Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, Du hast mir vor einiger Zeit schon einmal wegen einer Medikamentenfrage geholfen, darum wende ich mich heute nochmals an Dich. Meine Tochter Nicole ist nunmehr 10 Monate alt. Ich habe 6 Monate voll gestillt und dann mit Beikost angefangen. Nicky ist von der Beikost nicht sonderlich begeistert, aber bis vor 2 Wochen hatten wir dann doch den Mittagsbrei und am Abend 1/2 Portion Milchbrei eingeführt. Sonst habe ich gestillt. Außer dem Stillen trank sie max. 30 ml Wasser am Tag aus einer Schnabeltasse. Sie war immer ein recht schlankes aber sehr lebhaftes Kind. Jetzt zu meinem Problem: Vor 2 Wochen wurde sie krank. Magen-Darm-Virus und dazu eine bakt. Blasenentzündung. Sie hatte 1 Woche hohes Fieber, hat viel gespuckt und hatte tagelang Durchfall. Essen und Trinken wollte sie gar nicht, nur stillen. Durch vieles Anlegen konnte ich ihren Flüssigkeitsverlust zwar gut ausgleichen, sie zeigte keine Anzeichen auszutrocknen. Aber sie hat viel Gewicht verloren. Jetzt wiegt sie nur noch 7.2 kg auf 72 cm. Also eindeutig zu wenig! Sie ist jetzt wieder gesund, aber essen will sie immer noch nicht. Lt. Kinderarzt darf sie keinesfalls mehr abnehmen, aber was soll ich tun wenn sie nicht essen will! Ich kann sie doch nicht zwingen. Wir stillen jetzt wieder voll, aber die Milch scheint nicht auszureichen, damit sie wieder zunimmt. Was kann ich machen, ich lege sie schon "ständig" an. Außerdem steht bei mir eine Mammographie an. Eigentlich wollte ich bis zum Ende des 1. LJ abstillen, und die Mammographie dann machen lassen. Aber daraus wird wohl jetzt nichts. Lt. Ärztin soll ich aber nicht länger warten. Sie sagt aber, die Strahlen würden dem Kind schaden, ich müßte die Milch deshalb für 1 - 2 Tage verwerfen. Nicky nimmt aber keine Flasche! Außerdem wäre eine Mammographie bei einem Stillbusen schwierig. Stimmt das? Was soll ich tun? Entschuldige bitte den langen Text, aber ich bin gerade wirklich etwas ratlos. Vielen Dank fürs Lesen. Liebe Grüße, Gudrun
Liebe Gudrun, es ist völlig normal, dass ein Kind nach einer überstandenen Krankheit wieder ausschließlich gestillt werden möchte. Gerade weil dein Kind so abgenommen hat, ist es sogar gut, wenn es wieder voll gestillt wird. Das Zufüttern von Beikost bei einem zögernd zunehmenden Kind sollte immer sehr kritisch gesehen werden. So haben z.B. Karotten gerade mal 22 kcal pro 100 g, im Gegensatz zu Muttermilch mit fast 70 kcal pro 100g. Das bedeutet, dass Sie mit der Beikost eine Nahrung mit niedrigerem Kalorienwert einführen und dadurch die hochkalorische Nahrung (Muttermilch) ersetzen, was eher zu einer Verlangsamung der Gewichtszunahme, denn zu einer Steigerung der Zunahme führen wird. Oberste Regel ist jetzt: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals. Wegen der Untersuchung kann ich dich beruhigen. Röntgenuntersuchungen während der Stillzeit sind kein Problem für die Milch oder das gestillte Baby. Ich zitiere dir dazu aus zwei Fachbüchern. The Breastfeeding Answer Book 1997: "Röntgenstrahlen haben keine Auswirkungen auf das Stillen. Muttermilch wird durch eine Röntgenuntersuchung nicht beeinträchtigt. Die Mutter kann unmittelbar anschließend gefahrlos stillen. Eine Mammografie beeinträchtigt das Stillen nicht. Allerdings ist ein Mammogramm einer laktierenden Brust schwieriger zu beurteilen." Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit, Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes, 1998: "Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Ein Mammogramm einer stillenden Frau ist nicht undeutbar, sondern muss eben von jemandem mit der entsprechenden Erfahrung ausgewertet werden. Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig beruhigen. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort. Ich bin jetzt schon etwas beruhigter! Es ist gut zu wissen, daß es normal ist, daß Nicky jetzt ausschließlich wieder stillen will - und ich nichts falsch mache, weil ich stille! Ich werde versuchen, alle Deine Ratschläge umzusetzen. Ich bin auch froh, wegen der Mammographie doch nicht so unter Zeitdruck zu stehen. Ich werde die Untersuchung machen und dann in Ruhe abwarten, wie lange meine Kleine noch das Stillen braucht. Schade, daß meine Ärztin sich da nicht richtig informiert hat und mich damit enorm unter Druck gesetzt hat! Danke für Deine Arbeit und Deine Hilfe. Ich und so viele andere Stillmamas sind wirklich froh über Deine tolle Unterstützung. Liebe Grüße, Gudrun
:-) Biggi
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