Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ich kann nicht mehr...

Frage: ich kann nicht mehr...

Mitglied inaktiv

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Ich habe mir mein Kind so sehnlichst gewünscht, und nun muss ich zugeben, dáss mir die Geduld fehlt - ich musste Marie von Anfang an bis jetzt (6 Mte.) alle 2 Stunden stillen, seit 6 Wochen versuche ich es mit Beikost, die wenigen Löffel Brei die sie manchmal abends isst, haben geholfen, sodass ich nur noch 1 x statt 2 x nachts aufstehen muss. Ich bin in letzter Zeit so kaputt, Flasche nimmt sie nicht, alle Versuche gescheitert, egal mit welchem Inhalt - ich hab das Gefühl ich kann nicht mehr. Besonders abends wenn sie ewig an der Brust nuckelt bis sie endlich einschläft - wie kann ich es schaffen, daß sie abends nur noch Brei ist, bwz. im "Nofall" wie funktioniert das Abstillen? Ich war motiviert, sie selber abstillen zu lassen, jetzt muß ich mir eingestehen, dass ich es wohl nicht schaffe, so lange zu warten. Eine verzweifelte und traurige Yvonne


Biggi Welter

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? Liebe Yvonne, gerade wenn sich eine Frau ein Baby so sehnlich wünscht, kann es vorkommen, dass dann die Realität und die Vorstellungen der Frau, wenn das Baby schließlich da ist, auseinanderklaffen. Die Mutter idealisiert in ihren Träumen vom Leben mit Baby dieses Leben so sehr, dass sie schließlich geschockt ist, wenn sie erlebt dass manches oder sogar vieles ganz anders ist, als sie es sich erträumt hat und ist dann erschreckt von sich selbst und ihren Reaktionen. Dann ist der Punkt gekommen, wo frau sich von dem „Traumbaby" aus ihrer Vorstellung lösen muss und die Realität mit dem Baby und dem Alltag mit diesem Kind, das sie hat akzeptiert. Auch von der Vorstellung, dass frau eine immer geduldige und perfekte Mutter sein wird, muss Abschied genommen werden. Deshalb ist es jetzt auch nicht so, dass das Abstillen die Lösung für Ihre Probleme sein wird. Denn durch das Abstillen werden Sie keine Garantie erhalten, dass Ihr Baby nachts seltener aufwachen wird (wobei es ohnehin schon sehr selten aufwacht) und Sie werden auch keine Garantie haben, dass es am Abend schneller gehen wird, dass die Kleine einschläft. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und überlegen Sie in aller Ruhe, wie Sie sich Ihr Leben als Mutter vorgestellt haben und wieviel davon wirklich zu realisieren ist. Vielleicht machen Sie sich sogar eine Liste, in der Sie die Punkte aufschreiben und gegeneinander abwägen. Auch wenn es dann manchmal schmerzhaft sein mag: Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Dann überlegen Sie, was Sie verwirklichen können und was unrealistisch ist und bauen sich ein neues Bild, das Sie leben können. Falls zu diesem Bild das Abstillen gehört, dann stillen Sie ab und stehen Sie zu dieser Entscheidung, aber stürzen Sie nicht in die Falle zu glauben, dass das Abstillen tatsächlich die Lösung all ihrer Probleme sein wird. Ein radikaler Brustentzug wird für Ihr Kind sicher sehr schwierig sein und mit vielen Tränen verbunden. Sanftes und allmähliches Abstillen ist sowohl für Ihr Kind als auch für Sie besser. Beim Abstillen gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Bei Kindern ab sechs Monaten kann auch Beikost angeboten werden. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche (oder auch deutlich länger) können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Was hilfreich sein kann ist ein gut sitzender, stützender BH, der jedoch keinesfalls einengen darf. Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können. So lange ein Baby noch mehrmals gestillt wird, muss nicht unbedingt eine weitere Milchmahlzeit (Milchbrei) eingeführt werden, da das Kind seinen Milchbedarf mit der Muttermilch decken kann. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen (ja auch bei einem kleinen Baby)einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sieallmählich und mit viel Liebe vorgehen und nicht zu schnell die Geduld verlieren. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Yvonne, ich kann Dich verstehen, das Du kaputt bist und meinst nicht mehr zu können. Das ist normal, diese Phase hatte ich auch. Meine Tochter ist nun 1 Jahr alt hat die ersten 6 Monate auch alle 1 bis 3 Stunden an der Brust getrunken (auch Nachts), nun trinkt sie Nachts und zum Einschlafen noch immer an der Brust. Das Deine Tochter NAchts nicht mehr so oft kommt und Abends etwas Brei isst, ist doch ein Erfolg. Selbst wenn Du jetzt abstillst oder Deine Tochter Abends viel Brei isst, kann man nicht davon ausgehen, dass sie Durchschläft oder weniger an der Brust trinkt. Brust ist mehr als nur NAhrung. Deine Tochter spürt warscheinlich auch das Du angespannt bist und trinkt vielleicht dadurch noch öfters. Ich kann Dir nur den Tip geben, mache dir das Stillen so einfach wie möglich, lege dich Mittags z.B. beim stillen mit Deiner Tochter hin und ruhe Dich aus. Mache im Haushalt nur das nötigste um wieder zu kräften zu kommen. Überlege Dir das mit dem Abstillen. Hast _Du schon mal daran gedacht eine Stillgruppe zu besuchen? Ich hoffe das ich Dich ein bisschen aufheitern konnte. Du schaffst es schon. Gruß Vera


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