Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dieses Mal stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dieses Mal stillen?

Sonnenschein87.

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Guten Tag, Ich habe vor fast 6 Jahren mein erstes Kind unbedingt stillen wollen, am Besten so lange wie möglich. Ich habe alles dafür getan. Hat leider nie so richtiggeklappt wie bei anderen. Hatte leider ständig Milchstaus und Brustentzündungen mit über 40 Fieber. Als der Kleine 2 Monate alt war, hatte ich ein großen Abszess an der Brust, der musste operativ unter vollnarkose herausgeschnitten werden. Die sehr tiefe Wunde blieb offen, musste täglich ausgespült  werden und der Verband innen (zur Füllung) gewechselt werden der Klinik. Ich musste also täglich 25 min in die Klinik fahren, 1 bis 3 Std Wartezeit, ausspülen lassen. Und das alles mit Neugeborenen. Ich hatte also im gesamten Wochenbett nur Stress und Sorgen. Ich war extrem traurig, dass ich nicht stillen kann, es gab viele Tränen. Aber ab der Flaschengabe wurde es insgesamt entspannter und einfacher zu Hause. Beim zweiten Baby wollte ich mich wieder trauen, ich wollte es so gerne schaffen zu stillen, aber nach dem dritten Tag, wo ich mir unsicher war weil es nicht gut klappte, stillte ich ab. Vielleicht weil mir der Mut fehlte, mit 1.5 jährigen Kind. Meine Hebamme war etwas ärgerlich dass ich es nicht direkt nach der Geburt sagte. So machte ich tagelang mit harten schmerzenden Brüsten herum und musste ausstreichen alle paar Stunden. Was auch wieder Stress war. Jetzt bin ich wieder schwanger, ich dachte davor, dass ich mir direkt nach der Geburt die Abstilltablette geben lasse und in Ruhe das Wochenbett genieße, im Krankenhaus schon entspannt mit flache fütter ohne Sorgen dass es nicht zunimmt (kaiserschnitt soll wegen einem.anderen Problem zwischen Ende 37ssw und Anfang 38ssw sein) vermutlich wird es schlapp und müde sein und leichter vom Körpergewicht. Jetzt durch die Hormone habe ich aber wieder Sehnsucht nach einer engen Stillbeziehung mindestens 1 Jahr. Ich würde das so gerne mal erleben. Aber möchte das Erlebte nicht nochmal durchlaufen. Vor allem mit 2 kleinen Kindern noch dazu, die teilweise sehr anstengend sind. Mein Mann wird 2 Wochen, höchstens 3 Wochen Urlaub haben nach Geburt und danach erst 19.15 Uhr zu Hause sein abends. Ich bin mir so unsicher, und da ich es direkt nach Geburt wissen sollte, muss ich es genau überlegen. Können Sie mir was zu der Situation sagen? Kann es diesmal anders laufen? Oder neige ich zu solchen Problemen? Ich habe dieses Mal auch keine Hebamme im Wochenbett. Ich weiß dass ich es selbst wissen sollte, aber die Hormone halten mich davon ab klar zu denken. Beim letzten Mal lief es auch so ab.


Biggi Welter

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Liebe Sonnenschein87., es tut mir leid, dass deine erste Stillerfahrungen nicht so waren, wie du es dir gewünscht hast. Das muss sich beim dritten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von dir, dich bereits vor der Geburt deines nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, hast du gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Etwa 95 bis 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt sie wollen und haben die richtige Unterstützung. Das heißt zwei bis fünf Prozent aller Frauen können tun, was sie wollen, sie werden trotz allen Bemühungen und aller Unterstützung nicht oder nicht voll stillen können. Es gibt einige Ursachen, warum eine Frau nicht so stillen kann, wie sie es gerne möchte, aber in den meisten Fällen liegen nicht körperliche Ursachen vor, sondern die Frau wurde nicht richtig informiert und unterstützt. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kannst du am besten dadurch vorbeugen, dass du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass du dich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informierst. Nochmals: Ganz wichtig ist, dass du weißt, wie korrekt angelegt ist und woran du erkennst, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst du nicht nur andere stillende Mütter, sondern du lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Sie kann dir auch sofort helfen, wenn du einen Milchstau bekommst, damit es eben nicht zu einem Abszess kommt! Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundige dich auch einmal, vielleicht gibt es in deiner Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche dir schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. Liebe Grüße Biggi


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