Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hungerstreik?

Frage: Hungerstreik?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Frau Welter, meine Tochter ist 8 Monate alt. Gestern abend hat sie das erste Mal Brei bekommen, mittags ißt sie schon seit einigen Wochen Gemüse und ähnliches. Die ca 100g Brei, die ich ihr "zur Probe" gemacht habe, hat sie so weggezogen. Nach ca einer halben Stunde wollte ich noch stillen, sie hat aber fürchterlich geschrieen und ihren Kopf weggedreht. Ich habe sie dann ins Bett gelegt und sie hat bis heute morgen 7:00 durchgeschlafen. Beim Anlegen heute früh wieder dasselbe Theater. Sie hatte aber Durst, denn Wasser aus der Tasse hat sie gierig getrunken. Mit viel Geduld und Gebrülle ihrerseits hat sie jetzt eine Seite bei mir getrunken. Dieses Verhalten erinnert mich an meinen Sohn, der sich mit genau einem Jahr selbst abgestillt hat. Kann das mit 8 Monaten schon sein und wenn ja, was gebe ich ihr dann zu trinken? Milch soll sie noch nicht, weil mein Mann Allergien hat. Was mache ich mit meiner vollen Brust, außer ausstreichen und Salbeitee trinken? Etwas ratlose Grüße Renate


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Renate, ein Kind unter einem Jahr stillt sich in der Regel nicht selbst ab und das was Sie beschreiben klingt für mich eher nach einem Stillstreik denn nach selbstbestimmten Abstillen. Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt Ihr Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, ao dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob eventuell ein Harnwegsinfekt vorliegt? Hier ist die Kinderärztin/arzt zunächst einmal gefragt. Sind Sie aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter. Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Haben Sie zum Beispiel gestillt während es untersucht wurde und ist er dabei erschrocken? Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen in Eurem Leben. Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat. Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und läßt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: • im Umhergehen stillen, • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • im Halbschlaf stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die Ihnen die Becherfütterung zeigen kann und Ihnen auch sonst noch weitere Tipps geben kann. Mit acht Monaten werden Sie Ihr Kind kaum milchfrei ernähren können. Sollte sich die junge Dame also nicht besinnen, so wird Ihnen wohl nur der Weg zur künstlichen Säuglingsnahrung bleiben. Besprechen Sie bitte mit Ihrer Kinderärztin, welche Nahrung für Ihr Kind geeignet ist. Sobald die Brust zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. (Quarkwickel, zerstoßene Eiswürfel in einer Tüte und diese wiederum in ein Handtuch eingewickelt, Tiefkühlerbsen, gekühlte Kohlblätter oder auch Cold-Packs). Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Was hilfreich sein kann ist ein gut sitzender, stützender BH, der jedoch keinesfalls einengen darf. Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Renate! Deine Tochter stillt sich nicht ab, sondern Ihr erlebt gerade einen Stillstreik. Such mal nach diesem Stichwort, Biggi hat dazu schon öfter geantwortet. Es gibt eine ganze lange Liste mit Tips, wie Su Sein Kind wieder zum Trinken bekommst. Alles Gute Martina A.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.