Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, eigentlich wollte ich Sie persönlich anschreiben, doch ich habe Ihre E-Mail Adresse nicht gefunden. Also nochmals auf diesem Wege. Als Erstes möchte ich mich doch sehr bedanken. Sie haben sich wirklich Mühe gegeben und dann noch zu einer Zeit die mir doch ein wenig unangenehm ist. Schließlich haben sie ja auch Familie. Ich habe nicht direkt geantwortet da ich mir Ihren Text gründlich durch den Kopf gehen gelassen habe und möchte hier zu nun Stellung nehmen: Es ist schon richtig, dass ich ab und zu Probleme bezüglich des Stillens habe. Z.B.: Bedingt dadurch, dass ich die berühmten Stillzeiten einhalte, so halte ich die Kleine mit Fencheltee hin oder ich versuche sie schlicht weg auf andere Gedanken kommen zu lassen. Man hat mir sogar erzählt, dass ich die Kleine einfach schreien lassen und sie nicht immer auf den Arm nehmen soll um einfach die viertel Stunde noch zu schieben. Sie schreiben, dass ein Kind acht bis zwölf Mal gestillt werden sollte. Wenn ich auf Laura hören würde, indem sie mir auch noch zeigt, dass sie Hunger hat, könnte es sogar hinkommen, dass es mehrere Male seinen können als nur zwölf Mal. Ständig reißt sie ihr Mäulchen auf und versucht an meiner Bluse zu saugen, die Arme. :-( Ich kann sie doch nicht jede Stunde stillen. Der Kinderarzt erklärte uns, dass sie mindestens drei Stunden nichts essen darf damit ihr Magen die alte Milch verdaut bis neue Milch wieder hinein kommt. Alte und neue Milch würden sich überhaupt nicht vertragen. Zu Anfangs gab es gar so arge Probleme - bezüglich des Stillens, dass mein Mann ihr die Flasche geben wollte. Schließlich sind mein Mann und ich auch ohne MuMi ausgekommen und sind immer noch bei bester Gesundheit. Ich gebe der Kleinen u.A. auch Fencheltee weil sie in der Nacht und tagsüber Anzeichen macht, dass sie Durst hat. Sie hat einen trockenen Mund und spielt, schnalzt und schmatzt oft mit der Zunge. Also gebe ich ihr den Tee und sie trinkt. Ich habe mir übers Wochenende für Sie etwas notiert: Da ich tagsüber mich mit ihr beschäftige (Spatzieren oder anderes) meldet sie sich nach 3 ½ - 4 Stunden. (gut oder schlecht? Müsste ich sie wecken um ihr noch eine Mahlzeit zu geben?) Wenn es möglich ist (wenn ich zu Hause bin) so gebe ich ihr auch die Brust auch ohne sie hinzuhalten. Im Vergleich zu früher weint sie nicht mehr bitterlich, schaut sich ein wenig um und schläft zufrieden wieder ein. Nachts ist es aber anders: Gesternabend zum Beispiel gab ich ihr die letzte Mahlzeit gegen 19 Uhr. Wir waren beide müde und nach Beendigung der zweiten Brust und des Aufstoßen sind wir direkt beide ins Bett gegangen. Sie wachte gegen 24h30 wieder auf. Eine super Zeit, fand ich. Ich gab ihr die rechte Brust und nach vier Zügen lag sie da wie ein nasser Kartoffelsack. (Na super, dachte ich. Vier Züge nur.) Ich versuchte sie wach zu machen, aber alle versuche die mir meine damalige Hebamme zeigte waren erfolglos. Was habe ich also getan? Ich habe sie wieder schlafen gelegt. Und da denke ich halt, dass sie einfach nur ein wenig Durst hatte und wieder einschlafen wollte. Aber genau das passierte um 2h40 und um 3h55 und schließlich um 7h40 wurde sie komplett wach und wollte nicht mehr einschlafen. Um 2h40 wechselte ich die Windel. Sie war nur nass aber nicht voll. Die Kleine wurde wach und ich versuchte ihr die zweite Brust zu geben aber wieder ohne Erfolg. Gegen 3h55 habe ich in die Windel