Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

- Rundumproblem -

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: - Rundumproblem -

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Liebe Biggi Welter, eigentlich habe ich ein Rundumproblem, das ich dir gerne näher schildern würde: Mein Sohn ist 4 Wochen alt und hat seit ca. 2 Wochen Probleme. Anfangs dachten wir es seien Blähungen, jedoch stellte sich heraus, dass kein Mittel dagegen half (haben alles probiert). Seit einigen Tagen bin ich eher der Meinung es häng mit dem Stillen zusammen. Er trinkt recht hastig und seit 1 Woche will er auch ständig nuckeln. Da er sonst schreit, wenn er nicht an der Brust ist, komme ich eigentlich nicht richtig dazu etwas zu essen. Zudem sitz ich natürlich auch bis mittags im Schlafanzug und bin eigentlich ohne Plan, denn alles dreht sich nur um ihn. Wickeln, Stillen, wickeln, stillen. Wenn er mal einschläft dann eigentlich nur an meiner Brust und wenn ich ihn ablege brüllt er, er lässt sich dann nur durch den Busen beruhigen. Manchmal denke ich auch, dadurch dass ich so wenig esse ist die Milch nicht so nahrhaft oder fließt nicht in der Menge wie sie soll. Tja, so langsam geht mir das Problem an die Nerven da zudem meine Hebamme im Urlaub ist und ich nicht weiß ob ich aus kostentechnnischen Gründen eine andere zu Rate ziehen kann. Ich wäre echt sehr froh wenn Du mir helfen könntest! Sonja


Biggi Welter

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? Liebe Sonja, wenn die Hebamme in Urlaub ist, muss es eine Urlaubsvertretung geben. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Auch hier gibt es nur eine Ausnahme, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen. Es ist absolut normal, dass ein Baby häufig und vor allem auch immer dann, wenn es sich nicht wohl fühlt an die Brust will, denn Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch Trost, Geborgenheit, Schmerzstillt, Mama-Tanken ... Es ist auch vollkommen normal, dass ein Baby, das hingelegt wird, wieder aufwacht. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Möglicherweise wird das Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Ein Tragetuch kann da wie ein Zaubermittel wirken. Ihr Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche das einmal. Eine Autorin nennt dies so schön `Perspektive teilenA. Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit dir die Perspektive zu teilen. Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik“ betreiben, aber nicht wirklich helfen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. In vielen Fällen lassen sich sowohl die Spuck- und Bauchprobleme als auch das Problem der eventuell nicht ausreichenden Milchmenge durch eine Verbesserung der Anlegtechnik und des Saugverhaltens und einer Veränderung des Stillmanagements (nicht nach der Uhr stillen) lösen. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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