Mitglied inaktiv
die Sachlichkeit und Kompetenz mit denen Sie hier im Forum glänzen! Genau wie in der Diskussion um die Kinderbetreuung habe ich das Gefühl, dass stillende und nichtstillende Mütter in ständiger Konkurrenz zueinander stehen. Ich selbst habe meinen Großen 14 Monate lang gestillt und habe festgestellt, dass bekannte Mütter Hemmungen hatten, mir zu erzählen, dass sie abgestillt haben, aus Angst, ich könnte das verurteilen. Das hat mir bewusst gemacht, wie sehr viele Mütter unter dem Druck stehen, "ihrem Kind nur das Beste zu geben". Ich empfand das Stillen als ein tolles, lustvolles Erlebnis und dazu noch praktisch und billig. Deshalb habe ich trotz Berufstätigkeit (mein Sohn kam mit 8 Monaten in die Kita) so lange gestillt. Meinen Kleinen (8 Wochen) werde ich so lange stillen, wie ich möchte und wie es in unser Familienkonzept passt(wird wahrscheinlich wieder lange werden...). Trotzdem glaube ich, dass die Kinder viel mehr von einem positiven entspannten Klima in der Familie profitieren, als von einer gestressten Mutter, die vor lauter Abpumpen und Zufüttern keine Zeit mehr zum Spielen und Kuscheln hat. Daher finde ich es sehr schön, dass Sie, Biggi, ohne zu kritisieren, Möglichkeiten aufzeigen, das Stillen mit professioneller Hilfe fortzusetzen, aber auch Alternativen, wie Flaschennahrung nicht verurteilen. Dieser Respekt vor den Bedürfnissen anderer herrscht ganz sicher auch in Ihrer Familie. Daher erstaunt mich die Geschichte von Ihrem Sohn, der Ihnen ungefragt Kaffee bringt, auch nicht. Er wäre wahrscheinlich auch ohne stillen ein toller Junge geworden, aber trotzdem schön, dass er so lange an der Brust trinken durfte. Nochmal ein großes Lob von einer stillen Leserin!! Daniela
Liebe Daniela, danke für das liebe Mail! In der Tat sind Stillberaterinnen keine Stillfanatikerinnen und die oberste Regel aller Stillberaterinnen lautet "Füttere das Baby". Selbstverständlich ist die erste Wahl als Nahrung für ein Baby die Milch der eigenen Mutter und das volle Stillen ist anzustreben, nicht aus "Hysterie", sondern weil nachgewiesenermaßen eine ausschließliche Ernährung des Babys mit Muttermilch für etwa die ersten sechs Monate in vielfacher Hinsicht das Beste für das Kind ist. Wenn jetzt jedoch aus welchem Grund auch immer nicht genügend Muttermilch für ein Kind zur Verfügung steht, dann wird keine Stillberaterin auf dieser Welt das Kind hungern lassen. Im Gegenteil in solchen Situationen sind wir froh, dass es künstliche Säuglingsnahrung in der heutigen Qualität gibt. Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass es selbst in unserer Zeit noch Fälle gibt, in denen ein Kind auf Spendermilch angewiesen ist, weil die künstliche Säuglingsnahrung eben doch keine identische Kopie des Originals ist, nicht umsonst gibt es Milchbanken. Keine Stillberaterin wird jemals eine Frau zum Stillen zwingen, aber jede Stillberaterin wird einer anfragenden Frau Informationen geben, die auf ihrer Erfahrung und den entsprechenden wissenschaftlichen Hintergründen beruhen. Auch wird keine Stillberaterin einer Frau ein schlechtes Gewissen einreden, weil sie nicht oder nicht voll stillt. Wissenschaftlich belegte Fakten lassen sich jedoch nicht wegdiskutieren. Was das Wissen um das Stillen angeht, sind StillberaterInnen nun einmal die ExpertInnen (es gibt auch eine Handvoll männlicher Stillberater). Im Gegensatz zu ÄrztInnen und Hebammen haben wir eine intensive Ausbildung auf diesem Fachgebiet. Meine persönliche Meinung und mein Erziehungsstil fließen hier sicherlich ein und ich denke auch, dass ich meinen Kaffee auch so bekommen würde :, trotzdem glaube ich, dass der Grundstein damals gelegt wurde. Unsere Kinder sind uns wichtig und das lassen wir sie gerne und oft spüren und oft haben wir uns selbst zurück genommen, ohne dass es ein Zwang war. Klar soll es einer Mutter auch gut gehen, aber ich meine einfach, dass manchmal der Egoismus etwas zurück stehen sollte. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Deshalb versuche ich hier, den Müttern zu vermitteln, dass es okay ist, wenn ein Baby z.B. nachts kommt und dass sie nicht gegen ihr Baby kämpfen müssen, sondern friedvoll gemeinsam diesen Weg zusammen zurücklegen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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