geschaut, wechselte sie aber nicht und da sie eh schon wach war ließ ich sie so wie sie war und setzte sie an der SELBEN Brust noch Mal an, im Glauben sie würde nun die sättigende Milch saugen. Nix: Nach zwei Zügen war die Kleine wieder eingeschlafen. Heute Morgen gab ich ihr dies Mal die andere (da sie mir schon ein wenig weh tat), dann wechselte ich die Windeln, wusch und zog sie an und anschließend gab ich ihr die zweite Brust. Dann war sie ganze zwei Stunden wach und als sie müde wurde legte ich sie hin. Nun - während ich hier so schreibe - fängt sie wieder an zu weinen (hat also eine Stunde nur ausgehalten) und sie müsste nach Ihrem Text wieder angelegt werden, oder etwa nicht? Übers Wochenende waren wir zu Besuch: Alle mit Kindern von 6 Monaten bis zu zwei Jahren. Als ich erzählte, dass Laura noch drei, manchmal auch vier Mal die Nacht kommt schauten sie mich mit großen Augen an und erklärten mir Gewissenhaft sie müsse nur zwei Mal kommen. Na Super, dachte ich!!! Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wenn ich nun nach Bedarf stille, so kommt sie recht häufig. Stellt Laura ihr Verlangen von selbst ein und wird irgend wann weniger trinken? Gesternabend, als sie fast 5 ½ Stunden ausgehalten hat, habe ich sie aber eine halbe Stunde an jeder Brust gehabt, obwohl man wiederum sagt, dass man nach einer viertel Stunde die Babys abdocken soll. Sie sehen, irgendwie ist das alles für den A....die einen sagen so, die anderen so und ich bekomme einen dicken Hals und die Kleine bekommt das immer zu spüren L . Bezüglich des Verschluckens ist mir folgendes nun aufgefallen: dadurch, dass ich nicht immer in den Momenten kann wann sie Hunger bekommt - (wenn es nach den Zeiten gehen würde, würde ich sie wieder hinhalten und sie weint) ist sie außer Puste wenn ich sie ansetze. Sie trinkt also dann sehr, sehr hastig und verschluckt sich so doll, dass sie wiederum weint. Dann ist mir auch aufgefallen - besonders in den letzten Tagen - dass die Milch schon rauskommt, obwohl ich sie noch gar nicht angesetzt habe. Sobald sie anfängt zu saugen, sprießt die Milch stärker heraus und sie schluckt immer schneller bis sie sich verschluckt und von selbst "abdockt" Bei der linken Brust ist es sogar so, dass sie alle drei Sekunden von selbst den Kopf hebt, Pause macht, ich die Brustwarze mit einem Tuch zuhalte und sie dann öffne wenn sie wieder schlucken möchte. Ein ziemliches Problem alles, finden sie nicht? Ich gebe aber trotzdem nicht auf und hoffe, dass sich das wirklich bald alles einrenkt. So, nun muss ich zur Kleinen da sie nun fast fünf Minuten weint. Liebe Grüße und nochmals ein herzliches Dankeschön aus Aachen Barbara
? Liebe Barbara, machen Sie sich keine Gedanken wegen der Uhrzeit meiner Antwort. Niemand zwingt mich dazu, dass ich zu nachtschlafender Zeit Antworten schreibe, es liegt einfach daran, dass ich die Bedürfnisse meiner Kinder und Familie als oberste Priorität ansehe und die Antworten dann schreibe, wenn es in meinen Alltag hineinpasst und da kann auch schon mal nach Mitternacht sein. Es ist für Sie wohl sehr ungewohnt, wie sehr die Ankunft eines Babys den Alltag verändert und wie anders als erwartet sich so ein kleines Menschlein verhält. Dann sind die vielen Meinungen von anderen und auch das, was auf Hochglanzpapier gedruckt überall zu lesen ist natürlich noch viel mehr dazu geeignet, die eigene Verunsicherung wachsen zu lassen, beim ersten Kind noch viel mehr als beim