Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, ich bin bald am Verzweifeln. Meine 5 Wochen alte Tochter veranstaltet täglich zu irgendeiner Tageszeit ein echtes Dauergelage. Sie trinkt über mehrere Stunden mit kurzen Pausen, gefolgt von einer irgendwann eintretenden längeren Pause. Sie trinkt richtig, nuckelt nicht - ich frage mich immer, ob sie denn irgendwann mal satt ist. Ist denn das normal??? Wenn sie sie normal trinkt, liegen die Abstände bei 3-4 Stunden. Ich kann bald nicht mehr! Bleibt das so??? ich habe noch von keiner Frau gehört, bei der das so war. So habe ich mir das Stillen nicht vorgestellt! Wie soll ich denn das 6 Monate durchhalten? Den schnuller oder Finger zum Lutschen weist sie übrigens empört von sich. Kann ich irgend etwas tun? Eine leicht verzweifelte Ines
? Liebe Ines, ja, das ist normal für kleine Babys und es gibt sogar einen wissenschaftlichen Ausdruck dafür: Clusterfeeding. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Auch wenn es Ihnen jetzt sehr anstrengend erscheint, legen Sie Ihr Kind einfach immer dann an, wenn es danach verlangt. Vielleicht legen Sie sich zusammen mit dem Kind ins Bett, gönnen sich so viel Ruhe wie möglich und kümmern sich um nichts anderes als sich und Ihr Kind. Mit zunehmendem Alter und Reife werden diese Phasen weniger werden und Sie werden sich an das neue Leben mit Baby gewöhnen, routinierter und sicherer werden. Um moralische Unterstützung zu bekommen und andere stillende Frauen kennenzulernen, kann ich Ihnen wärmstens den Besuch einer Stillgruppe besuchen. Mit Sicherheit werden Sie dort andere Mütter treffen, deren Babys sich so wie Ihres verhalten, oder eben auch ganz anders und Sie werden sehen, dass es eine Vielzahl verschiedener Verhaltensweisen und doch auch viele Ähnlichkeiten gibt und eine weite Spanne von „normal". Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Ines, bis Biggi Dir antwortet, kann ich Dir aus der Erfahrung einer Sillmutter antworten, die etliche andere Stillmütter und deren Erfahrungen kennt: ALLE kennen das Dauertrinken in dem Alter. ALLE. Nur die Mütter, die keine Ahnung vom Stillen haben, zufüttern oder nach der Uhr stillen, kennen es nicht. Für ein so kleines Baby ist das völlig normal. Überleg mal: vor 5 Wochen hat Dein Kind die Nahrung noch dauernd bekommen, und seither muss es dafür arbeiten in dieser kalten, grellen, lauten Welt. Da würde ich auch dauertrinken, um zu versuchen, meinen Platz in diesem Leben zu finden. Ausserdem: Der Magen eines so kleinen Babies ist so gross wie ein Teebeutel. Es braucht aber unglaublich viel Energie, um so unglaublich viel zu wachsen in so kurzer Zeit (das merkst Du sicherlich auch am Strampler aussortieren). Die Natur hat das so gelöst: das Kind futtert halt in Wachstumsphasen dauernd, um sich die notwendige Energie zu holen. Abgesehen davon:Stillen istmehr als Nahrung, es ist Trost, Liebe, der sichere Hafen. Wer von uns hätte den nicht gern dauernd in anstrengenden Zeiten? Ich schon :-) also: für mich klingt das völlig normal, und glaub mir: es geht vorbei. Und zwar schneller als Du meinst. Wenn Stillen so schrecklich wäre, und man 6 Monate dauerstillen würde, wäre die Menschheit längst ausgestorben, denn es ist anzunehmen, dass nicht 100% der Frauen zum Masochismus neigen :-) also, das geht vorbei. Nicht das Dauerstillen ist anstrengend, wennDu es genau beobachtest, sondern das Dauernd verfügbar sein als Mutter und einfach das Muttersein schlechthin. Übrigens: man kann auc länger als 6 Monate stillen. Sollte man sogar :-) lg Doro