Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachtschlaf

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nachtschlaf

Julie_Girasol

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Hallo, ich bräuchte dringende Hilfe, da ich wirklich auf dem Zahnfleisch gehe. Wie die Überschrift schon zeigt, geht es um das leidige Thema Nachtschlaf. Bei uns ist Schlaf eh ein „Problemthema“, weil meine Tochter (6,5 Monate alt), schon immer schlecht schläft. Seit der Geburt schläft sie im Großen und Ganzen zu wenig. Sie kommt nie auf die empfohlenen Stunden Schlaf, die Babys in ihrem Alter eigentlich schlafen müssten. Sie kann auch nicht alleine ohne Hilfe einschlafen, sie wird nachts immer in den Schlaf gestillt und am Tag schläft sie im Kinderwagen. In den ersten Lebensmonaten ist sie immer erst sehr spät abends eingeschlafen (22.00-0.00 Uhr), hat dann aber dafür 6-7 Stunden am Stück geschlafen. Da ich sie in den Schlaf stille, weil absolut gar nichts anderes funktioniert (Nuckel nimmt sie nicht, vom Herumtragen und schaukeln will sie nichts wissen, streicheln und beim einschlafen unterstützen interessiert sie nicht), ist die Schlafsituation sehr belastend für mich. Ich gehe mit ihr schon 20.00 Uhr ins Bett, habe dementsprechend auch seit 6,5 Monaten keinen einzigen gemeinsamen Abend mehr mit meinem Partner gehabt. Sie schläft dann meistens gegen 20.30 Uhr ein und wird von da an alle halbe Stunde/Stunde bis 0.00 oder 1.00 Uhr wach. Meistens wird sie ab dann nur noch alle 2 Stunden wach. Aber jede Nacht ist auch anders. Mal schläft sie auch 4 Stunden durch, mal ist sie nachts 1,5 Stunden am Stück wach und findet nicht mehr in den Schlaf. Wir haben einfach überhaupt keinen Rhythmus. Da sie morgens auch zu unterschiedlichen Zeiten wach wird, ist unser Tagesrhythmus demzufolge auch immer etwas verschoben. Sie schläft 2x am Tag, vormittags/mittags 1,5-2h und nachmittags/späten Nachmittag nochmal 30-45 Minuten. Zwischen 19.00 und 20.00 Uhr wird sie fürs Bett fertig gemacht. Wenn ich sie schon vor 20.00 Uhr ins Bett bringe, hab ich das Gefühl, dass sie dann insgesamt schlechter schläft, später ins Bett geht nicht weil sie dann zu müde ist. Leider muss ich die Nächte komplett alleine durchstehen, da mein Partner sie natürlich nicht stillen kann und selbst wenn er sie mit ins Wohnzimmer nimmt, will sie auch bei ihm einfach nicht einschlafen und weint nur. Und dann bekomme ich natürlich trotzdem kein Auge zu, weil ich nicht schlafen kann, wenn mein Liebling weint. Sie schläft bei uns mit im Schlafzimmer in ihrem eigenen Kinderbett, welches an unserem Elternbett befestigt ist. So kann ich mich zum stillen mit in ihr Bett legen und sie dann schlafend einfach liegen lassen. Der schlechte Schlaf fing ungefähr damit an, als sie mit dem „reden“ begann (mit ca. 5 Monaten). Sie hat sehr viel vor sich hin geschnattert. Nun ist es so, dass sie jetzt weniger schnattert, dafür aber sehr mobil ist. Also kann es schon sein, dass sie einfach viel erlebt am Tag und das alles nachts verarbeiten muss. Und es gab auch schon mal Phasen, wo sie eine Woche lang wieder 3-4 Stunden am Stück geschlafen hat, aber das ist auch gefühlt schon ewig her. Wie lange wird denn das noch so gehen? Ich bin echt super müde die ganze Zeit, da ich am Tag auch keine Möglichkeit habe, den Schlaf nachzuholen, eben weil sie nur im (fahrenden!) Kinderwagen schläft. Ich würde mich über eine Antwort wirklich sehr freuen. Vielen Dank schon mal und einen guten Rutsch.


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Liebe Julie_Girasol, ich kann mich so gut an diese wahnsinnig stressige Zeit erinnern und ich verstehe Deinen Frust. Trotzdem kann ich Dir sagen, dass das Verhalten Deines Babys ziemlich normal ist. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder acht Monaten. Auch wenn Du jetzt abstillen würdest, würde Dein Baby nicht besser schlafen, denn es sucht an der Brust nicht nur Nahrung, sondern die Geborgenheit, die es (noch) braucht, um wieder in den Schlaf zu finden. Das Saugen beruhigt Dein Kind, es fühlt sich sicher bei Dir an der Brust und kann schnell wieder einschlafen. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige Dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, Deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für Deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für Dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit Deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi


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