Sehr geehrte Frau Welter,
ich stille meinen 8 Wochen alten Sohn voll und nach Bedarf. Nun trinkt er in der Nacht nur eine Seite (tagsüber immer beide Seiten) und schläft dann entspannt ein. Er wacht auch nicht eher auf als mit der Milch aus beiden Brüsten.
Nun sagte meine Nachbetreuungshebamme, dass ich zwar nach Bedarf stillen soll, es aber mind. 8 Mahlzeiten sein sollen, auf die ich nicht immer komme (zwischen 6 und 7), da er in der Nacht nicht an beiden Brüsten trinkt. Tagsüber möchte er alle 2-3h gestillt werden. Sie sagte auch, dass es um die 8 sein müssen, da sich meine Milchproduktion sonst einstellt.
Nun bin ich unsicher, was ich machen soll. Soll ich ihn nun trinken lassen, wann er möchte, oder muss ich darauf achten, dass er mind. 8 Mahlzeiten bekommt?
Ergänzend: er bekommt genug Milch, produziert mind. 6 nasse Windeln pro Tag, ist nach dem Stillen entspannt und liegt bei der Gewichtskurve über dem Durchschnitt.
Vielen Dank im Voraus
von
Julia43
am 21.12.2022, 05:27
Antwort auf:
Häufigkeit beim Stillen
Liebe Julia43,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
Wie sieht es denn mit den nassen Windeln, der Gewichtskurve, dem Längenwachstum und der Zunahme des Kopfumfanges bei deinem Baby aus? Entwickelt es sich altersgerecht und gedeiht es gut? Wenn ein Kind mit wenigen Stillmahlzeiten gut gedeiht, dann wirst du nichts verändern müssen und dein Kind gehört zu den wenigen Babys, die mit einer geringen Zahl von Stillzeiten auskommt.
Wenn das Kind jedoch nicht genügend nasse Windeln hat und auch nur zögerlich zunimmt (nicht mindestens 150 g pro Woche im Schnitt, ausgehend vom niedrigsten Gewicht gerechnet), dann besteht ein Handlungsbedarf und du musst öfter anlegen, eventuell sogar zum Anlegen wecken. Es gibt nämlich ruhige Kinder, die so ruhig sind, dass sie sich selbst bei Hunger nicht melden und diese "pflegeleichten" Babys können dann zu wenig Nahrung bekommen, nehmen nicht genügend zu usw. In einem solchen Fall, muss die Mutter regulierend eingreifen und das Kind zu häufigerem Stillen anregen.
Wie gesagt, schaut Euch das Baby an, hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby:
o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kann frau sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch
(kein Wasser, Tee, Saft usw.).
o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht
o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf.
Wende dich dann bitte an eine Kollegin vor Ort, die das Baby sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.12.2022