Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

lange Trink- und Schlafphasen

Frage: lange Trink- und Schlafphasen

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Hallo, mein Kleiner ist nun 1 Woche alt. Da ich im Krankenhaus zu wenig Milch hatte wurde begonnen HA Milch hinzuzufüttern - jetzt ist es so, dass er zuerst ca. 1-1,5 Std. an der Brust saugt, und auch wirklich brav trinkt, aber dannach noch immer Hunger hat und ca. 50-70 g von der HA Nahrung nachtrinkt. Ich möchte von der zusätzlichen Nahrung wegkommen - weiss aber nicht wie ich das schaffen soll. Seit zwei Tagen dürfte allerdings auch mehr Milch vorhanden sein, ist es möglich die Milchmenge so zu steigern, dass er in der gleichen Zeit mehr MuMi abbekommt? Seine "Fütterphasen" erstrecken sich über 2-3 Std. - dafür schläft er dann ewig - heute Nacht z.B. 5 Stunden oder länger. Ist das in Ordnung? Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe! Liebe Grüße Ines


Biggi Welter

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Liebe Ines, um ihr Baby voll stillen zu können, müssen Sie möglichst oft anlegen! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Oberste Regel für Sie ist nun: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie ihr Baby in den nächsten Tagen möglichst oft anlegen. Um das Interesse ihres Kindes an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legen Sie ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (Kleiner Tipp: Auf der Verordnung sollte "mit Zubehör" stehen, sonst müssen Sie das Zubehör selbst zahlen). Richten Sie ihre Flüssigkeitszufuhr nach ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee!) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinken Sie zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte ebenfalls verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achten Sie darauf, dass SIE ausreichend und möglichst ausgewogen essen. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhen Sie sich oft aus und entspannen Sie sich. Arbeiten Sie für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Ihnen nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht können Sie ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Sie legen sich mit ihrem Baby ins Bett und kümmern sich ausschließlich um ihr Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte ihr Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass ihr Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem sollten Sie Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die Sie und ihr Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Sie korrekt anlegen und dass ihr Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass ihr Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich allerdings von hier aus nicht beurteilen, da ich Sie nicht sehen kann. Wenn Sie mir ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich ihnen aber gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die Sie sicher bei ihrem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. Auch ich stehe ihnen für weitere Fragen (auch im Rahmen meiner telefonischen Sprechstunden am Wochenende) gerne zur Verfügung! LLLiebe Grüße Biggi


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