Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

Hallo, wir haben momentan ein Stillproblem, der Zwerg (9 Wochen) wird nicht mehr richtig satt. Es gibt tagsüber keinen Rhythmus mehr, nachts kommt er 2 mal, tagsüber aber manchmal alle 1.5 h, manchmal trinkt er nur kurz und kommt nach 20 Minuten schon wieder, abends immer wieder Clusterfeeding Phasen. Ausserdem ist er seit einigen Tagen permanent unzufrieden und weint sehr viel. Schlafen prinzipiell geht gut. Gewicht sind 6200 g, 64 cm, Geb. gewicht waren 3710 g. Da ich eine Hashimoto Thyreoiditis habe, musste ich in der SS 200 µg Thyroxin nehmen, habe nun seit der Entbindung schon zweimal reduziert da ich momentan absolut in der Hyperthyreose bin mit katastrophalen Laborwerten (TSH < 0.01; freie Hormone stark erhöht). Mir geht es körperlich auch nicht besonders (Schweissausbrüche, Nervosität, Appetitlosigkeit, ....) . Meine Frage, ob sich die hyperthyreote Stoffwechsellage auf die Zusammensetzung der Muttermilch auswirkt. Diese Frage konnte mir leider weder der Endokrinologe noch die Gyn mit Sicherheit beantworten. So kann es für mich nicht weitergehen, weil der Zwerg meist unrund ist und wir keinen Rhyhtmus bekommen, eine Planung des Tages ist unmöglich. Muss nun vermehrt wieder berufliche Termine wahrnehmen, und kann mein Kind so nicht mal für eine Stunde bei der Oma lassen, weil das ja niemandem zumutbar ist - wenn er Hunger hat, beginnt er sofort laut zu schreien. Da entstanden schon mehrere unangenehme Situationen. Zudem gerate ich zunehmend unter Druck, da ich im Jänner wieder arbeiten gehe und bis dorthin ein Rhyhtmus etabliert sein sollte. Mein Plan ist, nun langsam abzustillen, um vielleicht mit dem Fläschen sowas wie einen Rhythmus zu bekommen; Schnuller nimmt er auch noch nicht, den versuche ich auch anzugewöhnen. Denkt ihr das hängt mit der Schilddrüsen-Überfunktion zusammen oder ist das ein Wachstumsschub? So lange kann ein Schub doch nicht dauern...bin schon verzweifelt, so kann es nicht weitergehen..... danke...

von surgeongirl am 16.10.2014, 16:52



Antwort auf: Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

Liebe surgeongirl, Hashimoto kann schon gravierende Stillprobleme verursachen und wirkt sich unter Umständen negativ auf die Milchbildung aus, aber der „regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Das klingt jetzt etwas erschreckend, doch sobald eine Mutter erkannt hat, dass ihr Baby sich ganz normal verhält und dass der Alltag mit einem Baby nur wenig mit dem Bild gemein hat, das eine idealisierte und glorifizierte Mutterschaft zeigt, kann sich die Frau entspannen, muss nicht mehr einem unerreichbaren Ideal hinterherjagen und kann sich daran machen, sich auf das Baby einzulassen und kann wieder neue Energie sammeln. Ein etwa neun Wochen altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.10.2014



Antwort auf: Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

danke, aber wie sol ich nun vorgehen in hinblick aufs arbeiten? werde langsam astillen denke ich. leider ist unser zwerg ein kleiner dauernuckler, dass muss ich vor der arbeitsaufnahme wegbringen....

von surgeongirl am 16.10.2014, 20:29



Antwort auf: Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

Liebe surgeongirl, natürlich können Sie auch abstillen,dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Besprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin/arzt welche künstliche Säuglingsnahrung Sie verwenden sollten. Pre Nahrung kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden und ist als Ersatz für die Muttermilch für das gesamte erste Lebensjahr (bis das Kind an normale Kuhmilch gewöhnt werden kann) geeignet. Für das komplette Abstillen sollten Sie in etwa sechs bis acht Wochen einrechnen, dieser Zeitraum ist realistisch, wenn Sie Probleme mit der Brust vermeiden wollen und gibt auch dem Kind Zeit, sich an die Umstellung zu gewöhnen. Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.10.2014



Antwort auf: Hyperthyreose - Einfluss auf Muttermilch?

ja danke, soweit schon. nur die Frage, ob eine derzeitige - medikamentös bedingte - Überfunktion der Schilddrüse die Zusammensetzung der Muttermilch beeinflusst, haben Sie mir leider nicht beantwortet. Vielen Dank für Ihre Mühe und schönen Abend!

von surgeongirl am 16.10.2014, 21:51