Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Keine Still- aber eine Saugfrage

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Keine Still- aber eine Saugfrage

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Biggie! Unser Sohn (12 Wochen) hat seit ein paar Tagen seinen Daumen entdeckt. Einerseits ziemlich niedlich wenn er im Schlaf danach sucht und sich selbst wieder "beruhigt" Andereseit ziemlich bedenklich wenn ich an Hrrorgeschichten über Kieferverformungen u.ä. denke. Tagsüber biete ich ihm die Brust an wenn er zum Daumen greift, aber ich kann ihn ja nicht gut aus dem Schlaf reissen nur weil er nuckelt?! Schnuller mag er nicht. seinem Gesichtsausdruck nach findet er die ekelig, aber Daumen liebt er. Kann / Soll ich was dagegen unternehmen? Wieso nimmt sein Saugbedürfnis plötzlich zu? Vielen liebn Dank im Voraus Sabine


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Sabine, wie Sie bereits sagen, können Sie nicht die ganze Zeit neben Ihrem Kind stehen und aufpassen, dass es nicht am Daumen lutscht. Ich würde auch am Tag die Brust anbieten und getrost abwarten, bis diese Phase sich wieder legt. Die Diskussion über Schnuller und Daumenlutschen wird sehr kontrovers und teilweise sehr vehement geführt. Aus der Sicht der Stillberaterin, ist von einem Gebrauch des Schnullers in den ersten Wochen abzuraten, da er zu einer Saugverwirrung führen und einen negativen Einfluss auf die Milchproduktion der Mutter und die Gewichtszunahme beim Baby haben kann. Aber auch bei gestillten Kindern kann ein Schnuller manchmal - wenn er überlegt eingesetzt wird - sehr hilfreich sein. Meiner Ansicht nach ist ein Schnuller nur deshalb „leichter" abzugewöhnen als der Daumen, weil die Mutter (Eltern) den Schnuller einfach verschwinden lassen können, was mit dem Daumen nicht möglich ist. Wenn der Schnuller plötzlich weg ist, ist das Kind mit Sicherheit unglücklich, aber es hat keine andere Wahl als auf ihn zu verzichten, denn es kann sich ja alleine keinen neuen besorgen. Selbst wenn das Kind zugestimmt hat, den Schnuller herzugeben, kann dies manchmal schwierig werden, denn ein kleines Kind kann die Tragweite einer solchen Entscheidung noch kaum erfassen. Eltern sollten da flexibel reagieren können und ihr Kind beobachten. Häufig wird als Gegenargument für Schnuller oder Daumen eine mögliche Verformung des Gaumens ins Feld geführt. Ein mit uns gut bekannter Kinderarzt und Psychotherapeut sagt dazu „lieber ein verbogener Gaumen, als eine verbogene Seele". Kinder entwickeln sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Es gibt daher meiner Meinung nach keinen definitiven Zeitpunkt für Entwicklungsstufen (also auch für das Abgewöhnen des Schnullers oder Daumens) der für alle Kinder gelten kann. Wenn ein Kind soweit ist, eine bestimmte Entwicklungsstufe zu erreichen, wird es das von selbst tun. Niemand würde an einer Tulpe ziehen, damit sie schneller wächst, damit würde man sie nur zerstören. Diese Einstellung darf allerdings nicht als Plädoyer gegen entwicklungsfördernde Maßnahmen verstanden werden, dort wo sie notwendig sind, ganz im Gegenteil. Vielleicht macht Ihr Baby gerade einen Wachstumsschub durch (er hat das klassische Alter dafür) und hat deshalb ein so starkes Saugbedürfnis. Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher, dass das nur eine Phase ist. LLLiebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.