABER: schaden tut´s bestimmt nicht!!! Im "Handbuch für soziale Berufe - Sozialmedizin" steht außerdem: "Frühkindlicher Autismus ist im 1. Halbjahr erkennbar, da soziales Lächeln ausbleibt" Sollten Bedenken bestehen, würde ich Dir immer raten sofort zum Arzt zu gehen, da man auch beim frühkindlichen Autismus sehr viel durch geeignete Frühförderung tun kann. Wichtig ist auch noch, daß es einen Unterschied vor allem im Schweregrad der Behinderung gibt zwischen "frühkindlichem Autismus" und "autistischen Zügen", wie sie z.B. als Folgeerscheinung bei Schizophrenie auftreten können. Ich hoffe ich konnte Dir etwas helfen! Alles Gute! P.S.: wenn Du mehr wissen möchtest, dann kann ich Dir auch einige Bücher nennen.


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