Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

"Dauernuggeln" mit 9 1/2 Monaten

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: "Dauernuggeln" mit 9 1/2 Monaten

Mitglied inaktiv

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Hi, vor kurzem schilderte ich Dir noch die Situation, das mein Kleiner Nachts alle 30 Minuten aufwacht und durstig/hungrig ist. Inzwischen ist wieder eine neue Phase, die mich auch total anspannt. Seit ein paar Tagen trinkt er an meiner Brust manchmal 1 u 2 Std. , bis er endlich einschläft. Besonders abends dauert es sehr lange. Bis wir fertig sind, ist mein Mann manchmal schon eingepennt....Ist das auch "nur ne Phase"? Wie ist das einzuschätzen? Denke manchmal, weil ich mit der Beikost nicht so regelmäßig bin, manchmal 2-3 Essen und manchmal nur Mumi, weil ich nicht zum einkaufen gekommen bin oder kein Gemüse beim Biobauer gescheit ist....kann das sein ? Ach, ich bin so erschöpft und müde, unglaublich!


Biggi Welter

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Liebe Gisela, Du kannst es ja mal probieren, aber ich denke nicht, dass regelmäßigere Beikostzeiten die Stillwütigkeit deines Sohnes bessern :-). Um die neun Monate machen viele Kinder gerade einen großen Entwicklungsschub (viele beginnen in dieser Zeit auch mit extremem Fremdeln). All die neuen Eindrücke dieser für deinen Sohn manchmal doch unheimlichen großen Welt und auch das Zahnen können für unruhige Nächte und auch Tage sorgen. Da ist es gut, wenn die vertraute Mama in der Nähe ist und das Kind eine Extraportion Nähe beim Stillen bekommt. Dies ist sicher nur eine Phase, die vorbei gehen wird, trotzdem ist es für dich natürlich stressig. Rein vom Biologischen her gesehen ist Stillen keine zusätzliche nervliche Belastung, sondern durch den erhöhten Prolaktinspiegel ist die Mutter gelassener, denn Prolaktin wirkt wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Das merken viele Frauen nach dem Abstillen, dass sie plötzlich durch die sprichwörtliche "Mücke an der Wand" genervt sind und viel schneller die Geduld verlieren, was sich wiederum mit dem abgesunkenen Prolaktinspiegel erklären lässt. Ich denke auch nicht, dass es wirklich das Stillen ist, was dich stresst, sondern vielmehr die Tatsache, dass Du als Mutter Schwerstarbeit leistest, die noch dazu kaum jemand als solche anerkennt. Du fühlst dich erschöpft und müde und erhoffst dir vom Abstillen eine Erleichterung. Dieser Gedanke liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Statt nun das Stillen einzuschränken, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: o nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... o Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. o Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. o Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. o Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. o Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Bin so froh,dass es Dich gibt, drück Dich mal ganz lieb!!!


Biggi Welter

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:-) Oh danke, das tut gut :-) Gute Nacht Biggi


Mitglied inaktiv

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???


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