Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

oft krank

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: oft krank

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

hallo, ich habe zwei Fragen: 1: meine Tochter, fast 1 Jahr alt, ist (wie ich finde) häufig krank. Wie oft bekommen denn Babys Infekte? Ab wann kann man von "normal" sprechen.? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. PS: Ich stille sie noch 2x. 2: sie schläft sehr schlecht. Sie wacht in guten Phasen 3x nachts auf. Will kurz herumgetragen werden und schläft sofort wieder ein. In schlechten Phasen wacht sie stdl. auf. Wir haben das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" nicht angewandt. Da es uns zu "hart" erschien! Jetzt wären wir bereit. Nur haben wir den Zeitpunkt verpasst. Sie steht, sitzt oder liegt völlig verdreht im Bett. Sie wacht "halb" auf und schreit. Wir müssen sie rausnehmen und wieder richtig reinlegen. Wir können sie doch nicht im sitzen, stehen oder völlig verdreht schreien lassen. Was können wir tun??? Vielen Dank im Voraus.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Anni, häufige Infekte bei einem Kleinkind sind nicht ungewöhnlich und leider bleiben auch nicht alle Stillkinder davon verschont. Acht oder sogar mehr Infekte pro Jahr sind keine Seltenheit. Kinder können in sehr seltsamen Stellungen schlafen und empfinden das, was wir Erwachsenen als absolut unbequem empfinden nicht als unangenehm. Alleine eine ungewöhnliche Schlafposition ist sicher noch kein Grund ein Kind aus dem Bett zu nehmen und andere hinzulegen, dabei wacht es höchstwahrscheinlich auf und ist zudem „grantig". Eine Möglichkeit unruhige Nächte ruhiger werden zu lassen ist das gemeinsame Schlafen im Familienbett. Familienbett muss nun nicht zwingend heißen, dass unbedingt das Elternbett alleine zum gemeinsamen Schlafen genutzt wird, oft kann auch eine Matratze unmittelbar neben dem Bett der Mutter oder ein an das Elternbett angebautes Kinderbett für das Kind hergerichtet werden. Die Nähe der Mutter/Eltern ist für viele Kinder sehr wichtig und hilft ihnen besser zu schlafen. Ein in der Nacht weinendes Kind, weint nicht, weil es die Eltern ärgern will oder ihnen den Schlaf rauben möchte. Es hat vielleicht schlecht geträumt, es bekommt Zähne, es fühlt sich alleine oder es braucht schlicht die Sicherheit, die ihm die Nähe der Mutter/Eltern bietet. Das Kind hat immer einen Grund, warum es weint. Deshalb sollte es dann auch getröstet werden. Wie dieser Trost und die Beruhigung aussehen, muss die Mutter (bzw. die Eltern) selbst entscheiden. Für manche Kinder mag es ausreichen, dass die Mutter (der Vater) sich zu ihnen ans Bett setzt, sie streichelt und ihnen leise beruhigend zuredet. Andere Kinder brauchen einen deutlich engeren Körperkontakt und/oder auch die Sicherheit und Geborgenheit an der Brust. Da müssen Sie ausprobieren, was für Sie und Ihr Kind der richtige Weg ist. Ehe Sie sich doch für die Methode aus „Jedes Kind kann ..." entscheiden, lesen Sie sich bitte die angehängte Buchbesprechung durch. LLLiebe Grüße Biggi Welter „Jedes Kind kann schlafen lernen" von A. Kast-Zahn und H. Morgenrot ISBN 3-9804493-0-0 DM 29,80 / ÖS 215,00 / SFR 29,80 Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern. Keine Familie wird gefragt, wie liebevoll sie mit den Bedürfnissen ihres Säuglings umgeht. Im Gegenteil, wenn das Baby gerade wenige Wochen alt ist, kommt die scheinbar wichtigste Frage: „Schläft es schon durch?" Für alle Eltern, die diese Frage mit „nein" beantworten müssen, stellt sich sofort die nächste Frage: „Was haben wir falsch gemacht?" Die ersten sechs Monate darf ein Kind nachts noch wach werden, aber dann muß es durchschlafen. So suggeriert es dieses Buch. Richtige Erkenntnisse über den kindlichen Schlaf werden mit Behauptungen vermischt: Kinder müssen ganz alleine einschlafen – ohne Mutterbrust, ohne die Eltern im Zimmer, ohne Schnuller und vielleicht auch noch ohne Schmusetier. Sie haben anscheinend keine Bedürfnisse (zu haben). Denn alles muß beim Aufwachen genauso vorgefunden werden – so die Autoren –, wie beim Einschlafen: die Brust würde aber weg sein, auch die Eltern würden nicht mehr im Zimmer neben dem Bett stehen, der Nuckel könnte aus dem Mund gerutscht und das Plüschtier vielleicht aus dem Bett gefallen sein. Deshalb darf auch nichts davon als Einschlafhilfe verwendet werden. Es kann natürlich sein, so meine ich, daß ein Kind, was so allein ist, auch schnell wieder in den Schlaf kommt, um dieser schrecklichen Situation zu entfliehen. Ist es das, was wir wollen? Die nächste fragwürdige Behauptung diese Buches: Kinder scheinen auch in den ersten Jahren ein Zeitgefühl zu haben. Denn