Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Klappt Stillen beim 2. Baby?

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Frage: Klappt Stillen beim 2. Baby?

poulaki

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Hallo, ich frage hier wegen einer Freundin, die bald ihr 2. Kind erwartet. Beim ersten hat das Stillen überhaupt nicht geklappt, nach 2 Wochen Kampf hat sie es aufgegeben. Ich weiß nicht, was da genau schief gelaufen ist, sie redet da nicht gern drüber, sagt nur, dass sie sehr viel abgenommen hat, wog nur noch 42 Kg (wobei sie auch normal sehr klein und dünn ist, also vermutlich auch nur so um die 50 kg wiegt). Vielleicht zuwenig Milch? Sie hat ne ganz kleine Brust, höchstens A, auch jetzt in der Schwangerschaft ist es nicht mehr geworden. Ich gab ihr den Tipp, sich eine ganz bestimmte Hebamme hier aus dem KH zu nehmen für die Nachsorge, die auch Stillberaterin ist. darauf erwiderte sie: Ich werde ganz bestimmt nicht stillen, das tue ich mir nicht nochmal an. Ist das denn wahrscheinlich, dass es bei dem 2. Baby auch nicht klappt? Ich glaube, ich sollte mich da eher raushalten, aber es interessiert mich doch. Ihre große Tochter war in den ersten Jahren auch ziemlich viel krank, und immer so richtig doll. Während meine beiden (lange gestillt) eher selten krank sind und wenn dann nur bissel Laufnase oder mal kurz Fieber. Kann das am Stillen bzw. Nicht stillen liegen? Man sagt ja, dass in der MuMi viele Abwehrkräfte sind, macht sich das so signifikant bemerkbar? Kann das auch am Impfverhalten liegen? Kind der Nachbarin komplett nach Plan, meine (fast) nicht geimpft. Oder beides vielleicht? Vielen Dank und LG


Biggi Welter

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Liebe poulaki, es tut mir leid, dass die erste Stillerfahrung deiner Freundin nicht so war, wie sie es sich gewünscht hat. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es wäre ein sehr guter Gedanke von ihr, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, hat sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Etwa 95 bis 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt sie wollen und haben die richtige Unterstützung. Das heißt zwei bis fünf Prozent aller Frauen können tun was sie wollen, sie werden trotz allen Bemühungen und aller Unterstützung nicht oder nicht voll stillen können. So gibt es Frauen, bei denen das Brustdrüsengewebe nicht richtig entwickelt ist oder nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Diese Frauen können dann keine oder nicht genügend Milch für ihr Kind bilden. Es lässt sich aber keinesfalls an der Größe der Brust ableiten, dass eine Frau zu wenig oder nicht richtig entwickeltes Drüsengewebe hat. Hormonelle Störungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion) können sich negativ auf die Milchbildung auswirken. Bleibt ein Teil der Plazenta in der Gebärmutter zurück, so kann sich dies auf die Stillfähigkeit der Mutter negativ auswirken. Nachgeburtliche Blutungen können so stark verlaufen, dass sie eine irreversible Schädigung der Hirnanhangdrüse verursachen, die zum Sheehan Syndrom führt. Das Sheehan Syndrom bedingt eine Stillunfähigkeit. Weitere Symptome sind der Verlust der Scham und Achselhöhlenbehaarung, Kälteempfindlichkeit, niedriger Blutdruck und eine Schrumpfung des Scheidengewebes mit nachfolgender Unfruchtbarkeit. Eine Mutter mit Sheehan Syndrom kann gewöhnlich keine Milch oder nicht genügend Milch zur Ernährung ihres Babys produzieren. Verletzungen oder vorangegangene Operationen an der Brust können die Stillfähigkeit ebenfalls beeinträchtigen. Du siehst, es gibt einige Ursachen, warum eine Frau nicht so stillen kann, wie sie es gerne möchte, aber in den meisten Fällen liegen nicht körperliche Ursachen vor, sondern die Frau wurde nicht richtig informiert und unterstützt. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass das Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte das Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Es wäre wirklich sinnvoll, wenn sich Ihre Freundin bereits jetzt an eine Kollegin vor Ort wenden könnte, damit sie gleich einen Ansprechpartner hat, falls es zu Problemen kommen sollte. LLLiebe Grüße, Biggi


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