Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts stillen?

Frage: Nachts stillen?

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn ist nun 5 Monate alt. Nachdem er in den ersten Wochen nachts bis zu 6 Std. am Stück schlief, wacht er seit ca. 2 Monaten zwischen 20.00 Uhr (dann lege ich hn schlafen) und 06.00 Uhr oft bis zu 4-5 mal auf. Selten schläft er dann mit dem Schnuller wieder ein, meist möchte er an die Brust - manchmal trinkt er ein paar Minuten, manchmal schläft er aber auch dort sofort (1-2 mal nuckeln) wieder ein. Nun weiß ich nicht, ob er tatsächlich Nahrung braucht oder warum er sich so verhält. Er gedeiht m. E. gut, wobei er in den ersten vier Monaten mehr zunahm als im letzten. Bei der letzten U war er bei Größe und Gewicht genau im Mittel, wobei er bei der Geburt "nur" 49 cm groß und 3000 g schwer war. Tagsüber trinkt er seit ein paar Wochen etwa alle 2-3 Std. ca. 4 - 5 Minuten. Reicht ihm meine Milch nicht mehr? Wer weiß Rat?


Biggi Welter

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Liebe Chris, es hat nichts damit zu tun, dass Du zu wenig Milch hast, hab keine Angst. Vor allem wenn ein Baby, das bereits lange Schlafphasen hatte, wieder vermehrt aufwacht, dann ist dieser "Rückschritt" für die Mutter meist nur schwer zu akzeptieren und welche Mutter sehnt sich nicht nach ununterbrochenem Schlaf. Doch es ist leider so, dass sehr viele Babys mit vier bis sechs Monaten beginnen nachts wieder häufiger aufzuwachen. Das liegt jedoch nicht unbedingt an der Ernährung, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Lass dich von deinem Kind leiten und horch in dich hinein, dann werdet ihr euren Weg schon finden und wenn Du gerne liest und ein Buch zum Thema "Schlafen" lesen magst, das das Kind als eigene Persönlichkeit achtet, möchte ich dir "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) erhältlich. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, vielen Dank für deine Antwort - sie hat mir wirklich Mut gemacht! Ich hörte von so vielen Müttern, deren - auch voll gestillte - KInder schon so lange durchschlafen, dass ich doch recht unsicher wurde. LG Chris


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