Frage: Mein Kind nimmt zu stark zu

Liebes Expertenteam, Danke für ihre Arbeit hier! Jetzt bin auch ich einmal unter die Ratsuchenden gegangen.... Es geht um mein zweites Kind, 7 Wochen alt, welches voll gestillt wird. Ich habe mein erstes Kind noch fast bis zur Geburt des Zweiten gestillt weshalb die Milch nie weg war und meine Kleine von Anfang an gleich reife Frauenmilch in rauen Mengen zur Verfügung hatte. Zusätzlich Stille ich nach Bedarf, und dieser is gelinde gesagt gigantisch. Geburtsgewicht waren 3680g, mittlerweile sind wir bei 5780g nach 7 Wochen und sie bewegt sich auf der Perzentile bei 97%. Ich fühle mich nun gegangen in einem Teufelskreis aus zuviel Milch und zu starkem Spendereflex, der wiederum die Kleine zum dauerspucken bringt und ihr Koliken bereitet. Die Milch zu reduzieren habe ich zwar versucht, allerdings sehe ich noch keinen richtigen Erfolg. Meine Fragen nun also: - ist meine große Milchmenge daran schuld dass sie soviel zunimmt, weil sie einfach mehr trinkt als sie braucht oder regulieren Babys das dann mit kürzer trinken? - wie bekomme ich effizient die Milchmenge reduziert? Die Methode immer nur eine Brust zu nehmen und die Andere soweit auszusteifen wie erträglich wirkt bisher nicht genug oder geht es einfach ultra langsam bis man was merkt? Ich Versuche vor dem Anlegen natürlich immer Milch loszuwerden damit sie nicht so schnell fliesst, jetzt habe ich aber die Vermutung dass dies meiner Brust nur signalisiert dass wir mehr Milch brauchen. Vielen Dank schonmal für ihren Rat! Beste Grüße

von Spechtel am 12.07.2022, 10:19



Antwort auf: Mein Kind nimmt zu stark zu

Liebe Spechtel, ALLE Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf aus, ohne Mindestabstand und Kontrolle! Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind, das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Bei zu viel Milch kann es auch hilfreich sein, das Stillen auf immer nur eine Brust pro Stillmahlzeit zu beschränken und die andere Seite dann nur so weit vorsichtig auszustreichen bzw. abzupumpen, bis die unangenehme Spannung nachlässt und du dich wieder wohl fühlst. Anschließend kann dann auch noch gekühlt werden. Dieses vorsichtige und maßvolle Entleeren der Brust mit anschließendem Kühlen kann immer dann durchgeführt werden, wenn die Brust übervoll wird und das Kind nicht trinken kann. Homöopathische und naturheilkundliche Mittel (wie der Pfefferminz oder auch Salbeitee) können unterstützend eingesetzt werden. Allerdings sollte der Einsatz dieser Mittel mit einer entsprechend ausgebildeten Ärztin/Arzt oder Hebamme abgesprochen werden. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.07.2022