zweiten, dritten oder noch weiteren Kindern. Auch habe ich den Eindruck, dass es Ihnen in vielen Bereichen einfach an der korrekten Information fehlt. So ist es zum Beispiel ganz normal, dass Ihre Milch bereits zu fließen beginnt, ehe Sie Ihre kleine Tochter an die Brust nehmen. Die Natur hat es so eingerichtet, dass allein der Anblick oder auch ein Geräusch des Babys (das muss nicht einmal weinen sein) den Milchspendereflex einsetzen lässt. Es gibt sogar eine Art „telepathischer" Verbindung zwischen der stillenden Mutter und ihrem Kind: viele stillende Frauen berichten, dass wenige Augenblicke bevor sich das Kind zu rühren beginnt bei ihnen der Milchspendereflex einsetzt, selbst wenn sie in einem ganz anderen Raum sind. Wenn Sie es schaffen, sich auf Laura einzulassen und sich ihren Bedürfnissen anpassen, dann dürfen Sie erleben, dass Ihr Alltag wieder sehr viel ruhiger und stressfreier wird. Sie beide werden ihre Rhythmen aufeinander einstellen und dann zu einer Art Harmonie kommen, mit der Sie und Laura sich wohl fühlen können. Vergessen Sie nie: Sie sind eine einzigartige Frau und auch Laura ist ein einzigartiges Kind. Deshalb kann die Erfahrung einer anderen Mutter Ihnen vielleicht einen Anhaltspunkt geben, aber niemals das Vertrauen auf ihren eigenen Instinkt ersetzen. Jede Frau, jedes Kind und jede Stillbeziehung sind einmalig. Wenn das Baby Ihrer Nachbarin mit zwei Monaten zwölf Stunden am Stück schläft, dann heißt das nicht, dass Laura das genau so tun wird oder gar muss. Wenn der Sohn ihrer Arbeitskollegin mit sechs Monaten flott durch die Wohnung krabbelt, dann sagt das nichts darüber aus, wann Laura krabbeln wird. Wenn Laura Sie jetzt braucht, dann braucht sie Sie jetzt und das zählt, nicht das, was die Nachbarin, die Arbeitskollegin, die (Schwieger)Mutter oder sonst wer sagt. Selbst wenn Laura „nur" Durst hat, dann ist Muttermilch das optimale Getränk. Wäre Tee sinnvoll oder gar notwendig, dann hätten wir Frauen eine Drüse, die diese Flüssigkeit herstellt. Die Stillabstände werden in aller Regel mit zunehmendem Alter und zunehmender Reife von allein länger und es ist erwiesen, dass Babys, die in den ersten Wochen und Monaten nicht weinen müssen, viel Zuwendung und Körperkontakt erfahren, später ausgeglichener sind und weniger weinen. Das mit der frischen Milch auf halbverdaute Milch und dem angeblich notwendigen Mindestabstand ist schlichtweg Unfug. Ich hänge Ihnen dazu einen Artikel einer Kollegin an. Ich denke, es gäbe noch viele Themen, die ich mit Ihnen in einem direkten Gespräch lange besprechen könnte, einfach um Ihnen zu helfen Ihren Weg zu finden. Doch dazu ist das Medium Internetforum nicht unbedingt geeignet. Deshalb möchte ich Ihnen vorschlagen, dass Sie sich an meine LLL-Stillberaterinen-Kollegin Gonneke van Veldhuizen (Tel: 02456-508876) wenden. Gonneke ist Niederländerin, spricht gut deutsch und hat als langjährige Stillberaterin und mehrfache Mutter sehr viel Erfahrung mit all den Fragen, Sorgen und Nöten, die eine junge Mutter bewegen. Rufen Sie sie einfach einmal an (falls der Anrufbeantworter läuft, nicht erschrecken wenn er auf holländisch besprochen ist, die Familie spricht auch deutsch). Wenn Sie mir privat ein Mail schicken wollen, erreichen Sie mich unter Biggi.Welter@lalecheliga.de. Ich hoffe, Ihre Verwirrung nun nicht noch vergrößert zu haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
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