Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kraftlos durch Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Kraftlos durch Stillen

Nicduwe

Beitrag melden

Guten Abend Frau Welter, mich kostet es seit einigen Wochen enorme Kraft mich ab ca.16 Uhr noch wachzuhalten. Ich werde jetzt 40 und wir haben unseren 4. Sohn vor 5 Monaten bekommen. Wenn ich ihn abends Stille, wird mir dann oft schlecht und ich bekomme Schweißausbrüche, nasse Füße... Ich schaue, dass ich mich ausgewogen ernähre und bin auch ein sehr sportlicher Mensch, aber momentan am Ende meiner Kräfte. Kann es vom stillen kommen? Eigentlich wollte ich gerne bis zum Schluss stillen, bis jede Milchmahlzeit durch den entsprechenden Brei ersetzt wurde, allerdings habe ich das Gefühl, mein Körper kann nicht mehr. Ich nehme auch die Tabletten für die Stillzeit... Herzlichen Dank.   Mit freundlichen Grüßen Nicduwe 


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Nicduwe,   wenn du sehr erschöpft bist, so hat das wohl weniger mit dem Stillen zu tun, sondern damit, dass du einen der anstrengendsten Berufe der Welt ausübst: Mutter eines kleinen Kindes. Das ist ein 24-Stunden Job mit 7-Tage-Woche ohne Urlaubsanspruch. Und diese Jobbeschreibung für eine Stelle, auf die sich sonst freiwillig nie jemand bewerben würde, sagt doch wohl schon alles, ganz gleich, ob die Frau stillt oder nicht. Deshalb ist es absolut notwendig, dass eine Mutter Unterstützung erhält und auch Zeit und Raum für sich hat, um wieder aufzutanken. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig das Abstillen. Es wird leider immer wieder so hingestellt, als das Abstillen die Lösung aller Probleme sei, doch dem ist nicht so. Realistisch betrachtet ist es einfacher nachts ein Kind zu sich ins Bett zu nehmen und bei Bedarf zu stillen als aufzustehen, eine Flasche zuzubereiten oder andere Dinge zu tun, um das Kind in der Nacht zu versorgen. Und ebenso realistisch betrachtet haben nur sehr wenige Mütter einen Partner, der nach dem Abstillen bereit ist, längerfristig und öfter als gelegentlich, die Nachtschicht zu übernehmen.   Versuche doch einmal, ob es nicht eine Chance gibt, dass du dir persönlich etwas gönnst und zwar regelmäßig. Schaffe dir eine Nische, die für dich ganz alleine ist. Das kann ein regelmäßiger Besuch bei der Kosmetikerin sein, eine gemütliche Lesestunde mit einer Lektüre, die du gerne magst, ein Kinobesuch mit einer Freundin ... eben irgendetwas, was du gerne magst. Auch ein Stillkind kann in diesem Alter einmal zwei Stunden ohne Mama auskommen und du kannst dann sicher wieder mit „neuer Kraft" zurückkehren und die Geduld aufbringen, die Mütter / Eltern nun einmal brauchen. Vielleicht gibt es auch in deiner Umgebung einen verantwortungsbewussten Teenager, der tagsüber gegen ein kleines Entgelt mit deinem Kind spazieren gehen kann und du legst dich in dieser Zeit hin und ruhst dich aus.   Gerade nach einer Geburt kommt es übrigens oft vor, dass die Schilddrüse aus dem Gleis gerät, du solltest auf alle Fälle die Werte einmal kontrollieren lassen, wenn du mit Schweißausbrüchen zu kämpfen hast.   Lieben Gruß Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.