Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe - Dringend!!!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hilfe - Dringend!!!

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, unsere Tochter ist jetzt 3 Wochen alt und wird gestillt. Unser Problem ist das Schlafen - sie schläft nur an der Brust ein (mit Ausnahme mal auf dem Arm) und wacht auf, kurz nachdem man sie dann hingelegt hat. Nachts schläft sie neben mir - etwa 4-5 Stunden, kurzes Stillen und weitere 3-4 Stunden. Manchmal wacht sie sogar auf, wenn ich aufstehe. Sie kann sich nach dem Stillen auch mal eine halbe Stunde "alleine beschäftigen", aber dann ists aus, sie fängt an zu weinen und beruhigt sich höchstens auf dem Arm, schläft dann vielleicht ein, aber wenn sie hingelegt wird, gehts wieder los. Gestern hat sie gerade mal 2-3 Stunden tagsüber geschlafen. Ihr "großer" Bruder ist erst 2 Jahre und braucht mich /uns auch, aber ich weiß gerade nicht wie das gehen soll. Satt sein müßte sie auch, denn wenn ich weiterstille, obwohl sie gerade erst hatte, trinkt sie zwar, aber spuckt hinterher; einen Schnuller nimmt sie nicht und auch einen Finger nur ab und an. Die Ärztin sagt, sie ist ok - aber ich weiß nicht mehr, was wir machen sollen -ich kann nicht mehr. Danke für Deine Antwort im voraus, julchen


Biggi Welter

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? Liebe Julchen, Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte“ Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche“ Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit `ModeA ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Jetzt schauen wir uns einmal den menschlichen Säugling an (der heißt übrigens nicht einfach so „Säugling“): Er wird absolut hilflos und auf seine Mutter/Eltern angewiesen geboren und hat das starke Bedürfnis nach Nähe und ein großes Saugbedürfnis. Mit zunehmendem Alter wird er immer selbstständiger werden, sein Saugbedürfnis wird abnehmen und sein Bedürfnis nach ununterbrochener Nähe wird ebenfalls geringer werden. Und nun kommt der Punkt: `Mit zunehmendem AlterA bedeutet nicht einige wenige Monate, sondern umfasst einen Zeitraum von Jahren. Selbst ein Dreijähriges, das schon recht gut sprechen kann, das selbstverständlich laufen und sich von der Mutter wegbewegen kann, ist noch auf die Mutter/Eltern angewiesen und wird noch immer viel Kontakt und Fürsorge brauchen. Die Fürsorge wird anders aussehen, als bei einem sechs Wochen oder sechs Monate oder auch einem einjährigen Kind, aber das Kind ist weiter abhängig. Die „Zivilisation“ oder wie auch immer wir es nennen wollen hat nun dazu geführt, dass es in unserer Gesellschaft relativ gefahrlos möglich ist, ein Kind nicht mehr permanent bei der Mutter zu haben, es nicht zu stillen usw. Das heißt aber nicht, dass diese Veränderung beim Kind schon angekommen ist. Unsere Kinder werden weiterhin mit der gleichen genetischen Ausstattung wie die Steinzeitbabys geboren und wissen nicht, dass sie in einer Wohnung leben, in der weder Schlangen noch Säbelzahntiger lauern und in der es auch sonst keine lebensbedrohenden Gefahren gibt, die unmittelbare Auswirkungen haben, wenn die Mutter nicht immer präsent ist. Sie haben daher die gleichen Bedürfnisse wie vor Tausenden von Jahren. Sehr viele schlafende Babys reagieren zudem ungemein ungehalten auf Lageveränderungen und schrecken auf, wenn sie vom Arm ins Bett gelegt werden. Eine jede Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Möglicherweise wird das Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen, denn selbst ein vorgewärmtes Bett hat eine andere Temperatur als Mamas (oder Papas) Körper. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Ein Tragetuch kann da wie ein Zaubermittel wirken. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen“. Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Auch wenn Sie jetzt abstillen, wird das nichts daran ändern, dass Ihr Kind Ihre Nähe sucht und braucht und auch die Nächte werden dadurch nicht automatisch ruhiger. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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... nun habe ich eben etwa 20 ml ausgestrichen und es ihr in der Flasche gegeben, wobei sie fast eingeschlafen ist. Ich habe sie hingelegt und als sie wieder suchte, hat sie den Schnulli akzeptiert und nun schläft sie (der Schnulli ist allerdings schon wieder rausgefallen). Ich will doch aber nicht abstillen, es muß doch auch anders gehen, oder?


Mitglied inaktiv

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Hallo, bei uns hat ein Tragetuch wahre Wunder vollbracht. Mein Kleiner hat sich von Geburt an nicht ablegen lassen. Auch nicht, wenn er schlief. Nach spätestens 5 Minuten hat er gebrüllt wie am Spiess. Wenn ich ihn wach hinlegen wollte, so hat er schon geschrieen als ich ihn von mir wegbewegen wollte. Also hab ich ihn tagsüber ins Tragetuch gepackt und Haushalt und Co mit Ihm zusammen erledigt. Der Kleine hat selig geschlummert und ich hatte beide Hände frei. Baby's sind nun mal keine Nesthocker und auch keine Nestflüchter. Sie sind Traglinge. Es gibt zwar wenige pflegeleichte Babys, aber die meisten lassen sich nicht gerne ablegen. Mit dem Schnuller provozierst du zusätzlich noch eine Saugverwirrung. Das würde ich neben der Flasche zugunsten des Stillens lieber sein lassen. Deine Maus ist noch so klein. Da kannst du sie noch locker tragen. Dein Körper wird sich so auch nach und nach an das steigende Gewicht gewöhnen. Tragetucherfahrene Frauen findet man in fast jeder Stillgruppe. Alternativ dazu könntest du den Glückskäfer-Tragesack oder besser noch den Marsupi Plus verwenden. Diese sind in der Handhabung natürlich leichter als ein Tragetuch. Aber vom Tragetuch sollte man sich auch nicht abschrecken lassen. Wenn man einmal weiß wie es geht, ist es auch ganz leicht. Ich hatte beides - den Tragesack für Unterwegs und das Tragetuch für zu Hause. Die Handhabung des Tragetuches sollte man sich auf jeden Fall zeigen lassen. Falsch gebunden könntest du deinem Baby schaden. Die Bindeanleitung reicht da meist nicht aus. Mit ca. 4-5 Monaten wurde mein Kleiner dann ruhiger und hat sich auch mal ablegen lassen. Bis dahin hab ich täglich meine Hausarbeit mit ihm zusammen erledigt. Also nicht verzagen. Es wird alles besser. :-) Ganz liebe Grüße von Manu


Mitglied inaktiv

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Liebe Juolfi, das war bei uns genauso und ist vielleicht eher normales Verhalten ;) ? Ich hab sie oft im Tragetuch oder ab 4 Monaten auf dem Rücken im Ergocarrier getragen. Da war sie IMMER zufrieden und ich hatte auch mal meine Ruhe und konnte Sachen erledigen. Viele Gruesse anna


Mitglied inaktiv

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ach ja, was ich noch schreiben wollte. Ab 4 Monaten hab ich dann den Ergo Babycarrier benutzt. Den kann ich dir nur wärmstens empfehlen. Kompfortabler kann ein ein Baby nicht tragen. Der ist ab 3 Monaten angegeben und kann als Bauch- und Rückentrage verwendet werden. Seitlich geht auch, ist aber nicht grad bequem. Liebe Grüße Manu


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