Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

HILFE, sie schreit nur noch....

Frage: HILFE, sie schreit nur noch....

Mitglied inaktiv

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Hallo! Meine Tochter ist jetzt 7 Wochen alt (kam 3,5 Wochen zu früh). Die erste Zeit lief alles Super mit dem Stillen, aber seid 1-2 Wochen ist es ein totales Drama. Nach der Stillmahlzeit (oft trinkt sie beide seiten leer) ist sie meistens am Schreien und lässt sich nicht mehr beruhigen.... Sie sucht dabei aber... so dass ich denke, dass sie noch Hunger hat....verweigert aber beim Anbieten der Brust (viellicht aus Frust) komplett die Brust. Nun hab ich einfach mal angefangen abzupumpen. Die ersten 10 Minuten Pumpen kam natürlich nix, sie hatte ja beide Seiten leer getrunken...dann schiesst meistens Milch nach und ich kann 60-80 ml abpumpen. Das biete ich ihr an und sie trinkt die Flasche in einem Zug leer, als würde sie verhungern...... Was soll ich denn nun machen? Wird sie von meiner Milch nicht mehr satt? Ich würde nur ungern abstillen, aber sie schreit den halben Tag nur und ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll...zumal ich noch einen 2,5 jährigen Sohn habe. Mit dem Abpumpen gehts einigermaßen, denn wenn sie so schreit, will sie partout nicht mehr an die Brust...... Bitte helfen sie mir


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Petra, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Mit gut sechs Wochen ist ihre Tochter im typischen Alter für einen Wachstumsschub. Bei einem Wachstumsschub ist es sinnvoll häufiger anzulegen, damit sich dein Körper an den gestiegenen Bedarf deines Babys anpassen kann. Zusätzlich können Sie Entspannungsübungen (z.B. die, die Sie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt haben) machen, um ihren Milchspendereflex leichter einsetzen zu lassen. Eine angespannte und verkrampfte Mutter hat häufig Probleme mit dem Milchspendereflex (s.o.). Denken Sie auch daran, sich ausreichend zu ernähren, ihrem Durstgefühl entsprechend zu trinken und sich oft genug auszuruhen. In vielen Fällen ist es hilfreich ein paar "Baby und Stilltage" einzulegen. Das heißt Sie legen sich mit dem Baby ins Bett, ruhen sich aus und kümmern sich ausschließlich um ihr Baby, stillen es alle zwei Stunden und lassen den Haushalt von jemandem anders versorgen. Vielleicht kann ihr Mann ihnen alles abnehmen für das Wochenende? Ich denke nicht, dass Sie zu wenig Milch haben, sondern ich vermute, dass ihr Mädchen saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für den Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal "es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Wird in dieser Situation zugefüttert geschieht genau das Gegenteil: der Brust wird ein noch geringerer Bedarf vorgegaukelt und die Milchbildung verringert sich, statt sich zu erhöhen. Es ist möglich ein saugverwirrtes Baby wieder an die Brust zurückzuführen. Mit viel Geduld, Beharrlichkeit und nach Möglichkeit der Unterstützung durch eine Stillberaterin lassen sich die Babys meist wieder an die Brust bringen. Da es am besten ist, wenn eine solche Rückführung durch eine Stillberaterin begleitet wird, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Ihnen gezielte Tipps für Ihre Situation geben kann und Ihnen auch genauer sagen kann, ob und wenn ja welche Stillhilfsmittel für Sie und Ihr Baby in Frage kommen. Dies ist aus der Distanz und ohne Sie und Ihr Baby sehen zu können nicht so gut möglich. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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