Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mag den Brei nicht mehr (2.Teil)

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mag den Brei nicht mehr (2.Teil)

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Hallo, ich habe vor ein paar Tagen schon mal geschrieben und Deine Tips ausprobiert. Es sieht aber immer noch so aus, daß Hanna den Brei nicht mehr mag und auch kein Fingerfood essen will. Schlichtweg, sie will ab nachmittags einfach gar nichts mehr essen. Morgens wird sie so gegen halb sieben gestillt, bekommt dann so gegen 11 ihren Mittagsbrei (vorher meldet sie sich nicht!), den sie auch gerne isst, solange Karotten enthalten sind. Nachmittags wird sie gegen 15 Uhr zwar etwas quengelig, wenn ich ihr dann aber den Brei anbiete, isst sie zwei, drei Löffel und dann nicht mehr. Ich habe auch versucht ihr die Brust nachmittags wieder zu geben, aber auch hier trinkt sie nur ein paar Schlückchen und hört dann auf, schiebt mich vehement weg, schaut in der Gegend rum, usw.! Abends (etwa 18.30 Uhr)habe ich ihr dann einen Milchbrei angeboten, von dem sie etwa eine halbe Portion isst. Vor dem Schlafengehen wird sie gegen 21 Uhr gestillt und trinkt dann ganz normal wie auch am Morgen. Mittlerweile macht mich das schon ganz fertig. Ich möchte sie ja auch nicht zwingen, weil sie dann nur noch weniger isst, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das für ein 8 Monate altes Baby normal ist. Bin schon ganz verzweifelt und hoffe auf weitere Tips von Dir (oder anderen Müttern). Sollte ich vielleicht mal den KiA konsultieren. Hanna ist ansonsten fit, lacht und spielt wie immer. Danke im Voraus für Deinen Rat. LG Honey


Biggi Welter

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Liebe Honey, der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst entscheiden, was und wie viel es essen mag. Sicher ist auch für dich das nun auf deutsch erhältliche Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Die Situation dürfte bei euch jetzt schon so angespannt sein, dass es sehr viel Geduld und Ruhe brauchen wird, um wieder eine Entspannung zu erreichen, so dass dann mit vieeeeeel Geduld und ganz ohne Druck das Thema feste Nahrung erneut angegangen werden kann. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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