Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlaflos

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schlaflos

lpips

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Hallo, Unser Sohn ist jetzt 16 Wochen alt. Seid Woche 5 hat er quasi durchgeschlafen, also die erste Etappe von 20 Uhr bis 3 oder 4 Uhr. Danach nochmal bis 6:30 und die Nacht war rum. Er trinkt tagsüber mind. Alle 2 Stunden Immernoch. Vor Ca. 2-3 Wochen fing es an dass er nachts öfter aufwachte und seid jetzt fast 1 Woche wacht er teilweise stündlich aber mind. 2 stündlich auf und das jede Nacht. Zur Beruhigung geht nur die Brust, (er brauchte nie die Brust zum einschlafen). Er trinkt dann auch jedesmal... Wir sind echt KO und haben schon alles mögliche gerätselt woran es liegen könnte aber im Endeffekt kann es ja alles mögliche sein in dem Alter oder?! Der Kinderarzt meinte er wird nicht satt, wir sollen mit Brei anfangen (er wird voll gestillt) ... Damit habe ich kein Problem aber es dauert ja auch mindestens 4 Wochen bis er da mal so viel runter bekommt dass er satter vom Brei wird, wenn er es denn nimmt. Und noch 4 Wochen nachts stündlich oder halbstündlich stillen... Ohje! Tagsüber schlafen ist ebenfalls schwierig da er eben auch höchstens 2 Stunden am Stück schläft - bis ich dann mal eingeschlafen bin sind die schon wieder rum, daher hat mich das tagsüber nie gestört solange ich nachts wenigstens eine längere Episode hatte. Haben sie noch Tips oder einen Rat wie wir nachts wieder etwas mehr Schlaf bekommen ?


Biggi Welter

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Liebe lpips, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi


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