Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

noch stillen?

Frage: noch stillen?

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn ist 14 Monate alt. Er wurde 12 Monate voll gestillt, da er die Beikost nur schlecht akzeptiert (Brei und Fingerfood). Auf Anraten des Kiarztes habe ich dann tagsüber weniger gestillt, um zu sehen, ob er dann mehr isst. Leider klappt es mit dem Essen aber nicht sonderlich gut, er isst meist nur ein paar Nudeln, etwas Banane und Mais oder Erbsen. Ich stille jetzt noch abends zum Einschlafen, 2x nachts und morgens. Tagsüber akzeptiert er es, dass ich nicht mehr stille. Er will nur die Brust, wenn ich z.B. 2 Stunden weg war und zurück komme oder wenn richtig viel Trubel ist, z.B. wenn wir in der Spielgruppe sind. Dann kommt er zu mir, will kurz nuckeln und das war es aber auch schon. Da er nun mit dem Gewicht stagniert bzw. sogar leicht abgenommen hat, bin ich nun unsicher, ob ich ihm nicht doch wieder tagsüber die Brust geben soll - auch wenn er von sich aus nicht danach "fragt". Oder verhindere ich damit, dass er sich der festen Nahrung zu wendet? Ich möchte ausserdem die Loslösung nicht verhindern, insbesondere unter dem Aspekt, dass ich in einigen Monaten wieder anfange mit arbeiten. Der Kinderarzt rät vom Stillen tagsüber ab. Das ist auch kein grosses Problem, da der Kleine sich sehr schnell ablenken lässt - leider eben auch beim Essen/Füttern - ich weiss nur nicht, ob das wirklich richtig ist. Was meinen Sie? Danke und Grüsse Tiny


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Tiny, wenn ein Kind abnimmt und auch dann nicht mehr isst, wenn es keine Brust bekommt, dann würde ich diese wieder anbieten. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Die Situation dürfte bei euch jetzt schon so angespannt sein, dass es sehr viel Geduld und Ruhe brauchen wird, um wieder eine Entspannung zu erreichen, so dass dann mit vieeeeeel Geduld und ganz ohne Druck das Thema feste Nahrung erneut angegangen werden kann. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Vielleicht braucht dein Baby einfach noch ein wenig Zeit! LLLiebe Grüße, Biggi


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