Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hängematte

Frage: Hängematte

Mitglied inaktiv

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Hallo, im Archiv habe ich irgendwo gelesen, daß Sie dem Buch von J. Prekop (Schlaf Kindlein, verflixt ...) relativ kritisch gegenüber stehen, wobei dort wenig Details zu lesen waren warum. Wir fanden das Buch prinzipiell ganz gut und vor allem auch die Idee mit dem Schlafen in der Hängematte. Wäre für uns sehr praktisch. Ich kenne aber niemanden mit praktischer Erfahrung damit und mich würde Ihre Meinung dazu interessieren! (oder von den anderen hier natürlich auch!!!!) Danke, Kerstin


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Kerstin, wenn Eltern und Kind zufrieden sind mit einer Hängematte über oder neben dem Elternbett, dann ist da sicher nichts dagegen einzuwenden. In Südamerika schlafen unzählige Babys in Hängematten. Darauf bezieht sich auch meine Kritik an dem Buch nicht. Wie so viele Menschen, die mit Babys zu tun haben (ob als Mutter oder Stillberaterin), habe ich mich auch mit den Veröffentlichungen von Frau Prekop beschäftigt und weiß, dass sie häufig der Ansicht ist, dass Kinder von klein auf darauf aus sind ihre Eltern zu manipulieren und dem muss gegengesteuert werden. Allerdings sind in ihren Büchern (z.B. „Der kleine Tyrann" und „Hättest Du mich festgehalten") durchaus auch Ansätze, über dies es sich nachzudenken lohnt. Frau Prekop hat in vielen Dingen recht eigene Ansichten und vieles widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Sie hat sicher ihre Verdienste, wenn es um Kinder mit bestimmten Behinderungen geht, obwohl auch hier ihre Methoden nicht unumstritten sind, aber wenn es um das Thema Stillen geht, muss man wirklich sagen, dass ihr Wissen sehr beschränkt ist und sie zum Teil einfach falsche Dinge verbreitet. Sie ist auch selbst kinderlos und schreibt daher nur aufgrund von theoretischen Überlegungen. Einige Aussagen in dem von Ihnen genannten Buch, die immer wieder zu Verunsicherungen bei jungen Eltern führen, beleuchte ich gerne näher: • wenn das Baby einschläft und weiter nuckelt, bekommt es zu viel Milch, was den Magen überdehnen kann. Die Brust ist keine Flasche, aus der die Milch ununterbrochen weiter herausläuft ohne dass das Kind aktiv etwas tut. Sobald das Baby nur noch im Schlaf nuckelt (Beruhigungssaugen, wird auch non nutritive Saugen genannt) bekommt es auch keine Milch mehr, denn ohne einen ausgelösten Milchspendereflex kann keine Milch von alleine in den Mund des Kindes fließen und dieser wiederum wird nur durch aktives Saugen vom Kind ausgelöst. Es kann also zu keiner Überfüllung oder Überdehnung des Magens kommen. Da kommt wieder das alte Problem zum Ausdruck, dass die Brust in der Vorstellung vieler Menschen wie eine Flasche funktioniert, was einfach falsch ist. • Stillen zum Ein- und Durchschlafen bewirkt eine Veränderung des Mundmilieus mit abnormem Keimwachstum auf Schleimhäuten und Mandeln. Die Folge sind ständige Schleimhautschwellungen, eine röchelnde, besonders gegen Morgen auffällig behinderte Atmung und gesteigerte Infektanfälligkeit. Muttermilch verursacht keine negative Veränderung des Mundmilieus, im Gegenteil, in der Muttermilch sind Stoffe, die das Wachstum von pathogenen (krankmachenden) Keimen hemmen. Gestillte Kinder sind erwiesenermaßen WENIGER infektanfällig. Kuhmilch und andere Getränke verändern die Mundflora auch hier wird wohl einfach Muttermilch ohne weitere Überlegung mit Kuhmilch oder anderen Getränken gleichgesetzt. • Feste Nahrung fördert den Lymphfluss im Gesichtsbereich. "Schlaftrinkende" Kinder haben oft lymphatische Stauungen etc. usw. Es ist unklar wieso feste Nahrung den Lymphfluss fördern soll, ebenso kann ich keinen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Lymphstauungen und dem Trinken von Muttermilch finden. Der einzige positive Effekt auf den Lympfluss durch feste Nahrung, den ich mir vorstellen könnte, ist die Tatsache, dass das Baby durch die Kaubewegungen seine Muskeln einsetzt und die Bewegung den Lympfluss fördert, aber beim Stillen werden die Muskeln im Mundbereich ebenfalls sehr stark eingesetzt, das dürfte, falls dieser Muskelarbeit wirklich eine in dieser Hinsicht positive Wirkung zukommen sollte, mindestens den selben Effekt haben. Lymphatische Stauungen (Lymphödeme) entstehen dann, wenn der Abfluss der Lymphe behindert oder blockiert wird. Bei stärkeren Lymphstauungen wird die Lymphdrainage angewandt (eine Technik, bei der durch Streichmassagen die Lymphstauungen beseitigt werden). Wie bitte soll jedoch die Muttermilch zu einer Blockierung des Lymphflusses führen? Auch der Zusammenhang zwischen Suchtverhalten und Stillen ist absolut unsinnig und nicht reproduzierbar. Im Gegenteil, auch hier gibt es seriöse Studien, die genau das Gegenteil belegen. Insgesamt gehört auch dieses Buch zu den Veröffentlichungen, die sehr kritisch gelesen werden müssen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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hallo, pauline ist 20 wochen alt und schläft tagsüber in ihrer hängematte. sie findet das total prima. unsere kinderärztin übrigens auch. endlich mal etwas das dem kind spass macht und nicht ungesund ist. also, wir finden die hängematte toll. gruss petra


Mitglied inaktiv

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Hallo, vielen Dank für Deine Antwort!!! Wir überlegen, unseren Kleinen auch oder v.a. nachts in die Hängematte über unserem Bett zu legen (wegen Platzproblemen kein Kinderbett, aber auch kein Familienbett möglich!). Was hältst Du denn davon??? Eure Kinderärztin sagt auch nichts wegen Rückenproblemen oder so??? Danke für Deine Antwort, Kerstin


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