Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

mehrere fragen - achtung! etwas länger!!

Anzeige momcozy milchpumpe
Frage: mehrere fragen - achtung! etwas länger!!

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

hallo! bin begeistert wie gut das mit der beantwortung immer klappt. habe deshalb ein paar fragen gesammelt, die ich heute loswerden will. 1. ich glaube, unser marvin (6 wochen alt) schläft zu wenig. um das nachzuprüfen, habe ich angefangen seit anfang der woche seine schlafzeiten und mahlzeiten zu notieren. dies ergab eine gesamtschlafzeit von 11-14 stunden in 24 stunden bei ca. 3 nacht- und 5 tagesmahlzeiten (ich stille voll). wieviel sollte ein kind seines alters schlafen? 2. ab wann braucht man ein einschlafritual? nachdem ich ihn wochenlang abends bis ca. 22.30 uhr gertragen habe und wenn er nicht aufhörte zu schreien, an meiner brust habe einschlafen lassen (das passierte dann meist erst gegen 23.30 uhr), probiere ich seit 2 tagen folgendes: gegen 18 uhr waschen, spielen, schmusen, stillen und ca. 21 uhr lege ich ihn in den stubenwagen ins schlafzimmer. dabei ziehe ich die spieluhr auf und während er schreit, versuche ich mit streicheln und leisem reden oder singen, ihn zur ruhe zu bringen. nach ca. 30 minuten schreien schläft er dann meist ein (zumindest die letzten beiden tage). oder wäre es besser, ihn beim schreien wieder aus dem bett zu holen und zu tragen? 3. wie rechnet man eigentlich die stillpausen aus, von begeinn zu beginn oder vom ende der einen mahlzeit bis zum beginn der nächsten (inklusive zwischendurch windeln dauert eine mahlzeit an beiden brüsten ca. 1 stunde) 4. habe gelesen, dass man die abstände nicht kürzer als 2 stunden halten sollte wegen blähungen. aber ich stille am vormittag manchmal schon wieder nach 1 stunde und nachmittags werden die abstände größer. 5. da er wöchentlich ca. 250 bis 300 g zunimmt, denke ich, er müsste satt werden. (hatte zur geburt schon 4 kg. und jetzt ca. 5,5). jedoch habe ich den eindruck, er ist nie richtig zufrieden. er lacht zwar öfters und erzählt, aber dann weint er plötzlich wieder scheinbar ohne grund los. wie merke ich, wenn ich ihn wirklich nicht mehr satt kriege? 6. andererseits: kann man stillkind überfüttern? habe zwar gelesen, dass es das nicht gibt. ber ich könnte ihn ständig anlegen und er würde auch richtig trinken. 7. mir wurde geraten öfter mal fencheltee zu geben, um ihn an die flasche zu gewöhnen, jedoch das mag er gar nicht. wobei er aber schon erfahrung mit der flasche hat durch abgepumpte muttermilch. wahrscheinlich schmeckt ihm tee nicht, oder?! ist tee so notwendig? 8. bei mir war schon immer die rechte brust etwas größer als die linke. habe jetzt das gefühl, dass in der rechten mehr milch gebildet wird. sie ist auch oft etwas rot, voller und gespannter und ich krippelt manchmal. werde ich da mal probleme beim abstillen kriegen? sollte ich die milchbildung in der anderen mehr anregen? 9. grundsätzlich: wie ist es nun besser: erst die eine brust "leertrinken" und die zweite nur "antrinken"? oder die erste 10-15 min. und die zweite solange, wie das kind will? (letzteres sagt meine nachsorge-hebamme). mein kind trinkt an der ersten relativ lange, ca. 15 bis 20 min., dann wird gewickelt und die zweite dauert dann 20-30 min. 10. und letztens zur verhütung während der stillzeit: habe zur nachuntersuchung vom frauenarzt die pille "CERAZETTE" verschrieben bekommen. hat sie auswirkung auf die muttermilch? ist die 3-monat-spritze besser? so, das wär´s . vielen dank schon im voraus für die beantwortung!! viele grüße! jeane


