Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ich weiß nicht ob ich stillen soll

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ich weiß nicht ob ich stillen soll

Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich werde im april unser 2 kind bekommen.unsere tochter habe ich damals 6 wochen voll gestillt und dann nach 1 monat abgestillt.ich war damals zu nervös,hatte aber keine probleme mit dem stillen,alles war super genug milch ect. aber ich habe mich damals nicht wohl gefühlt,war hibbelig und schnell gereizt,außerdem hat mir der schlafmangel zu schaffen gemacht,nachdem ich die flasche gegeben habe hat sie lange geschlafen und ich war wieder mensch. ich habe jetzt angst das meine tochter eifersüchtig wird(fast 3)und ich auch keine ruhe zum stillen habe,ich weiß nicht was ich machen soll ich weiß ich hab noch etwas zeit aber ich mache mir schon gedanken.stillen ist ja doch das beste ,hat jemand einen tipo wie ich mich locker machen kann und nicht sone angst davor haben brauch?? LG Anja


Biggi Welter

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Liebe Anja, Muttermilch ist zweifelsohne die beste Nahrung für ein Baby und künstliche Säuglingsnahrung ist lediglich ein Ersatz. Doch das brauche ich dir nicht zu erzählen, das weißt Du sicher selbst schon lange und außerdem hilft dir das in deiner Situation auch nicht weiter. Keine Frau sollte sich gezwungen sehen zu stillen und wenn dir der Gedanke an das Stillen so unerträglich ist, so weiß ich nicht, ob es für dich sinnvoll ist, wenn Du stillst. Es ist die denkbar schlechteste Ausgangssituation für eine gute Stillbeziehung, wenn die Mutter sich unter Druck gesetzt fühlt und sich trotz stärkster Vorbehalte zwingt, ihr Baby zu stillen. Die andere Seite ist, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist zu stillen, wie Du es dir jetzt vorstellst. Viele Dinge sind nach der Geburt des Babys ganz anders, als die Frau es sich vorher vorgestellt hat. Vielleicht ist es eine Möglichkeit für dich, dass Du dein Baby nach der Geburt anlegst und so die ersten Schritte zum Stillen tust. Es ist für DICH und DEIN BABY von Vorteil, wenn Du zumindest eine kurze Zeit stillst. Bei dir erfolgt die Rückbildung der Gebärmutter schneller und dein Baby erhält zumindest das Kolostrum. Das Kolostrum, die erste Milch, die gebildet wird, ist besonders reich an Immunstoffen, hilft dem Baby das Mekonium (den ersten Stuhlgang) schneller auszuscheiden und schützt außerdem den Darm des Babys. Wenn Du dann, nachdem Du es probiert hast, feststellst, dass das Stillen nichts für dich ist, kannst Du jederzeit abstillen, wobei ich dir allerdings von Abstillmedikamenten wegen der möglichen nicht unerheblichen Nebenwirkungen abraten würde. Ein langsames Abstillen, unterstützt durch physikalische Maßnahmen wie Kühlen der Brust und eventuell naturheilkundliche und/oder homöopathische Mittel ist für deinen Körper sanfter und auch dein Kind würde von einem langsamen Abstillen und einer entsprechend langsamen Umstellung auf künstliche Säuglingsnahrung profitieren. Über die verschiedenen künstlichen Säuglingsnahrungen solltest Du dich mit einem Kinderarzt unterhalten. Er kann dir auch sagen, ob eine HA Nahrung sinnvoll oder erforderlich ist. Du kannst beim Flaschegeben genau so liebevoll mit deinem Baby umgehen wie beim Stillen. Hier noch ein paar Tipps, die Flaschenfütterung dem Stillen ähnlich machen: Füttere dein Baby immer in deinem Arm, nahe an deiner Brust, die Flasche an deinen Körper gelehnt. So hört dein Baby deinen Herzschlag, riecht und fühlt dich und kann dir in die Augen sehen Wenn Du deinem Baby einen Schnuller gibst, damit es das über die Nahrungsaufnahme hinausgehende Saugbedürfnis befriedigen kann, dann lass es das Saugen in deinem Arm oder dem Tragetuch genießen Trage dein Baby am Körper (z.B. im Tragetuch oder Tragebeutel), um ihm viel Haut und Körperkontakt zu geben Achte darauf, die Flasche nicht immer von derselben Seite zu geben. Für die Entwicklung der Augen und des räumlichen Sehens ist es von Vorteil, wenn Du wie beim Stillen die Seite wechselst. Ich wünsche dir problemlose restliche Schwangerschaftstage, eine komplikationslose Geburt und eine schöne Zeit mit deinem Baby. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo, sorry, dass ich mich einmische, aber da Du ja zweifelst, nützt Dir vielleicht, Erfahrungen anderer zu lesen: Das erste Kind wollte ich unbedingt stillen, habe aber nach nur 2 Wo. völlig frustriert aufgegeben, denn ich konnte meine Stillschwierigkeiten nicht bewältigen. Beim zweiten Kind, nun 5,5 Mon., klappt alles super. Das erste Kind war total "pflegeleicht", das zweite wollte von Beginn an nur herumgetragen und wochenlang dauergestillt werden. Ich wusste nicht, ist er zufrieden oder nicht: Solange er ständigen Körperkontakt hatte, war er es aber jedenfalls. Das klingt sehr anstrengend, und dennoch war es viiiel leichter als beim ersten Mal, einfach, weil es das zweite war! Felix verbrachte die ersten Wochen im Tragetuch, und so konnte ich mich wunderbar um den Großen kümmern. Für den Anfang stellte ich sicher, dass meine Mutter, die eine WEile da war, sowie mein Mann, sich viel um den Großen kümmern, damit ich mich dem Stillen voll widmen konnte,denn diesmal sollte es endlich funktionieren. Und es ging. Der Große weiß nur, dass auch er gestillt worden war, ich werde ihm erst in vielen Jahren erzählen, wie kurz und schwierig es bei ihm gewesen war. Er findet Stillen selbverständlich, und als er einmal eine Puppe mit Milchfläschchen in Händen hatte, erklärte er, darin sei abgepumpte Muttermilch ("aus seinen Brustwarzen"). Gerade anfangs lief die Milch dauernd aus, und diese durfte er immer für sich haben. Ich habe ihn auch ein paar Male richtig aus der Brust trinken lassen, und er ist ganz ehrfurchtsvoll und interessiert meinen Anweisungen gefolgt ("am Schluss erst Mund öffnen, dann weg von der Warze" etc.) Clemens hatte schnell genug vom Stillen, aber ich denke, durch das grundsätzliche Angebot hatte er hier keinen Grund zur Eifersucht. Da ich dabei festhänge, kam er selber auf die Idee, mit mir Bücher währenddessen anzuschauen oder sich vorlesen zu lassen, oder auch mal eine Folge "Pettersson und Findus" zu sehen. Wenn er das unbedingt will, dann fordert er mich auf: "Mama, still ihn endlich!" Der Anfang war anstrengend, aber ich fand, dass das am zweiten Kind an sich und weniger am Stillen lag. Die Früchte des Durchhaltens ernte ich heute, denn jetzt hat Felix seine Stilldauer von anfangs einer Stunde auf nur noch 5 min. reduziert, und es ist viel (!)einfacher als wenn ich Flaschen zubereiten müsste. Bei mir war es nach 3 Monaten soweit, dass das Stillen so perfekt eingespielt war, dass es schnell, leicht und ohne großes Auslaufen ging. Als Fazit würde ich daraus für Dich ziehen: 1. Versuch es einfach, abstillen kannst Du später noch immer. 2. Frag Dich während der Stillzeit, ob die Anstrengungen wirklich am Stillen liegen, die Du so durchmachst. 3. Denk dran, es dauert mehrere Wochen, bis alles wirklich einfach läuft. Danach ist es wirklich easy going - es lohnt also, einige Wochen durchzuhalten. Die ersten Wochen werden so oder so schwierig sein. 4. Dein großes Kind hat es grundsätlich nicht leicht, mit dem Baby zurecht zu kommen. Aber sie hat andere Bedürfnisse. Durch das Stillen nimmst Du ihr eigentlich nichts weg. Wenn es Probleme gibt, sei nicht so sicher, dass sie durchs Abstillen behoben werden, zumal das Baby dadurch Stress erfährt und evtl. noch anhänglicher wird. 5. Wenn Dir schon zum Stillen Gedanken kommen, dann steht fest, dass Du schon auch positive Seiten am Stillen siehst. Das wird, falls Du nicht stillst, dann aber zur Folge haben, dass Du Dich bestimmt oft fragen wirst, wie es denn doch mit Stillen gewesen wäre. Daher: Finde es heraus! Und wie gesagt, abstillen kannst Du dann trotzdem, wenn es wirklich nichts für Dich ist. Aber dann stehst Du wirklich dahinter und bist mit Dir im Reinen. Und, last, but not least: Man glaubt gar nicht, wieviel Nerven man sich einfach dadurch spart, dass man beim zweiten Kind schon weiß, wie alles geht. Auch wenn es ganz anders ist. Man macht sich nicht um jeden Pups mehr Sorgen, und ich denke, dass das der Hauptgrund für meine Ausgelichenheit ist. Oder liegt das an den Stillhormonen?? Jedenfalls alles Gute, Emily


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