es wird empfohlen, das Kind kontrolliert eine bestimmte Zeit (3, 5, 7, 10 Minuten) schreien zu lassen? Oder steht das deshalb so in dem Buch, weil es uns Eltern leichter fällt, das Kind schreien zu lassen, wenn wir nach einer bestimmten Zeit wieder zu ihm gehen dürfen? Ich denke, auf alle Fälle haben Kinder, die jünger als drei Jahre sind, kein Zeitgefühl. Selbst eine Minute kann für sie eine Unendlich-keit sein. Oft klappt das Ein- und Durchschlafen aber mit dieser Methode. Hat das Kind doch schlafen gelernt? Meiner Meinung nach hat es zumindest etwas anderes gelernt: Mir kann es schlecht gehen, und ich kann schreien: es kommt doch keiner. Es wird in einen depressiven und traumlosen Tiefschlaf fallen. Das bedeutet auch den Verlust des Urvertrauens mit Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Sollte dies vielleicht ein Grund für die vielen Schlafstörungen in unserer Generation oder der unserer Eltern sein? „Jedes Kind kann schlafen lernen" – ich meine: jedes Kind lernt schlafen. Und zwar dann, wenn es für das jeweilige Kind der richtige Zeitpunkt ist. Bis dahin brauchen die Kinder Begleitung in den Schlaf. Noch immer wissen wir nicht genau, was beim Einschlafen passiert, was sich in unserem Gehirn abspielt, daß wir am nächsten Morgen regeneriert aufwachen. Wir können unsere Gedanken bahnen, indem wir beim Einschlafen an beruhigende Dinge denken. Ein Kleinkind kann das jedoch nicht. Es ist auch nicht möglich, mit Absicht immer zu einer bestimmten Zeit wach zu werden. Wäre es so, bräuchte man keine Wecker auf dieser Welt. Natürlich benötigen viele Eltern Rat, Unterstützung und Begleitung, wenn sie ein schlecht schlafendes Kind haben. Aber ich bezweifle, daß dieses Buch diesen Eltern auf Dauer ernsthaft helfen kann. Einige Beispiele aus dem Buch sollen das deutlich machen: 1. „Erfahrungen aus der Kinderarzt-Praxis" (Seite 12) Die Eltern schlafen mit ihren Zwillingen in einem Raum und müssen jeden Abend für die Nacht 17 Fläschchen fertig machen. – Wie schrecklich, vielleicht hätte es geholfen, ein Familienbett zu organisieren? 2. „Welche Probleme können auftreten?" (Seite 90): Das Kind von 12 Monaten erbricht, um seine Eltern zu erpressen. – Welche massiven Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung müssen vorliegen, wenn ein Kind in dem Alter dazu in der Lage sein sollte? Dieses Buch allein kann den Eltern aus dieser Situation bestimmt nicht heraushelfen. 3. „Schmerzen" (Seite 140): Es wird den Eltern empfohlen, dem Kind zum Einschlafen ein Fieberzäpfchen zu geben. Es könnte ja Schmerzen haben, auch wenn nichts gefunden wurde. – Das ist der erste Schritt, alle Probleme mit Medikamenten beseitigen zu wollen und zu einer späteren Medikamenten-Abhängigkeit. Fazit: Schade für all diejenigen, die fast 30,– DM für dieses Buch ausgegeben haben. Die Investition in das Buch der La Leche Liga „Schlafen und Wachen" von W. Sears wäre weitaus lohnender gewesen, auch wenn darin keine Patentrezepte zu finden sind. Es gibt nämlich keine! Leider ist das Buch der La Leche Liga kaum in einer Buchhandlung zu finden. Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Anni! Zu Deiner 2. Frage. Habt Ihr schon mal versucht, das Bett an einen anderen Ort zu stellen? Als ich klein war, bin ich ebenfalls jede Nacht aufgewacht und habe 1 Stunde geschrien und bin total verkruemmt im Bett gelegen, bis meine Eltern das Bett umgestellt haben. Vermutlich bin ich auf einer Wasserader gelegen und habe sehr sensibel darauf reagiert. Von da an habe ich wieder praechtig geschlafen. Versucht es mal - es kann ja nicht schaden. Wuerde mich freuen, wenn Ihr damit Erfolg habt. Alles Gute, liebe Gruesse, viel Geduld und bald wieder ruhige Naechte! Kathrin


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Biggi, vielen Dank für die lange informative Antwort. Ich bin auch gegen das Buch: "Jedes Kind kann schlafen lernen" Nur manchmal ist man in einer Situation, wo man fast gar nicht mehr anders kann... Wir werden das ganz bestimmt nicht durchziehen. Nur-unsere Tochter will nicht im Elternbett schlafen (haben wir ganz oft probiert) sondern sie will "nur" kurz rumgetragen werden, ansonsten hört sie nicht auf zu schreien. Das eben 4-5x nachts. Es genügt ihr leider nicht im Elternbett zu schlafen. Wie kann ich ihr das denn nur abgewöhnen?? Wir haben uns eng an sie gekuschelt und gestreichelt (im Elternbett) aber sie schreit und schreit und schreit - bis man sie hochnimmt und eine Runde geht. Was können wir tun?


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Kathinka, werde das gleich mal ausprobieren. Vielleicht klappt es ja..... Vielen Dank und liebe Grüsse


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.