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Jeane, ich werde deine Fragen in der Reihenfolge, in der Du sie gestellt hast beantworten, dann geht keine unter. 1. Viele Mütter glauben, dass ihre Babys zu wenig schlafen, doch Babys sind gesellige Wesen und wollen die Welt, in die sie hineingeboren wurden kennen lernen. Deshalb schlafen sie deutlich weniger als die meisten Eltern erwarten. Babys sind individuelle Persönlichkeiten, auch was ihr Schlafverhalten angeht. Statistisch gesehen schlafen Babys während des 1. und 2. Monats 16 bis 19 Stunden, während des 3. und 4. Monats 15 bis 18 Stunden, während des 5. und 6. Monats 14 bis 16 Stunden, während des 7. und 8. Monats 13 bis 15 Stunden und während des 9. bis 12. Monats 12 bis 14 Stunden pro Tag (selbstverständlich nicht an einem Stück). Aber wie gesagt, das sind nur Durchschnittswerte. Es ist durchaus üblich, dass wenige Wochen altes Baby tagsüber kaum noch schläft, schließlich muss es seine Welt entdecken und außerdem wissen die Kinder selbst am besten, wieviel Schlaf sie brauchen. 2. Ich habe etwas Mühe mit dem „ab wann braucht ein Kind ein Ritual". Ein Kind entwickelt sich nie wieder so schnell wie in den ersten zwölf Monaten seines Lebens. Diese Zeit ist in erster Linie von Veränderungen geprägt. Du kannst deinem Kind zwar einen Rahmen bieten, doch bis sich tatsächlich so etwas wie eine Regelmäßigkeit einstellen wird, die sich tatsächlich mit einigermaßener Konstanz erhält, ist das Kind vermutlich mindestens ein Jahr. Davor ist das einzig Regelmäßige die fortwährende Veränderung. Wenn Du ein bisschen hier in diesem Forum gelesen hast, weißt Du auch, dass ich niemals einer Mutter empfehlen würde, ihr Baby alleine weinen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass Du dein Kind permanent tragen musst, aber es sollte die Gewissheit haben, dass Du für es da bist. Da Babys nun einmal kein Zeitgefühl haben, bedeutet dies, dass sie auch nicht wissen, dass Mama nach ein, zwei oder zehn Minuten wieder kommt, sondern sobald sie alleine sind, ist dies für sie endgültig und endlos, sie kennen noch keine Zukunft. 30 Minuten weinen wäre für mich eine sehr lange Zeit. 3. Der Abstand zwischen zwei Stillzeiten wird immer vom Beginn der letzten Stillzeit bis zum Beginn der nächsten Stillzeit berechnet. 4. Der Gedanke von einem angeblich notwendigen Mindestabstand ist Unsinn und führt im Extremfall zu Gedeihstörungen und Stillproblemen. Alle Stillexperten sind sich einig, dass ein Baby nach Bedarf gestillt werden sollte und nicht nach der Uhr. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht auch dann bekommt, wenn es sie braucht und das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage kann sich optimal einspielen. Die „frische Milch auf angedaute Milch"-Theorie ist wissenschaftlich nicht haltbar. 5. Babys drücken nicht nur Hunger durch Weinen oder Quengeln aus. Sie haben auch das Bedürfnis nach Unterhaltung, nach Körperkontakt und Nähe, aber auch nach „Lass mich jetzt in Ruhe". Die Kunst besteht darin zu erkennen, wann braucht mein Kind was. Zuviele Aktivitäten, um das Kind zu beruhigen können kontraproduktiv sein. Schau auf dein Kind, es gibt viele verschiedene Signale, die Du im Laufe der Zeit besser deuten lernst. 6. Mit Muttermilch kann ein Kind nicht überfüttert werden. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. 7. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt s.o.). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). 8. Es ist normal, dass eine Seite mehr Milch bildet als die andere, denn wir Menschen sind nun einmal nicht symmetrisch. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Es ist sogar möglich mit nur einer Brust zu stillen (Zwillinge haben rechnerisch auch nur eine Brust pro Kind zur Verfügung). Das einzige Problem, das auftauchen kann, besteht wirklich darin, dass die Brüste ungleich in der Größe sein können. Doch dies ist ein eher kosmetisches Problem und nach dem Abstillen gleichen sich die Unterschiede wieder aus. 9. Bei einem gut gedeihenden Kind ist es grundsätzlich am besten, sich von dem Kind leiten zu lassen und auch das Kind entscheiden zu lassen, wie lange es an einer Brust trinken mag. Dein Sohn wird dir zeigen, wann ein Wechsel der Seite angesagt ist. 10. Die Frage der Empfängnisverhütung muss für jede Frau individuell besprochen werden. Es gibt kein „immer besser" oder „immer schlechter". Für eine Frau, die es nicht schafft, das Zeitfenster von Cerazette einzuhalten ist diese Pille sicher nicht die Optimallösung, da kann es sein, dass die Dreimonatsspritze besser geeignet ist. Doch manche Frau verträgt vielleicht auch den Gedanken an die Spritze nicht oder mag überhaupt keine Hormone und kommt deshalb besser mit der Spirale zurecht. Stillverträglich sind alle drei der oben genannten Beispiele. Ich hoffe, deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe biggi! vielen vielen dank für die beantwortung! es ist eine unglaubliche erleichterung, dass man sich hier gut aufgehoben und verstanden fühlt und sämtliche fragen konkret beantwortet werden! liebe grüße! jeane


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.