Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ich weiß nicht mehr weiter

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ich weiß nicht mehr weiter

Mitglied inaktiv

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Hallo, erstmal entschuldigung für meine schreibweise aber meine tochter st bei mir auf dem arm. ich habe ein problem und zwar dass meine tochter andauernd gestillt werden möchte. ich muss sie alle 1 1/2 stnden anlegen und dann trinkt sie noch nicht mal vernünftig. immer nur ein paar schlückchen, so nach dem motto, warum satt essen, die quelle ist doch immer da. ich glaube mittlerweile, dass sie nicht mehr satt wird oder keine lust mehr hat. meine tochter ist gerade 5 monate.das ganze theater zieht sich schon etwa 3 wochen hin und langsam gehen meine nerven baden. der schlafmangel, da sie nachts meist 3 mal zum stillen kommt ist eine sache. die andere ist, dass ich noch einen zweijährigen sohn habe, der natürlich auch meine aufmerksamkeit braucht und die ich ihm auch geben möchte aber wenn ich meine tochter andauernd stillen muss und sie rumtragen muss, weil sie sehr viel weint (ich glaube sie ist ziemlich unzufrieden), geht das meist nicht so. ich habe auch schon probiert, ihr die flasche oder den löffel zu geben, aber sie möchte keins von beidem richtig haben. Nahrung vom löffel schiebt sie immer wieder raus und auf dem flaschensauger kaut sie nur rum. selbst abgepumpte milch nimmt sie nicht aus der flasche. Ich glaub, es würde uns besser gehen, wenn ich sie dazu kriegen könnte, was anderes zu essen bzw zu trinken. Ich weiß ja, dass das stillen das beste ist, aber wenn das kind anscheinend nicht mehr satt wird und so häufig gestillt werden muss ist das doch auch nicht ok oder??? Ich würde mich freuen , wenn mir jemand einen tipp geben könnte, wie ich meine tochter an die flasche oder den löffel gewöhnen kann. ausprobiert habe ich schon viel, grießbrei, karotten, spagetti, honigschleim, diverse milchnahrungen. ich bedanke mich schon mal ganz lieb für die antworten lg vera


Biggi Welter

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Liebe Vera, zwei Kinder unter zwei sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Sie mehr Schlaf bekommen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare ückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Ob Ihr Kind noch ausreichend gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihr älteres Kind kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu "besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren "Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine "Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Vera, das kommt mir so bekannt vor. Habe gerade mit meiner 11 Monate alten Tochter ähnliches durch. Allerdings Schlafenzug über mehrere Monate und einen vierjährigen Sohn. Kann gut verstehen, wie es Dir geht. Laura tickt absolut ähnlich. Auch sie hat sich ständig in "Spatzenportiönchen" (ständiges Stillen in extrem kurzen Abständen) geholt, was sie so braucht. Bei uns war es leider so, dass ich dabei auf der Strecke geblieben bin. Ich habe auch so einiges in Sachen Zufüttern und Co. durch. Sie wollte das alles partout nicht und wollte nur gestillt werden. Bis ich dann vor ein paar Tagen von meiner Heilpraktikerin auf den Kopf zugesagt bekommen habe, dass ich weder ihr noch mir mit meinem Märtyrerdasein (bis zu 7 mal stillen pro Nacht!) einen Gefallen tue. Ich bekam den Rat, ihr abends eine Flasche zu geben. (Zuvor hat sie NIE aus der Flasche getrunken, ich hatte entsprechende Bedenken.) Da die Worte meiner Heilpraktikerin aber derart auf den Punkt und absolut korrekt sind, habe ich nun auch die innere Entschlossenheit, sie abzustillen. Und siehe da - nach drei Abenden hat sie 150 ml getrunken (auf dem Bett eingekuschelt, dicht an der Brust gehalten) und ich musste sie letzte Nacht nur noch einmal stillen. Lange Rede kurzer Sinn: Vielleicht braucht ihr nur abends vorerst eine Flasche und dazu genau wie wir, Durchhaltevermögen und die innere Entschlossenheit (ich bin mir sicher, die Kleinen spüren das!) und deine Nächte und Du werden wieder entspannter. Drücke euch die Daumen, liebe Grüße Ute


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Ich möchte mich hier bei den Tipps anschliessen und ausdrücklich nochmald ein Tragetuch empfehlen. Ich habe zwar nur ein Kind (1Sohn/5 1/2 Monate alt), aber grade bei 2 Kindern kann ich es mir gut vorstellen, das Nähebedürfnis dadurch zu stillen, dass es im Tuch getragen wird und so 2 Hände frei zu haben um sich mit dem grösseren zu beschäftigen. Vielleicht kommt dieses ständige Stillen wollen einfach nur deshalb, weil es mehr kuscheln möchte... Ausprobieren würde ich es auf jeden Fall! Alles Gute! Tipee PS: Statt Tragetuch geht natürlich auch eine andere Tragehilfe (ausser BB).


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