Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe, stillt sich mein Tom selbst ab? Warum nehme ich immer mehr zu?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hilfe, stillt sich mein Tom selbst ab? Warum nehme ich immer mehr zu?

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Hallo, ich brauche unbedingt einmal Eure Ratschläge und Meinungen. Ich bin am Rande der Verzweiflung. Mein kleiner Scheisser ist jetzt 7 Monate alt und wurde 6 Monate voll gestillt. Bei der U5 wurde mir von der Kinderärztin angeraten, dem kleinen Mittags Beikost zu füttern und weil er allergiegefährdet ist, sollte ich 2 Wochen Möhren, dann 2 Wochen Möhren mit Kartoffeln, dann 2 Wochen Möhren mit Kartoffeln und Fleisch. Und dann? Mein Tom ist zwar sehr gut und verträgt bisher auch alles gut. Nur will er meine Brust nicht mehr. Ich wollte so gern noch weiterstillen, aber richtig trinkt er nur noch morgens kurz und dann kurz nach dem Brei mittags und dann erst wieder abends, dann allerdings auch wieder nur kurz. Stillt er sich etwa von allein ab? Vormittags und nachmittags habe ich sonst auch immer gestillt, doch Tom ist nicht mehr an die Brust zu kriegen. Er will sie einfach nicht mehr. Aber trotzdem meckert er, wenn er sieht, dass ich z. B. etwas esse. Ich habe dann angefangen ihm vormittags etwas Zwieback-Apfel-Brei zu geben und nachmittags etwas Apfelbrei mit Vollkorn. Das ist er natürlich auch. Ist das denn normal? Für meine Brust ist das eine riesengrosse Umstellung. Ich merke jedoch, dass die Milch immer weniger wird. Sonst hat Tom auch nachts von 20.30 bis 6.30 durchgeschlafen. Jetzt wird er nachts ca. 2 mal wach. Ich verstehe die Welt nicht mehr!!!!! Im Moment habe ich das Gefühl, einfach alles falsch zu machen. Ich habe auch Angst, dass ich irgendwas falsch mache. Aber, was soll ich tun. Ich gehe doch nur auf seine Bedürfnisse ein. Ich könnte echt nur noch heulen. Habt ihr ähnliche Erfahrungen? In den ersten 6 Monaten hatte ich fast gar keine Probleme mit dem Stillen. Und jetzt ist von einen Tag auf den anderen alles anders. Meine Fragen sind folgende, vielleicht habt ihr ein paar Tipps: Was kann ich machen, damit Tom nachts nicht so oft wach wird? Ist es richtig, dass ich ihm vormittags und nachmittags Obstbrei gebe? Was gebe ich ihm zu trinken, wie viel braucht er? Was mache ich, wenn er bald auch morgens und abends meine Brust nicht mehr will? Sollte man nach einem bestimmten Zeitplan füttern? Oh mann, ich habe mir diese Zeit nicht so schwer vorgestellt. Manchmal bin ich auf jeden in meiner Umgebung, die irgendwann mal gesagt haben: Der Kleine braucht endlich was ordentliches zu essen! Oder Du hast lange genug gestillt oder, oder, oder .... einfach total wütend. Denn ich muss sagen, Stillen ist eine der schönsten Sachen der Welt. Vielleicht bin ich ja nicht bereit, es aufzugeben? Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Im Moment ist nur noch Chaos. Dann habe ich noch eine Frage: Gibt es jemanden der nach der 3monatsspritze zugenommen hat? Ich habe mich zweimal spritzen lassen und in der Zeit 12 Kilo zugenommen. Nach etlichen Untersuchungen, woran das liegt (Schilddrüse etc. ist in Ordnung) meinte meine FA, das dies Wassereinlagerungen sind und ich, würde ich mich weiter spritzen lassen, in der nächsten Zeit auch nicht abnehmen werde. Schöne Sch......!!! Ich habe nach der Geburt 68 Kilo gewogen und wiege jetzt 80 Kilo. Ist doch prima oder? Jetzt lasse ich mir eine Spirale einsetzen und hoffe, dass ich jetzt auch auf normalem Wege etwas abnehme. Vielen Dank für Eure Meinungen im voraus! Kathi


Biggi Welter

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? Liebe Kathi, ich kann nachvollziehen, dass Du jetzt viel Kraft brauchst und dich vermutlich auch sehr genervt fühlst. Es ist schon schwer genug sich ständig zu „rechtfertigen" und dann verhält sich das Kind plötzlich auch noch so ablehnend. Doch ich denke nicht, dass sich dein Kind jetzt abstillt, sondern dass es sich gerade in einer Phase befindet, in der es wichtiger und aufregender ist, die Umgebung zu entdecken und sich so wichtigen Dingen wie dem Erlernen neuer Fertigkeiten zu widmen als in Ruhe an der Brust zu trinken. Auch ist es vollkommen „normal", dass dein Sohn jetzt nachts wieder häufiger aufwacht. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung besonders lange „vorhalten" und Kinder dann länger schlafen, der hat vielleicht ein Ausnahmekind gehabt oder eventuell sogar gar keines. Ich will nicht behaupten, dass es nicht manchmal tatsächlich so ist, dass ein Baby länger schläft, wenn es am Abend einen Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung bekommt, aber es ist keinesfalls die Regel (und vielleicht sogar einfach nur Zufall) und nicht wenige Kinder schlafen nach einer „Reichhaltigen Abendmahlzeit" sogar noch schlechter. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Gerade ab etwa vier bis sechs Monaten wachen viele Kinder nachts (wieder) vermehrt auf. Das bedeutet jedoch nicht, dass dem Kind die Muttermilch nicht mehr ausreicht und schon gar nicht, dass die Qualität der Muttermilch nachlassen würde (das tut sie sicher nicht). Es ist vielmehr eine entwicklungsbedingte Sache. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Wenn Tom den Obstbrei gerne isst und gut verträgt, dann kannst Du diesen Brei weiter geben, aber lass dir mit der Einführung von weiteren Mahlzeiten etwas Zeit, er braucht jetzt noch nicht mehr als drei Beikostmahlzeiten pro Tag. Den Zeitpunkt der Mahlzeiten kannst Du an die Zeiten anpassen, zu denen auch die restliche Familie isst, denn schließlich ist es ja das Ziel, dass euer Kind am Familientisch mitessen soll. Bei einem Kind das bereits Beikost erhält, gilt, dass die Muttermilch weiterhin ausreicht, um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Allerdings ist es empfehlenswert parallel zur Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen (Wasser ist das optimale Getränk für Kinder wie für Erwachsene). Wie gesagt, ich bin mir sicher, dass sich Tom nicht wirklich abstillt, denn ein Kind in diesem Alter streikt vielleicht mal an der Brust, aber es stillt sich noch nicht ab. Zu deiner Gewichtszunahme kann ich dir nichts Definitives sagen. Etwas Gewichtzunahme unter Gestageneinfluss ist sehr verbreitet, aber von so viel habe ich noch nicht gehört. Vielleicht holst Du einmal die Meinung eines zweiten Arztes ein. LLLiebe Grüße Biggi


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