Emipale
Ich bin derzeit mit dem 4. Kind schwanger, in der 31. Woche und so langsam mache ich mir Gedanken über die Geburt und die Zeit danach... ich habe bei den 3 größeren Kindern versucht zu stillen, leider jedesmal ohne Erfolg, ich hatte jedesmal so gut wie keine Milch, trotz Dauer anlegen und zusätzlich abpumpen, die Kinder haben sehr viel abgenommen, weit mehr als 10 % direkt nach der Geburt (die erste wurde z.b. mit 300 geboren und war nach 6 Tagen noch bei 2850g), also mussten wir zufuttern Ich habe es mit Brusternährungsset gemacht, nie länger als 2 Stunden Abstand und nach dem Stillen noch mit der Pumpe weiter angeregt, wir haben 3 Stillberaterinnen "verschlissen", Schilddrüse wurde untersucht usw usw eine Ursache für die mangelnde Milch Bildung wurde nie gefunden, ich hatte vorallem beim ersten Kind arge Probleme damit, es wird einem ja immer suggeriert dass jede Frau stillen kann ... Tja, ich offensichtlich nicht, ohne Pulver Milch wären mir meine Kinder an der Brust verhungert! Beim 3. Kind habe ich meinen Frieden damit geschlossen und nach 4 Wochen vergeblichen Probieren nur noch die Flasche gegeben ... Tja, aber was kommt jetzt? Ich frage mich ob ich es nochmal versuchen soll? Oder ob es noch irgendwas gibt was ich noch probieren kann? Mit dann 4 Kindern (von denen eines Behindert ist) wird es zeitlich sicher eh schon eine Herausforderung und dann nochmals vergeblich viele Stunden mt der Milch Pumpe verbringen? Ich würde es tun wenn ich sicher sein könnte dass eine Chance besteht dass es dieses mal mit dem Stillen klappt, aber wie groß ist die Chance wohl wenn man es realistisch betrachtet? Und was ist mit dem Satz "jede Frau kann stillen?" warum ging es dann trotz aller Bemühungen bei mir doch nicht, bzw was habe ich dann falsch gemacht? Oder kann eben doch nicht jede Frau stillen?
Liebe Emipale, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die „Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Wenn Sie es möchten, wenden Sie sich doch bitte an eine Kollegin vor Ort, die sich das Saugverhalten Ihres Babys dann einmal ansehen kann du Ihnen Tipps geben kann, wie Sie vielleicht doch noch erfolgreich stillen können. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi
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