Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nehmt alles nicht zu streng

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: nehmt alles nicht zu streng

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Hallo Biggi, ich habe schon sehr viele Bücher und Artikel zum Stillen gelesen und mich sehr früh mit diesem Thema beschäftigt, bevor mein Sohn geboren wurde. Habe mir alle Dinge im Vorfeld besorgt, Stillhütchen, Weleda Globuli, im Falle einer Brustentzündun und Weißkohl ins Kühlfach gelegt, eine Milchpumpe von Avent und, und und... Ich wollte schon von Anfang an stillen, das war klar für mich, aber ich habe mir auch keinen Stress gemacht. Meine Schwester hat mich gewarnt, davor, dass die Krankenschwestern, gerne Zufüttern oder Glukose geben, wenn man nichts dazusagt. Als meine Kleiner dann da war habe ich auch alles so gemacht, wie mir empfohlen worden ist, aber der Kleine wurde einfach nicht satt vom kolostrum und hat abends sehr geschrien. Ich habe den Schwestern dann gesagt, sie könnten ihm in der Nacht eine Flasche geben. Das Baby war sofort zufrieden und ich hatte Ruhe, um zu entspannen und Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Das war zwei Tage so, Tags habe ich gestillt und Nachts bekam er das Fläschchen, währendwir noch im KH waren. Zu Hause habe ich dann nur noch gestillt und alles war überhaupt kein Problem, ich hatte die Lansinoh Salbe, die mir sehr geholfen hat, denn die erste Woche hatte ich kleine Krüstchen auf den Warzen. Die verschwanden aber sofort. Ich hatte überhaupt keine Stillprobleme, brauchte die Salbe auch nicht mehr, hatte keine Schmerzen, der Kleine war zufrieden und ich stille noch voll und habe es auch noch weiter vor. Also, macht euch nicht verrückt. Auch ein Fläschchen in der Nacht schadet niemandem. Ich muss dazu sagen, dass ich in Mexico lebe und das hier auch so üblich ist, am Anfang Nachts das Fläschen zu geben. Hier haben die Frauen aber auch viel seltener stillprobleme und die meisten Frauen stillen voll. Nur die Überbrückng, bis zum Milcheinschuss wird so gehandhabt! Eure Edith


Biggi Welter

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Liebe Edith, es freutmich wirklich sehr, dass bei dir alles so gut geklappt hat, leider ist das weitaus nicht allen Frauen so, die anfangs zufütern. Leider haben wir das Problem, dass Babys nicht mit einer Gebrauchanweisung geliefert werden auf der steht "VORSICHT ich werde leicht saugverwirrt!" Oder "No problem, ich werde mit dem Wechsel zwischen Brust und künstlichen Saugern zurechtkommen!". Da niemand vorhersagen kann, wie ein Baby auf einen künstlichen Sauger reagieren wird und da es unser tägliches Brot als Stillberaterinnen ist, saugverwirrte Babys mit viel Geduld und Mühe (und nicht selten vielen Tränen auf Seiten der betroffenen Mütter) wieder an die Brust zurückzuführen, raten wir vom Gebrauch des Schnuller, vor allem in den ersten Wochen, bis sich die Stillbeziehung gut eingespielt hat, ebenso ab, wie vom Gebrauch von Flaschensaugern und Stillhütchen. Wenn ich für jedes saugverwirrte Kind, das ich im Laufe der Jahre erlebt habe, zehn Euro bekommen würde, würde ich mit meinem Mann eine Woche Urlaub in einem Wellnesshotel machen und es bliebe noch Geld übrig, das ist eider eine Tatsache. Außerdem sind routinemäßige Glucosegaben während der ersten Tage unnötig, stören das Stillen.Babies, die Glucose gefüttert bekommen, haben dann einen vollen Magen ohne genügend Kalorien aufgenommen zu haben, was zu einem stärkeren Gewichtsverlust führt als bei voll gestillten Babies (Kurinji & Shiono 1991; Glover & Sandilands 1990; Houston 1994). Auch zur Vorbeugung oder Ausschwemmung von Gelbsucht ist weder Wasser noch Glucoselösung geeignet. Die Forschung widerlegte diesen Glauben, indem sie demonstrierte, daß solche Beigaben nicht den Bilirubinlevel senkten (Kuhr & Paneth 82) sondern ihn tatsächlich höher werden lssen (Nicoll 1982). Auch zur Vorbeugung einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) wird in vielen Krankenhäusern routinemäßig Glucoselösung verabreicht, wenn ein Baby sehr klein oder sehr groß für das Geburtsalter ist. Glucoselösung zu geben anstatt zu stillen verursacht ein plötzliches Ansteigen des Blutzuckerlevels und dann einen plötzlichen Abfall. Sie verursachen ebenfalls einen größeren frühen Gewichtsverlust und erhöhte Bilirubinwerte (s.o.). Das Kolostrum hat 6.4% Milchzucker und enthält Fett, Protein und Kalorien, was ebenfalls wichtig für das Wohlbefinden des Kindes ist. Nur wenn ein "Glucose Toleranz" Test anzeigt, daß es nötig ist, sollte Glucoselösung gegeben werden. Hierbei sollte darauf geachtet werden, daß alternative Fütterungsmethoden angewendet werden, damit keine Stillprobleme auftreten können. LLLiebe Grüße Biggi


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