Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Feste feiern und stillen

Frage: Feste feiern und stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo ihr, bei uns stehen in nächster Zeit einige Feste an und ich würde auch richtig gern einmal wieder einen mittrinken. Wie ich das mit vorher abgepumter MuMi etc. hinbekomme ist schon klar. Mein Problem ist, das ich nicht weiß wie schnell Alkohol und Nikotin in der Muttermilch sind. Wie oft und wann muß ich die Brust nach der Feier mit der Pumpe entleeren, dass die Kleine von meinen Sünden nichts mitbekommt?


Biggi Welter

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? Liebe Snoopy, durch Abpumpen werden Sie weder den Alkoholgehalt noch den Nikotingehalt der Muttermilch verringern. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin- und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz-Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Die Halbwertszeit des Nikotin in der Muttermilch beträgt etwa 90 Minuten. Eine Halbwertszeit von 90 Minuten bedeutet, dass nach 90 Minuten noch die Hälfte der ursprünglichen Menge vorhanden ist, nach weiteren 90 Minuten die Hälfte der Hälfte (= ein Viertel) und nach weiteren 90 Minuten halbiert sich diese Menge wieder (das heißt, dann ist noch ein Achtel der Ursprungsmenge vorhanden). Nach drei Stunden ist also noch ein Viertel der Ursprungsmenge vorhanden bei dieser Halbwertszeit. In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: „Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Natürlich ist es das Beste, wenn eine stillende Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Doch Rauchen und Stillen schließen sich gegenseitig keinesfalls aus. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Das Stillen ist nicht zwingend ein Grund, auf ein gelegentliches Glas Wein oder Bier zu verzichten. Doch eine Mutter, die keinen Alkohol mag, hat keinen Nachteil, wenn sie weiterhin darauf verzichtet. Die Amerikanische Akademie der Kinderärzte sieht gelegentlichen, mäßigen Alkoholkonsum als mit dem Stillen zu vereinbaren an. Die Alkoholkonzentration in Blut und Muttermilch verläuft in etwa parallel. Daher erhält der vollgestillte Säugling rund 10 % der gewichtsbezogenen Alkoholmenge seiner Mutter (je nach dem in welchem Abstand zum Alkoholkonsum gestillt wird). Obwohl junge Säuglinge Alkohol nur etwa halb so schnell abbauen können wie ein Erwachsener, verursacht die bei gelegentlichem Alkoholkonsum auf das gestillte Kind übergehende Alkoholmenge wohl keine Schäden bei dem Säugling. Durch Abpumpen lässt sich der Alkoholgehalt der Muttermilch nicht verringern. Man hat herausgefunden, dass die Konzentrationsspitze in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nach dem Trinken bzw. 60 bis 90 Minuten nach dem Genuß von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln erreicht wird (Lawton 1985). Alkohol wird auch unverändert aus der Milch und dem Kreislauf der Mutter ausgeschieden. Bei einer Frau mit einem Gewicht von 55 kg dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Alkoholmenge von einem Glas Bier oder Wein von ihrem Körper abgebaut wird (Schulte 1995). Ein gelegentliches Glas Sekt, Wein oder Bier oder eben auch ein Cocktail ist zu vertreten, von „harten" Getränken sollte Abstand genommen werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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hi snoopy, also ich finde entweder man stillt oder ma trinkt und raucht. Beides zusammen ist nicht ok. Natürlich ist das allein deine entscheidung. Aber wenn ich stillen will, kann ich auf alkohol und nikotin verzichten. Ich gehe auch feiern aber halt ohne alkohol zu trinken oder zu rauchen. dir sollte doch wohl die gesundheit deines babys am meisten am herzen liegen und dann ist es ja wohl nicht wichtig ob man trinkt und raucht. für mich ist klar und zwar solange ich stille gibt es für mich keinerlei alkohol und schon gar keine zigaretten. wie gesagt du musst das ganz allein wissen was du tust. ich will dir auf keinen fall irgendwas vorschreiben oder so, aber denke lieber an dein baby. trotzdem viel spass bei deinen feiern nichts für ungut! Liebe grüße Anni


