Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts alle 2-3 Stunden!!!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nachts alle 2-3 Stunden!!!

lena0606

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Hallo! Mein Sohn ist 23 Wochen alt und bekommt seit einiger Zeit mittags Brei, jedoch stille ich ihn meist anschließend nochmal! Tagsüber kam und kommt er von anfang an alle 3 Stunden, wenn er einen Wachstumsschub hatte waren es auch mal alle 2 Stunden, 2-3 Tage und dann wieder alle 3 Std. Nachts hat er von anfang an super geschlafen, ging gegen 19.30 Uhr ins Bett und kam dann frühestens gegen 3 Uhr und dann halt morgens - dass war super! Seit nun mehr 5 Wochen kommt er nachts alle 2-3 Stunden und trinkt dann teilweise auch mal 45 Minuten! Ich kann echt nicht mehr, bin nur noch müde und habe dauernd Kopfschmerzen! Ich dachte am Anfang dass sei ne "Phse" und hatte die Hoffnung es geht bald vorbei! Dann war es vielleicht der Vollmond und und - doch leider hört dass nicht auf. Es waren mal 2 Nächte dazwischen wo er nur einmal kam - aber ansonsten!!! Was kann ich denn tun? Ich möchte mal wieder 4 Std. am Stück schlafen!!! Ach so, mein Freund versuchte es auch schon mal mit aufstehen und beruhigen - ohne Erfolg - Flasche nimmt er nicht! Danke für die Hilfe Lena


Biggi Welter

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Liebe Lena, das Verhalten Ihres Kindes ist typisch für Babys in diesem Alter. In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es "durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen "lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen "Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn Ihr Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen "abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


lena0606

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Diese Nacht war bisher der totale Höhepunkt, ab 23 Uhr alle 2 Stunden und dann von 3.30 bis 5.30 wach!!!! Dass kann doch nicht so weiter gehen, oder? Ich habe das Gefühl es wird nachts immer schlimmer, wie gesagt und dass seit 5 Wochen! Lg Lena


Mitglied inaktiv

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Mal ehrlich, wir sind doch alle aufopfernde Mütter, sonst würden wir uns hier nicht alle so einen Kopf machen, aber haben wir kein Recht auf Schlaf??? Diese andauernde Leier, der Mütterjob ist halt der härteste auf der Welt und die Leier: akzeptiere es und mach Dir alles so einfach wie möglich, am Besten noch ein Familienbett, das Kind am nackten Busen liegen lassen damit es sich am Besten bedienen kann, während Du gar nicht richtig wach bist..., lass Dich tagsüber unterstützen, lass die Nachbarin mit dem Kind spazieren gehen etc..., soll das die Lösung sein? Ich liebe mein Kind wirklich über alles und sollte es wirklich keinen anderen Ausweg geben, dann würde ich für mein Kind über heisse Kohlen gehen, aber ich bin/war in der gleichen Situation, ich wurde alle 45-60 Minuten von meinem Kind geweckt und er wurde, wenn überhaupt nur durch stillen oder lnges Herumtragen beruhigt und liess mich dann doch nicht mehr weiter schlafen. Er ist nun 6 Monate alt und wurde nun in sein Kinderzimmer ausquartiert. Ich habe mir nach einer besonders schlimmen Nacht gleich morgens (naja, mittags, denn vorher kam ich müde wie ich war mit der Welt nicht klar) das anscheinend von der LL Liga verurteilte Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" gekauft. Es hat Wunder bewirkt und ich habe in der Nächsten Nacht zum ersten mal nach 3 Monaten fast 6 Stunden am Stück geschlafen. Ich konnte mich nun wieder tagsüber mit Elan meinem Kind widmen und nicht nur versuchen, den Tag zu überstehen. Mein Kind ist auch viel agiler und konnte auch tagsüber viel besser und zu festeren Zeiten schlafen. Ich verlange nicht, dass jeder dieses Buch mag, aber von einer guten beratung würde ich erwarten, beide Möglichkeiten zu erwähnen und die Mutter selbst entscheiden zu lassen. Es gibt nämlich auch gute Studien, die die Buchvariante unterstützen... Wer das Buch von vornherein verteufelt, hat es wahrscheinlich nicht komplett und nur oberflächlich gelesen. Ich war erstaunt, wie viele der Eltern, mit denen ich darüber gesprochen habe, und scheinbar "problemlose" Kinder haben, plötzlich dieses Buch aus dem Regal zogen. Ich bin sehr froh, diese Variante gewählt zu haben und möchte nur jedem raten, sich ds Buch bei einer Freundlin auszuleihen (eine von den kinder-habenden Freunden hat bestimmt dieses Buch!!!) und dann selbst zu entscheiden. Man muss sich nicht damit abfinden, dass man ausser Mutter nichts mehr ist und nicht auch seine eigenen wohlverdienten Stunden am Abend und in der Nacht zu haben! Die Mutter Kind Beziheung kann nämlich sonst auch darunter leiden!


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Liebe Frauen, tatsächlich funktioniert die Methode, aber sie hat in der Regel einen hohen Preis, der sich meist erst sehr viel später zeigt. Prof. Ferber, der "Erfinder" dieser Methode, auf der auch "Jedes Kind kann schlafen lernen" basiert, hat sich selbst von ihr distanziert, schaut mal hier: http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=83798 Natürlich haben wir unsere Grenzen, und natürlich darf es nicht darum gehen, dass die Mutter sich bis zum Unerträglichen für ihr Kind aufopfert. Aber das kann ja nur jede für sich definieren. Wie wäre es, wenn die Kinder krank wären, würden wir dann auch in Frage stellen, dass sie vielleicht stündlich rund um die Uhr auf die erforderliche Weise betreut werden? Es geht nicht darum "stillen um jeden Preis" zu propagieren. Oft aber ist nicht das Stillen das Problem, sondern die Unreife des Kindes, oder irgend ein Stress innerhalb der Familie bzw. des Alltags, der sich auf das Kind überträgt. Und darum sind Mütter oft erfolgreich, wenn sie nicht versuchen, ihr Kind zu ändern, sondern das Umfeld. Selbstverständlich aber ist es die Entscheidung jeder einzelnen Mutter, welchen Weg sie geht - nur sie kann beurteilen, was für sie und ihr Kind wirklich das Beste ist. Und wer sich für einen anderen Weg entscheidet als wir ihn hier empfehlen, der ist genauso im Recht wie jemand, der eben NICHT entscheidet, dass das Kind da "durch" muss. Lieben Gruß, Kristina


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