Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Gaaanz viele Fragen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Gaaanz viele Fragen

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Recht schönen, guten Tag und jetzt schon Danke für die Mühe und Bearbeitung meines Mega-langen Textes! Sie lesen sicher oft Postings von übermüdeten Mamis aber trotzdem vorab schon mal Verzeihung, falls das hier mächtig durcheinander klingt! Mein Hase ist jetzt 11 Monate alt und bekommt sein Möhre/Fleisch/Kartoffel-Menü, Obst-Getreidebrei und seit paar Wochen auch mal Stückchen Brot, Reiskekse, Dinkelstangen etc. Er hat leider bisher auf normale Säuglingsmilch und auch auf normale H- (und auch Voll-) milch mit roten Flecken um den Mund herum reagiert, weshalb ich den abendlichen Schmelzflockenbrei mit HA-Pulver anrühr. Ansonsten bekommt er Morgens (um 10:30zum Schläfchen) die Brust und Mittags (14:30) auch nochmal und Abends (19:30-20:00) ebenfalls. Also, mit dem Tipp unserer Ärztin, eine Brust- durch eine Breimahlzeit zu ersetzen, konnte mein Sohnemann nicht wirklich leben! Nun hat es sich leider wieder so eingepegelt, dass er nicht mehr durchschläft und um 23:00, 2:00 und oft nochmal um 6:00 (7:00 stehen wir auf) an die Brust will. Die Brustmahlzeit um 2:00 versuch ich seit 2 Wochen mit Zuwendung in Form von Streicheln und Wasser geben zu ersetzen (versuch ihn nicht aus dem Bett zu nehmen) aber das gibt immer den absoluten Kampf hin bis 3:00, so dass ich ihn dann doch wieder an die Brust lasse. Anfangs ging das noch ganz prima: ich stillte ihn, er schlief artig ein, ließ sich ins Bett legen und schlief (ab dem 7 Monat) dann 5-6 Stunden durch. Seit Ostern macht er es mir nicht mehr soooo leicht leider! Er schläft entweder gar nicht mehr ein beim Stillen und wir haben nen mächtigen Einschlafkampf oder er wacht auf, wenn ich ihn ins Bett lege. Ich bin ziemlich erledigt und hoffe, Sie können mir von Fällen berichten, bei denen sich das von selbst wieder eingespielt hat und die Lütten wieder besser ein- und durchschlafen!?? Bin hin und her gerissen, ob es besser wäre nun abzustillen, bevor der Machtkampf erst noch so richtig los geht. Jan ist ein sehr großes Kind (87 cm) und ich dachte anfangs, er braucht vielleicht mehr aber kann doch nicht sein, dass es dabei so sehr an meine Substanz geht, oder? Wie wäre Ihre Empfehlung? Das erste Lebensjahr noch voll zu machen in punkto stillen und dann mehr und mehr einschränken? Wäre es sinnvoll bzgl. seiner Reaktion auf normale Milch so Laktose-freie Milch oder Ziegenmilch zu testen oder können Sie mir aus Ihrer Erfahrung heraus sagen, dass sich das gibt? Ansich halte ich das Stillen meines Sohnes für eine absolut prima Sache und würde von mir aus noch weiter machen. Doch wie lang ist okay ohne einen allzu großen Entwöhnungskampf herauf zu beschwören? Und ist es in Ordnung ihn zur Beruhigung und zum Einschlafen nachts an die Brust zu lassen oder riskier ich da noch größere Schlafprobleme bzgl. des selbst-zur-Ruhe-findens? Hoff Sie können mir weiterhelfen und verbleibe mit besten Grüßen aus dem Schwabenland!


Biggi Welter

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? Liebe Tini, ichhabe den Eindruck, dass Sie in die klasschische Falle getreten sind, die so vielen Eltern das Leben schwer macht: Die Angst, dass das Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes dazu führt, etwas unwiderruflich falsch zu machen. Dabei ist es genau umgekehrt: Wenn Sie auf die Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen, dann machen Sie nicht nur sich und dem Kind das Leben leichter, sondern alle Beteiligten profitieren langfristig, denn gestillte Bedürfnisse vergehen, ungestillte suchen nach Ersatzbefriedigung. Das Einschlafen an der Brust und das Schlafen im Körperkontakt mit der Mutter ist kein pathologisches Verhaltensmuster, das Kindern abtrainiert werden muss, sondern etwas, was sich seit Jahrtausenden bewährt hat und auch heute noch in vielen Kulturen als „normal“ angesehen wird. Kein Kind wird als Jugendlicher noch an der Brust der Mutter einschlafen wollen, sondern sobald das Kind die notwendige Reife besitzt, wird es sich nicht nur von alleine abstillen, sondern auch alleine schlafen. Sie würden nicht an einer gerade aus einer Zwiebel spossenden Tulpe ziehen, damit sie schneller wächst und aufblüht, denn jeder weiß, dass ein solches Ziehen dazu führt, dass die Pflanze beschädigt wird oder sogar eingeht. Warum um alles in der Welt sollen wir an unseren Kinder „ziehen“ und sie zu Verhaltensweisen zwingen, die einfach noch nicht dem entsprechen, was für die jeweilige Entwicklungsphase dem natürlichen Ablauf entspricht? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen oder ihr Baby beruhigen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Stillen können Sie Ihr Kind solange, wie es Ihnen und dem Kind gefällt und eine Stilldauer bis mindestens zum zweiten Geburtstag wird ohnehin für ALLE Kinder von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen, aus gutem Grund. Die Unverträglichkeitsreaktion Ihres Kindes ist sicher nicht auf Laktose zurückzuführen, denn dann würde es auch keine Muttermilch vertragen. Es ist wahrscheinlich eine Reaktion auf das artfremde Milcheiweiß und diese Reaktion ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur bei Kuhmilch, sondern auch bei anderen artfremden Milchen zu erwarten. Viele Kinder wachsen aus einer solchen Unverträglichkeit allerdings heraus und solange Ihr Kind gestillt wird, braucht es keine andere Milch. Kennen Sie „In Liebe wachsen“ von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales? Noch nicht, dann schauen Sie doch mal rein, ich denke, es wird Ihnen einiges von Ihren Ängsten nehmen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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