Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schilddrüsenüberfunktion & Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schilddrüsenüberfunktion & Stillen

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Hallo Fr. Welter! Bei mir wurde eine Schilddrüsenüberfuntkion festgestellt, ich muss ab sofort ein Medikament "Favistan" einnehmen. Mein Arzt meinte, man könnte zwar weiterstillen, rät aber davon ab, da mir wahrscheinlich eine längere Therapie bevorsteht. Mein Sohn ist 4 Monate alt und ich bin mir nicht sicher, ob ich abstillen soll. Vielen Dank!


Biggi Welter

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Liebe Martina, während einer Schwangerschaft und im Anschluss daran, kann es immer wieder zu Veränderungen im Hormonhaushalt kommen und die Schilddrüse ist Teil des hormonellen Systems, dessen einzelne Komponenten nie isoliert betrachtet werden können. Zu Thiamazol (= Methimazol,z.B. Favistan) habe ich in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann Steinhoff, Schaefer und Bunjes, 5. Auflage folgendes gefunden: "Unter 5 mg/Tag Thiamazol konnten Konzentrationen von maximal 65 ?g/l Milch gemessen werden. Ein Säugling erhält demnach bis zu 9,8 ?g/kg. Das entspricht etwa 12 % der mütterlichen Dosis pro kg Körpergewicht. Eine neuere Studie an 35 Kindern, deren Mütter zwischen 5 und 20 mg Methimazol (Anmerkung: Handelsname von Thiamazol) täglich erhielten, ermittelte normale Schilddrüsenparameter vier Wochen nach Stillbeginn. Gleichbleibend normale T3 , T4 und TSH Werte wurden auch bei sechs Kindern gemessen, deren Mütter einen Monat lang 20 mg, dann 10 gm und schließlich 5 mg Methimazol bekamen. (Azizi, 1996). Die Behandlung mit Carbimazol führt zu vergleichbaren Thyreostatikakonzentrationen in der Milch. Die M7P Quotienten von Thiamazol und Carbimazol sind etwa 1. Im Plasma eines gestillten Zwillingspärchens wurde Thiamazol im subtherapeutischen Bereich gefunden. Die Kinder zeigten keine Symptome, ihr Schilddrüsenstatus war unauffällig. Empfehlung. Propylthiouracil ist Thyreostatikum der Wahl in der Stillzeit und sollte Thiamazol und Carbimazol vorgezogen werden. Liegt die Dosis im oberen therapeutischen Bereich, sollten sicherheitshalber nach etwa vier Wochen die Schilddrüsenparameter des Säuglings kontrolliert werden." Es ist ein sehr weit verbreiteter Irrtum, dass stillende Frauen nicht auf die "normale" Medizin zurückgreifen dürften. Es gibt in fast jeder Situation stillverträgliche Medikamente und wenn Sie nur aus Furcht vor den eventuellen Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie abstillen wollen, dann sollte sich Ihr Arzt besser genau erkundigen, welche stillverträglichen Lösungen es gibt. Bei Unklarheiten kann sich jeder Ärztin/Arzt im Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel.: 030 30308111) erkundigen. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für ÄrztInnen zu Medikamentenfragen usw. in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Wenn Ihnen das Stillen wichtig ist, bitten Sie Ihren Arzt, mit Dr. Schaefer zu telefonieren, es gibt sicherlich eine Lösung. LLLiebe Grüße und gute Besserung! Biggi


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