Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Eine Stillfrage

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Eine Stillfrage

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Guten Abend! Ich habe meine Frage, bzw meine Bedenken schon im Stillforum veröffentlicht, und die anderen Mitschreiberinnen haben mich an Sie verwiesen, deswegen kopiere ich jetzt einfach mal meinen Text hier hin. Guten Abend alle zusammen! Ich habe mich gerade mal ein bisschen durch Eure Beiträge gelesen, und habe festgestellt, dass ich wesentlich weniger stille als die meisten hier. Ich habe meinen Sohn (12 Wochen) immer nach Bedarf gestillt.Er hatte bei der Geburt ein Gewicht von 3770 Gramm.Jetzt waren wir letzte Woche in einer antrophosophischen Praxis, einfach wegen der Einstellung in der Gesundheitssache unserer Kinder.Und die Kinderärztin hat mir gesagt ich würde zuviel stillen,weil unser Sohn in zehn Wochen 2 Kilo zugenommen hat.Habe dann auch laut ihrer Anweisung das Stillen umgestellt, auf alle 4 Stunden tagsüber durch Rauszögern, beschäftigen etc.Das hat auch gut geklappt.Nachts schläft er jetzt sogar fast zehn Stunden am Stück durch. Meine Frage allerdings bezieht sich auf das Spucken.Er spuckt sehr viel Milch wieder aus, schwallartig.Nennt man ja eigentlich Spuckkind.Laut Ärztin gibt es keine Spuckkinder, es gibt nur welche die zuviel getrunken haben und es danach wieder ausspucken was sie nicht mehr brauchen. Seht ihr das genauso?Ich kann ihn doch nicht noch weniger stillen.Natürlich ist das eine Einstellungssache mit der Ärztin, wir haben eigentlich gesagt wir vertrauen ihr, entweder ganz oder garnicht.Und bei allen sich noch so bescheuert angehörten Ratschlägen hatten wir ein positives Resultat.Nur jetzt bin ich mir halt unsicher.Wer kann mir weiterhelfen und hat evtll einen Ratschlag für mich? Vielleicht können Sie mir da ein bisschen weiterhelfen? Viele Grüße Sarah


Biggi Welter

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Liebe Sarah, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Babys gibt es in verschiedenen Größen und die Bandbreite ist da sehr groß. Wie ein Kind als Baby aussieht, sagt auch nichts darüber aus, wie es später als Erwachsener aussehen wird. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Fast alle Babys spucken, manche mehr, andere weniger. Solange das Baby weiterhin ausreichend nasse Windeln hat, einen gesunden und lebhaften Eindruck macht und gedeiht, ist das Spucken zwar lästig, wahrscheinlich aber kein Anlass zur Sorge. Bei den meisten Babys ist dieses Spucken in erster Linie ein Wäscheproblem ("bitte ein T Shirt im Spuckdesign, dann fallen die echten Flecken weniger auf"). Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Ein Kind, das sich erbricht, fühlt sich meist nicht wohl und das Erbrochene kann einen unangenehmen Geruch haben. Erst wenn ein Baby einen kranken Eindruck macht (schlapp, teilnahmslos, anhaltendes Weinen, Anzeichen von Austrocknung) oder immer häufiger in hohem Bogen schwallweise erbricht, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesundheitliche Störung ausschließen zu lassen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. LLLiebe Grüße, Biggi


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