Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Enthält Muttermilch zuwenig Kalzium?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Enthält Muttermilch zuwenig Kalzium?

Pichoncito

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Hallo erstmal, mein Sohn ist 9 1/2 Monate alt und war vor kurzem bei der 9M Kontrolluntersuchung ( ich lebe in Südspanien). Ich stille ihn noch nach Bedarf ( ca. 4-5 Stillmahlzeiten) aber er bekommt ca seit dem 5ten Monat selbstgekochte Beikost und isst sie gut und gerne. Die Kinderärztin war überrascht, dass ich ihn noch immer stille, sie meinte es würde ihm nahrungsmässig jetzt nicht mehr viel bringen. Als ich sagte ich würde ihn gerne mindestens ein Jahr oder noch länger stillen, meinte sie er bräuchte jetzt aber Fläschchen oder Brei mit Babygetreideflocken mit einer HA-Säuglingsnahrung. Die wären angereichert mit allem was er jetzt braucht, vor allem Kalzium. Da unser Kleiner seit ein paar Wochen krabbelt, sich aber beim Hinsetzen noch mitunter mit den Händen abstützt, meinte die Ärztin ein Extra an Kalzium würde da nachhelfen, von wegen stärkerer Knochenbau und so. Sie meinte Muttermilch wäre eine wunderbare Sache, hätte aber zuwenig davon. Ich bin nun ganz verunsichert. Im ersten Moment dachte ich: Was für ein Blödsinn! Wenn er Mumilch bekommt, wieso muss ich dann mit Säuglingsnahrung zufüttern? Und warum solch angereicherte Babyflocken, die hier alle nach Vanille schmecken? Ich habe ihm bisher immer einen Obstgetreidebrei mit verschiedenen Biogetreideflocken gegeben die nicht mit tausend Sachen angereichert sind. In der Mumilch müsste doch alles drinsein, oder? Und was ist mit Kuhmilch? Davon war keine Rede, aber das wäre doch auch eine Alternative für den Brei, ich könnte sie ja mit Wasser verdünnen und Kalzium ist da ja auch drin. Die Säuglingsnahrung ist hier auch so süss, dass ich nicht mal Obst dazutun könnte, weil das dann geschmacklich zu süss wäre. Wäre sehr dankbar für einen Rat! LG von Joey.


Biggi Welter

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Liebe Joey, keine Sorge, dein Kind ist gut versorgt. Warum soll das Calcium aus einem Milchbrei besser sein, als das Calcium aus der Muttermilch? Muttermilch enthält zwar tatsächlich weniger Calcium als Kuhmilch, aber es geht hier ja nicht nur um die Gehalte, sondern auch um die Bioverfügbarkeit und da sieht es bei Kuhmilch für den Menschen gar nicht so gut aus, wie es viele Leute glauben. Nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich „schlechter" oder „weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. „Fremdmilch“ ist nicht zwingend notwendig. LLLiebe Grüße, Biggi


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