Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mein Kind ist brustabhängig!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mein Kind ist brustabhängig!

Mitglied inaktiv

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Hallo, Ich weiß, es ist völlig normal, wenn ein 6 Monate altes Kind noch gern an der Brust weilt. Meine Tochter schläft bei mir im Bett, wird im Tragetuch getragen, kann mit Schnuller nichts anfangen, bekommt nur Brust, keine Flasche und und und Zum Einschlafen benötigt sie ebenfalls die Brust. Zum Nachmittagsschlaf liegt sie mit mir im Bett, irgendwann schläft sie ein und ich stehe auf und mache was im Haushalt. Nur geht das maximal eine halbe Stunde. Dann ist sie wieder wach, sucht die Beruhigende Brust und ruft mich schließlich. Ich lass alles stehen und liegen und sause zu ihr, leg mich hin, damit sie weiter schlafen kann. Dummerweise hat sie dann ein integriertes Alarmsystem und ich kann nicht mehr aufstehen ohne, dass sie es spitz kriegt. Wie soll ich denn so im Haus was schaffen? Im Tuch schläft sie nur beim draußen rum laufen, drinnen gar nicht. Mein Freund zieht mich auf, dass ich den ganzen Tag im Bett verbringe, nichts tue, sie schläft nachmittags von 12.30-16/16.30uhr, abends ist sie ab 20Uhr wieder bettreif, schläft aber erst gegen 21/22Uhr ein. Ich bin aber trotzdem geschafft, dass ich 22Uhr am liebsten mit einschlafen würde. Aber da stehe ich auch noch mal eine halbe Stunde auf, damit mein Freund malmich ohne Kind hat. Vormittags hab ich sie auch stetig bei mir, da machen wir was im Haus zusammen, gehen raus, das ist eine gute Zeit, da geht ein bisschen was.Ab 10.30Uhr würde sie gern wieder eine halbe Stunde schlafen, da braucht sie auch die Bust. Sie braucht zu allem irgendwie die Brust. Mein Freund kann sie nicht ins Bett bringen, weil er keine Brust hat, andere können sie auch nur max eine halbe Stude haben, dann ruft sie nach Mama. Außer im Tuch, da gehts länger, jedoch haben wir nicht so viele Freunde hier und nur zwei würden mit Tuch raus. Die arbeiten aber bis spät. Muss ich mich drauf einrichten, dass ich sie mit 2Jahren immernoch in den Schlaf stillen muss? Hat jemand sanfte Tipps, wie sie auch alleine in die Schlafphasen findet. Vom Durchschlafen sind wir übrigens weit entfernt, aber das ist nicht so schlimm. Ich komm halt zu nichts, wegen dem langen Nachmittagsschlaf, und werde auch noch damit aufgezogen. Weiß aber nicht, ob sich das ändern wird. Ich sehe kein Land, dass sie mal ohne mich weiterschläft. Meine Schwester hat ihren Buben das alleine Schlafen antrainiert (Zitat "Da war eben mal eine Stunde Theater im Kinderzimmer"), jetzt ist er 2 und sie braucht 10min und er schläft. Leider ist ihre Methode nichts für mich. Vielleicht gibt es hier ja einen Rat, ob das noch ewig geht. Ich will ja nur mal was machen können, wenn sie schläft, auch für mich. Sina


Biggi Welter

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Liebe Sina, es ist kein Fehler war, dass Sie Ihrem Baby Wärme, Nähe, Geborgenheit und Vertrauen gegeben haben indem Sie es zu sich ins Bett genommen haben und so gehandelt haben, wie es seit Urzeiten auf der ganzen Welt gehandhabt wird, wenn wir von unserer westlichen Kultur absehen. Ein Wissenschaftler hat einmal das Alleineschlafen von Babys und Kindern als "großes Experiment der westlichen Welt" bezeichnet. Sicher, ihre kleine Tochter besteht jetzt mit sechs Monaten noch darauf, Ihre Nähe beim Einschlafen und Weiterschlafen zu haben, aber ist dies wirklich "falsch"? Ist es wirklich Ihr eigener Eindruck, dass Sie etwas "falsch" gemacht haben und ist es nicht vielmehr so, dass Ihre Umgebung Ihnen diesen Eindruck vermittelt? Stört es wirklich Sie, dass die Kleine bei Ihnen im Bett liegt oder sind andere Leute (Eltern, Schwiegereltern, Bekannte usw.) der Meinung, dass es Sie stören muss? Ich weiß, dass es manchmal lästig ist, wenn das Einschlafzeremoniell am Abend recht lange dauert und die ohnehin schon knappe Zeit, die man als Paar zusammen hat dadurch noch weniger wird. Aber wir Erwachsenen haben erstens einen Zeitbegriff, das heißt wir wissen wie lange eine Stunde ist und dass sie nicht endlos und ewig andauern wird und zweitens sind diese ersten wenigen Jahre im Verhältnis zu unserer gesamten Lebenszeit nur ein sehr geringer Bruchteil, der für unsere Kinder und ihre Entwicklung, ihre Prägung für ihr Sozial und Bindungsverhalten ungeheuer wichtig ist. Ihr Mädchen ist erst sechs Monate alt, sie ist noch ein Baby (ja Baby, nicht einmal Kleinkind), sie ist vollkommen auf die Eltern angewiesen und Menschenbabys sind nun einmal "Traglinge", das heißt sie brauchen die Nähe der Eltern, um zu überleben und zu gesunden, selbstbewussten Menschen heranzuwachsen. Ich habe kein Patentrezept, wie Sie Ihr Baby dazu bringen können alleine einzuschlafen und alleine zu schlafen, ehe sie reif dazu ist. Schlaftrainingsprogramme, wie sie zur Zeit so modern sind, lehne ich (und übrigens auch alle anderen Stillexperten) ab, zumal der Ausgang dieser Programme sowohl kurz als auch langfristig ungewiss ist. Ich kenne unzählige Kinder, die bei ihren Eltern im Bett geschlafen haben und dort ausgezogen sind, sobald sie dazu reif waren und dann wirklich bereit waren in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Kennen Sie das Buch "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears. Wenn nicht, wäre es sicher lesenswert für Sie. Auch "Wenn Eltern laufen lernen" von Katharina Zimmer, dürfte Ihnen einige Ideen und Gedanken für die jetzige Zeit mit auf dem Weg geben. Ich fürchte, dass Sie eine andere Antwort erwartet haben, aber ich habe keine andere. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Biggi, Nein, ich habe ganz tief drinn keine andere Antwort erwartet. Manchmal habe ich eben einen Hänger, in denen ich wünschte, es wäre anders. Heute war so ein Tag. Danke für deine schöne Antwort. Ich werde sie mal meinem Freund zukommen lassen. Die Bücher klingen echt so, als müsste ich sie mal lesen. Danke schön. Sina


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