Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Jede Stunde!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Jede Stunde!

Mitglied inaktiv

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Hallo, Mein Sohn ist jetzt 24Tage alt und wird voll gestillt. Er nimmt gut zu und wird immer wacher und aktiver. Allerdings kommt Er mittlerweile tagsübebr fast jede Stunde und möchte trinken. Angefangen hat das vor einer Woche; da kam er auf einmal alle 2Stunden anstatt alle 3-4 Stunden. Wenn Er nur so kurz geschlafen hat, ist er natürlich oft müde und schläft schon an der ersten Brust nach 10Minuten ein. Ich wickel ihn dann, um ihn wieder zu wecken und lasse ihn die zweite Brust trinken. Er trinkt auch oft sehr lange. Der Rekord liegt mit Wickeln dann bei knapp 2Stunden. Nachts ist es etwas besser. Er hat vor Mitternacht seine unruhige Phase und schläft danach so gute 3Stunden. Nach dem Stillen schläft er dann nochmal knappe 2Stunden. Dann allerdings fängt die "ich möchte alle Stunde trinken und wenn ich noch so müde bin"- Geschichte an. Vielleicht muß ich noch dazu sagen, daß ich Probleme mit der linken Brust habe. Die Brustwarze war sehr wund/blutig/rissig. Das volle Programm. So das ich seit einer Woche auf der linken Seite mit Stillhütchen stille. Das stört Nils aber nicht. Oft trinkt Er links ausgiebiger als rechts. Die Brustwarze wird übrigens jetzt langsam besser. Darüber bin ich sehr froh, weil es oft sehr schmerzhaft war ihn dort anzulegen. Ich mußte mich oft zwingen, ihn die Brust konsequent trinken zu lassen, um Milchstau zu vermeiden. Ich hoffe, daß ich das Stillhütchen wieder absetzen kann, wenn die Brustwarze vollständig verheilt ist. Für Tipps und Ratschläge bin ich total dankbar. Liebe Grüße Anja& Nils


Biggi Welter

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Liebe Anja, dieses Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Sie können sich und dem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa drei Wochen zu erwarten, Ihr Baby ist also im klassischen Alter dafür. Wunde Brustwarzen werden fast immer durch falsches Anlegen verursacht und durch die Stillhütchen kommt das Baby dann ganz durcheinander. Es ist wirklich unerlässlich, dass herausgefunden wird, warum die Brustwarze wund geworden ist. Solange die Ursache nicht behoben ist, sind alle Versuche mit Salben nur Kosmetik, die nicht wirklich helfen werden. Um die Heilung zu beschleunigen, haben sich die folgenden Tipps bewährt: o vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird. o an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen o nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). o ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhätltich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. o zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinander geschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hinein geschnitten werden. Außerdem ist es sinnvoll, dass Sie Ihr Kind so anlegen, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet. In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Auch über das Handausstreichen, Abpumpen und alternative Fütterungsmethoden kann Sie eine Kollegin vor Ort genau informieren, die Ihnen auch bei der Ursachenforschung behilflich sein kann. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Weller! Ich wohne in Lübeck 23562! Über einen Kontakt würde ich mich freuen. Ich wollt morgen zu uns ins Geburtshaus in die Stillgruppe gehen, da ist glaube ich auch eine LL-Beraterin. Klar lasse ich mich auf sein Saugbedürfnis ein! Was anderes bleibt mir ja auch nicht übrig, da Er keinen Schnuller nimmt und ich auch der Schnullergeschichte eher kritisch gegenüber stehe. Wenn ich ihn nicht anlegen würde, würde er elendlich schreien...Allerdings ist das momentan alles sehr anstrengend. Heute hat Er von halb drei mittags bis heute abend um halb zehn nicht richtig am Stück geschlafen, sondern immer nur kurze Episoden von ner halben Stunde. Ich komme zu nix!!! Und laufe mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Ich bin echt fertig und am zweifeln, ob ich es wirklich schaffe ein halbes Jahr voll zu stillen. Bisher hab ich echt dafür gekämpft und Schmerzen etc. in Kauf genommen. Aber langsam bin ich an meiner Grenze angekommen. Mit meinem Mann streite ich mich auch deswegen, weil Er meint, wir sollten doch einfach mit der Flasche zufüttern und das Problem sei erledigt. Ich möchte aber so gerne stillen. Ich erwarte auch nicht, daß er pünktlich alle 5Stunden kommt und dann nach 20Minuten ruhig ist und wieder schläft, aber ich würde gerne mal wieder raus. Wegen der wunden Brustwarze, bin ich mir sicher, daß es daran liegt, daß Er nicht genügend Brust in den Mund nimmt und oft gerne nur an der Warze saugt... ich bekomme es aber nicht hin, daß Er den Mund weiter aufmacht. Bis dann. Liebe Grüße Anja


Biggi Welter

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Liebe Anja, es kann gut sein, dass Ihr Baby tatsächlich ein Saugproblem hat und nicht effektiv genug trinkt. Wenden Sie sich deshalb an Frau SIEHL Marion, Tel.: 04555 1312, sie kann Sie und Ihr Baby sehen und so sehr viel gezielter beraten. LLLiebe Grüße, Biggi


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