Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Probleme beim Abendstillen

Frage: Probleme beim Abendstillen

filli1988w

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Hallo, Meine Tochter ist jetzt 8 Wochen alt und eigentlich klappt das Stillen sehr gut außer Abends. Da fängt sie recht häufig an grundlos zu schreien und will nicht mehr an die Brust. Es ist fast so als hätte sie angst vor der Brust, wenn ich sie anlegen will weil sie grade mal ruhig ist und ich den BH öffne fängt sie wieder an. Ich versuche sie dann wieder zu beruhigen in dem ich oder mein Mann mit ihr rumlaufe aber das ist dann sehr schwer. Manchmal schaffen wir es dann auch soweit, dass sie vor der Brust liegt aber dann fängt sie wie wild an zu zappeln, Pucken bringt sie dann nur noch mehr in Rage. Oder manchmal schaut sie mich dann auch an und formt mit ihren Lippen ein O. Anfangs dachte ich sie hätte ne Saugverwirrung und ich hab den Schnulli für ne Weile weggelassen, was aber gar nicht funktioniert hat, da sie ohne garnicht zu beruhigen ist auch nicht mit dem Finger. Da ich ein enormen Milchspendereflex habe, dachte ich das es villeicht daher kommt aber es nütz auch nichts den "ersten Schwall" abzuwarten, Tags interessiert es sie auch garnicht wie doll es fliest. Dann haben wir auch noch probiert das Stillen mit wenig Licht oder auf nem Ball also in Bewegung (hilft ab und zu), in allen Räumen und Lagen. So richtig fruchten wollte nichts. Jetzt war ich auch schon ab und zu so verkrampft, dass ich gemert hab wie sie auch nervöser wird und hab dann etwas Milch abgepumt und ihr mit der Flasche gegeben (nach 2-3Stunden kampf). Ich habe das Gefühl, bei ihr kommt dann alles zusammen, sie ist müde, hat hunger und verarbeitet den Tag. Nur was ich besser machen kann weiß ich nicht. Vielen Dank schon mal im vorraus.


Biggi Welter

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Liebe filli1988w, das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu "klassische" Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde, d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Deiner Beschreibung nach stelle ich mir vor, dass es bei euch die folgende Situation gibt: Das Baby weint, die Mutter versucht es zu beruhigen, es gibt einen kurzfristigen Erfolg, dann weint das Baby wieder. Die Mutter versucht erneut, das Kind zu beruhigen, ist aber selbst bereits recht angespannt. Nach einer erneuten kurzfristigen Pause ist das Kind wieder unruhig und weint. Nun ist auch die Mutter überaus angespannt und diese Anspannung überträgt sich auf das Kind und beide schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis keiner mehr Ruhe finden kann. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft. Dieser Vorschlag mag für den Abend recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir am Abend beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit Du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald Du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden. Falls Du bei all diesen Anforderungen, die dein Kind zur Zeit an dich stellt, noch zum Lesen kommst, möchte ich dir "Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus deinem Kind nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch Du findest Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie euer Alltag wieder leichter werden kann. Zusätzlich kann ich dir nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe nahelegen. Im Austausch mit den anderen Müttern dort, wirst Du erleben, dass dein Kind nicht das einzige Baby auf der Welt ist, das so viel Zuneigung und Kraft von seinen Eltern braucht und allein das Wissen "es geht nicht nur uns so" kann enorm viel helfen. Ich wünsche euch allen baldmöglichst ruhigere Tage und Nächte und dir viel Kraft und Menschen, die bereit sind, dir jetzt mit praktischer Hilfe beizustehen. LLLiebe Grüße Biggi


JasperN

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Hallo Filli! Ich hatte das Problem auch mit meinem Jungen. Er hat genauso eine Mundbewegung gemacht und verweigerte aber die Brust. Ich würde es nochmal mit dem Schnuller versuchen.Vielleicht vermisst sie es ja? Mein Sohnemann hat den Schnuller mit 2 Wochen bekommen und wir haben keinerlei Saugverwirrung gehabt. Ich habe ihn auch gestillt ;) Ich habe mal gehört das viele Babys an etwas saugen wollen weil die schon im Mutterleib das Saugen können. Ist also eine Natürliche Reaktion. Ansonsten hab viel Geduld, auch wenn es manchmal sehr schwierig ist und bleib Stark! Lg. Nikki


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