Mitglied inaktiv

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Hi Anni, ich bin einfach ehrlich mit mir. Und ich gehöre nicht zu den Menschen die 1 Jahr oder auch länger komplett verzichten können. Ich habe vor länger als das die "Pflichtzeit" eines halben Jahres zu stillen. Und das werde ich nicht aushalten, wenn ich nicht hin und wieder ausbrechen kann. Ich denke diese Ehrlichkeit erspart mir eine Menge Depressionen und meiner Kleinen eine mißgelaunte Mutter die jeden Abend nen Heulflasch bekommt. Aber wie Du schon sagst, dass muß jede für sich entscheiden. Und damit ich das kann wären diese Info's halt sehr wichtig. Null Problemo


Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich bin auch nicht von der asketischen Sorte und finde auch "Ein bisschen Spaß muß sein...". Bevor man mich jetzt als Süchtige und Alkoholikerin abstempelt möchte ich sagen, daß ich seit Beginn meiner Schwangerschaft auf jegliche Zigaretten verzichtet habe (und ich stille jetzt seit fast 7 Monaten und rauchte vorher etwa ne halbe Schachtel am Tag). Ich denke hier wäre etwas Lob angebracht... Alkohol habe ich hin und wieder ein Glaserl Wein getrunken. Weil ich aber schon mal wieder etwas Lust auf eine richtige Party hätte bin ich auch schon gespannt auf Biggis Antwort. Liebe Grüße!!!


Mitglied inaktiv

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Noch eine Frage zum Verständnis - "durch Abpumpen läßt sich der Alkoholgehalt/Nikotin... der MuMi nicht verringern". Gesetzt den Fall, das ich zwischen dem letzten Sekt und dem nächsten Stillen 6-8 Stunden vergehen lasse, wirkt es sich auf die MuMi nicht aus ob ich zwischendrin 1-2 x Abpumpe? Dann würde ich es so verstehen, das in die MuMi in der Brust genauso die Schadstoffe abbaut wie das Blut im Blutkreislauf? Ohne das es Organe wie Leber etc. durchfließt? Hmmh - ich weiß ja - viele viele Fragen. Ich hab ja auch nicht vor mich unter den Tisch zu trinken - aber ich möchte ohne schlechtes Gewissen feiern können ! Und ich weiß das ich irgendwann an diesem Abend sicherlich Schmacht bekommen werde - ich bin halt kein Wunder an Disziplin... Aber schon einmal ein dickes Danke für die Info's und vieleicht finden die nervigen Frage da oben ja auch noch eine Antwort :o))


Biggi Welter

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? Liebe Snoopy, genau so ist es: der Alkoholgehalt in der Milch sinkt parallel zum Alkoholgehalt im Blut wieder ab. Dies gilt auch für viele Medikamente. Ich zitiere dir aus dem Artikel „Medikamente in der Stillzeit" von Denise Both, IBCLC, aus der Fachzeitschrift „Laktation und Stillen" 01/2003: „In den meisten Fällen ist die wichtigste Bestimmungsgröße für den Übertritt eines Medikamentes in die Milch der mütterliche Plasmaspiegel. Beinahe ausnahmslos ist es so, dass die Medikamentenkonzentration in der Milch anzusteigen beginnt, sobald der Medikamentenspiegel im mütterlichen Plasma ansteigt. Der Medikamentenübertritt in die Mich lässt sich als Funktion des mütterlichen Plasmaspiegels darstellen (das gleiche gilt auch in nahezu allen Fällen für den Abbau). Sobald der Medikamentenspiegel im mütterlichen Plasma zu sinken beginnt, zwingen die Gleichgewichtskräfte, das Medikament aus dem Milchkompartiment zurück in das mütterliche Plasma. In einigen Fällen sind Medikamente ionengefangen in der Milch. Das bedeutet, dass sich die biochemische Struktur der Substanz aufgrund des niedrigeren pH-Wertes der Milch so verändert, dass die Rückabsorption in den mütterlichen Kreislauf verhindert wird. Dieser Umstand ist insbesondere bei schwach basischen Substanzen, wie zum Beispiel Barbituraten von Wichtigkeit. Der meist stattfindende Konzentrationsausgleich zwischen Milch und Plasma erklärt, warum ein Abpumpen der Milch zur Verringerung der Arzneikonzentration in der Milch kaum sinnvoll ist. Bei Paracetamol konnten sogar höhere Konzentrationen in der Milch nachgewiesen werden, wenn häufig gepumpt wurde." Das Abpumpen ist also während der Stillpause, die Sie einhalten wollen, nicht wegen der Ausscheidung des Alkohols notwendig, sondern um zu verhindern, dass Sie einen Milchstau bekommen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für die Hilfe! Liebe Grüße


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