Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ekelgefühl beim Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ekelgefühl beim Stillen

Gruphy

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Liebe Biggi! Ich habe eine 16 Monate alte Tochter und habe in 3 Tagen Entbindungstermin meiner 2. Tochter. Meine erste Tochter habe ich bis 11 Monate gestillt, dann hat sie sich so gut wie von selbst abgestillt, worüber ich sehr erleichtert war, denn ich fand das Stillen schon immer etwas unangenehm, die ersten Monate ging es noch. Ich hatte die letzten Monate des Stillens auch ein Ekelgefühl beim stillen, es ist, als würde mich jemand sexuell ungefragt anfassen. Irgendwie ausgenutzt. Ich weiß es klingt sehr komisch und ich habe auch Angst, deswegen verurteilt zu werden...Es ist mir sehr peinlich. Ich fühle mich schlecht weil es mir so Leid tut, dass es für mich so eklig ist. Ich möchte für mein Kind das Beste, und das ist nun mal stillen. Hast du Tipps wie ich dieses Problem überwinden Kann?


Biggi Welter

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Liebe Gruphy, ch kann deine Gefühle verstehen und ich weiß auch noch, wie ich als ganz junge Mutter und frischgebackene Stillberaterin das Banner des Stillen vor mir hergetragen habe und geglaubt habe, dass doch JEDE Frau das Bedürfnis haben muss, eine Stillzeit zu erleben. Doch eben so wenig wie es für Kinder etwas gibt das für „jedes“ Kind richtig ist und deshalb alle Aussagen, die mit „jedes Kind kann...“ beginnt sehr kritisch zu betrachten sind, so gibt es auch nichts, was für „jede“ Frau richtig ist. Wenn eine Frau nicht stillen will, dann kann das unzählige und vielschichtige Gründe haben. Wissen wir zum Beispiel, ob die Frau, die uns als frischgebackene Mutter gegenübersitzt und lieber die Flasche gibt, als Kind missbraucht wurde und nun die Nähe, die das Stillen unweigerlich mit sich bringt, nicht ertragen kann? Das ist ein drastisches Beispiel, doch leider ist es mir in langen Jahren der Stillberatung mehr als einmal passiert, dass ich Frauen mit einer solchen Vorgeschichte getroffen habe. Sicher ist Muttermilch aus vielen Gründen das Beste für das Kind und es profitieren Mutter und Kind vom Stillen, doch nicht immer ist das Stillen der beste Weg für ein bestimmtes Mutter Baby Paar und die Entscheidung sollte jede Frau für sich alleine treffen dürfen und alle anderen sollten diese Entscheidung respektieren. Wenn eine Frau nicht stillen mag, wenn sie in sich ein Gefühl der Ablehnung dagegen spürt, könnte es aber vielleicht Ursachen dafür geben. Nicht für jede Frau etwa ist es leicht anzunehmen, dass das Kind sich von ihr ernährt. Das kann sehr bedrohlich wirken, und wer als Baby oder Kind selbst vielleicht nicht so "genährt" wurde, wie er/sie es benötigt hätte, der trägt da auch eine Last, die sich auf die Stillbeziehung auswirken kann. Ich denke, dass ganz generell die eigene Mutterschaft uns zurück zum Kind in uns führen kann, und uns dadurch Gelegenheit geben kann, schmerzhafte Erfahrungen bewusst zu machen und zu überwinden. Das ist eine Chance, aber kein Zwang. Und trifft sicher auch nicht für jede Frau zu. Vielleicht wäre es ein Weg, dass Du mal mit einer Psychologin sprichst? LLLiebe Grüße Bigg


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